Название | Alles ist Übergang |
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Автор произведения | Michael Albus |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766642981 |
Ja! Wenn seine Tochter da ist, dann ist das meine Tochter, und wenn meine Tochter da ist, dann ist das seine Tochter.
Albus
Gehen wir nochmal einen kleinen Schritt zurück. Zu der Zeit vor Ihrem Eintritt in den „Traumberuf“ bei der AZ.
Herr Fink
In der Zeitung habe eine Anzeige gelesen: „Statistiker gesucht“. Ich hatte von Statistik zwar keine Ahnung, habe mich aber immer unwahrscheinlich für Zahlen und Statistiken interessiert … (Hat Mühe weiterzusprechen)
Frau Fink
Ich glaube vierzig Jahre hast du dann dort gearbeitet …
Herr Fink
Über vierzig Jahre! Mit 22 bin ich eingetreten und mit 63 ausgetreten. Ich war bei der Rhein-Main-Presse immer im Büro. Zuerst war ich Sachbearbeiter in der Anzeigenberechnung. Das war viele Jahre so, und die Arbeit hat mir große Freude gemacht. Der Anzeigenchef war glücklich und sehr zufrieden mit mir. Dann wurde das EDV-System eingeführt. Da war ich „dran“, weil ich der geeignete Mann war. (Muss trinken, weil ihm die Stimme versagt) …
Albus
Sie erzählen ja jetzt von dem, was man als „Lebensstrecke“ bezeichnen kann. Da treibt man alles Mögliche und es treibt einen alles Mögliche um. Schon in der Jugendzeit, in der man Beziehungen knüpft und manches andere versucht. Aber im Blick auf die Lebensstrecke frage ich, was außer dem Beruf oder der Familie für Sie besonders wichtig war, was Sie innerlich und äußerlich beschäftigt, umgetrieben, in Bewegung gebracht und gehalten hat.
Herr Fink
Als ich Erika kennengelernt habe, sind wir viel gereist. Das hing schon damit zusammen, dass Erikas Tochter in Mexiko war.
Frau Fink
Vorher waren wir auch oft in Paris, weil Helmuts Tochter in Paris lebte.
Herr Fink
Wir haben auch Reisen mit den Enkeln unternommen. Sechs Enkel haben wir und einen Urenkel.
Albus
Noch einmal: Was hat Sie in den Jahren besonders interessiert? Wie haben Sie miteinander gelebt?
Herr Fink
Wichtig war für mich die Welt der Pflanzen. Ich bin ein Pflanzenforscher – in Anführungszeichen. Es gibt im Mainz einen Verein, der heißt „Cyperus“ – das ist ein Pflanzennamen. Der Verein interessiert sich für Aquarien, Terrarien und Naturgärten. Im Verein habe ich oft über Pflanzen referiert.
Frau Fink
Anfangs war er ja Aquarianer. Dadurch ist er in den Verein gekommen. Aber dann hat er für die Aquaristik weniger Interesse gehabt und hat sich auf die Pflanzen- und Gartenseite verlegt, hat am Aufbau eines historischen Gartens in Mainz-Kastel mitgearbeitet. Dabei ging es um die Rekonstruktion eines Gartens aus der Zeit Karls des Großen. Das war einer der wenigen Gärten, die es dazu in Deutschland gibt, ein historischer Garten, in dem Pflanzen aus der Zeit Karls des Großen wachsen. Wir sind herumgereist und haben auch in Aachen den Garten angeschaut. Stolz sind wir darauf, dass wir mehr Pflanzen in unserem Mainzer Garten haben als die Aachener. Der lateinische Name heißt: capitulare de villis, nach Karl dem Großen.
Albus
In Ihrer freien Zeit haben sie solche Gärten angelegt?
Herr Fink
Ja! Aber davor gab es ja auch viele andere Interessen. Ich habe zum Beispiel Buntfische im Aquarium gezüchtet. Auch dazu habe ich Vorträge gehalten.
Ich habe immer mal wieder das Interessengebiet gewechselt. Dazwischen gab es Pausen.
Albus
Im Hintergrund – sagen Sie mir’s, wenn es anders ist – erahne ich eine große Liebe zur Natur.
Herr Fink
Das ist genau richtig. Damit wollte ich kein Geld verdienen! Ich habe das aus einem Herzensinteresse heraus gemacht. Geld habe ich verdient durch den Beruf. Mir ging es um das Erlebnis der Natur. Wenn wir zusammen gereist sind, haben wir immer wieder alte Klostergärten besucht, die uns Vorbilder oder Anregung sein konnten.
Frau Fink
Und wir haben Bücher und Bücher gekauft – meterlange Regale haben sich angefüllt – und dazu noch die Bibliotheken in Mainz ausgenutzt. Das war auch nun mein Interesse geworden. Wir haben alles zusammen gemacht. Früher hatte ich andere Interessen. Dieses habe ich durch ihn erworben. Und ich bin glücklich darüber. Das war wunderschön.
Herr Fink
Ja! Wunderschön!
Albus
Das finde ich auch sehr schön und interessant. Gerade in der heutigen Situation, in der die Natur eher zu „kippen“ droht durch die Ausbeutung der Menschen, bekommt das eine ganz wichtige Bedeutung. Sie haben Natur als etwas Schönes, Wertvolles, Lebendiges, Schützenswertes angesehen.
Herr Fink
Ja, das stimmt! Und schön dabei war auch, dass ich das zusammen mit meiner Frau gemacht und durchgehalten habe.
Albus
Haben Sie bei der Beschäftigung mit der Natur noch tiefergehende Fragen interessiert? Fragen über Leben und Tod, über Blühen und Vergehen zum Beispiel?
Herr Fink
Oh ja, solche Fragen haben mich schon beschäftigt. Intensiv. Ich habe mir viele Gedanken gemacht über die Tatsache, dass die Pflanzen vergehen. Es hat mich berührt, wenn ich sie sterben gesehen habe. Dann habe ich alles versucht, um sie so zu pflegen, dass sie wieder aufgeblüht sind. Meine Frau hat dann schon eher mal gesagt: „Tu’ sie doch weg!“
Frau Fink
Ja, manchmal sind sie sogar wiedergekommen, sind wieder richtig gesund und lebendig geworden. – Helmut schneidet keine abgestorbenen Blüten ab, er schneidet überhaupt nichts von den Pflanzen ab.
Herr Fink
Ich lasse alles deswegen dran, weil das der Natur vielleicht noch etwas nützen kann, zum Beispiel Nahrung für die Vögel sein kann.
Albus
Ihnen war daran gelegen – das höre ich jetzt heraus –, dass die Natur ihren Kreislauf bewahren kann, dass sie nicht nur ein Teil, sondern ein Ganzes ist.
Herr Fink
Ja! Darum ging es mir.
Albus
Frau Fink, haben Sie das immer alles mitgemacht oder nicht auch einmal gesagt: „So, jetzt reicht es mir!“?
Frau Fink
Ich habe das immer voll mitgemacht. Es hat mich fasziniert. Früher habe ich mich wenig für Natur interessiert. Die intensive Beschäftigung mit der Natur, das intensive Verhältnis zu ihr habe ich erst durch Helmut kennengelernt – und habe es dann auch geliebt.
Das war mir wichtig: Wir haben immer alles zusammen gemacht. Da gab es keinen Streit zwischen uns.
Herr Fink
Es gibt ja auch bei unterschiedlichen Interessen glückliche Ehen. Da könnte ich Beispiele nennen. Ein Bekannter hat Schlangen gezüchtet. Das war nicht das Interesse seiner Frau, und dennoch haben sie eine glückliche Ehe geführt. Unterschiedliche Interessen müssen kein Trennungsgrund sein.
Albus
Sie sind also durch das wachsende Gemeinsame mehr zueinander gekommen, aneinander gewachsen?
Frau Fink und Herr Fink
Ja, Ja! Unbedingt!
Albus
Ich beginne, mir das immer deutlicher vorzustellen durch Ihre Erzählungen: Sie haben zusammen ein ausgefülltes und erfülltes Leben geführt. Nach der Pensionierung haben Sie das weiter intensiviert, haben irgendwie ohne größere Sorgen gelebt, waren im Rahmen Ihrer