Название | Muster für morgen |
---|---|
Автор произведения | Frank Westermann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Andere Welten |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871834 |
»Ziehen Sie jetzt Ihre Raumanzüge aus«, befahl eine Lautsprecherstimme.
Nichts lieber als das, dachte ich und wir entledigten uns der unbequemen Monturen. Endlich wieder Bewegungsfreiheit. Andererseits hatten wir nur mit den Anzügen eine Chance, die Station wieder zu verlassen und die angedockte CHANGE zu erreichen.
»Sieht aus wie eine Gaskammer«, zischte Lucky.
»Dann hätten sie sich den Aufwand sparen können«, gab ich zurück.
Sobald unsere Anzüge auf dem Boden lagen, öffnete sich eine Klappe in einer Ecke, und sie wurden von mehreren metallenen Greifern weggezogen.
Lucky ballte die Fäuste. »Ich fühle mich hilflos wie ein neugeborenes Baby!«
Sonnenfeuer legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ihre Augen blitzten und sie war zweifellos ein exotischer Anblick in ihrem merkwürdigen Gewand und mit ihren Zöpfen. Selbst Kortanor verblasste dagegen, obwohl seine überlangen Arme und das Fehlen der Ohrmuscheln zeigten, dass er nicht von der Erde stammte. Sucherin, Lucky und ich sahen aus, als hätten sie uns mitten von der Straße weggeholt.
Dann begannen die sogenannten medizinischen Untersuchungen. Wir wurden in verschiedenem Licht gebadet, mit allerlei Geräten abgetastet, geröntgt usw. Alles wurde von draußen gesteuert und rein mechanisch durchgeführt.
Die Prozedur dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann schwang die Tür, durch die wir reingekommen waren, wieder auf. Erneut kam uns der schmierige Typ entgegen.
»Na, sehen Sie, es ist alles in Ordnung«, strahlte er uns an und das, obwohl sie spätestens jetzt rausgefunden haben mussten, dass auch Sonnenfeuer eine Außerirdische war (Sucherin konnte man vielleicht eher als Anders-Irdische bezeichnen).
»Kommen Sie mit«, forderte er uns auf. »Ich stelle Sie einigen Leuten vor, die sehr an Ihnen interessiert sind, und dann können Sie erzählen, wer Sie sind, woher Sie kommen und alles andere.«
Sonnenfeuer sah ihn mitleidig an. Wahrscheinlich denkt sie, er ist verrückt, fuhr es mir erheiternd durch den Kopf. Er musste uns wirklich für reichlich naiv halten. Luckys und meine Fahndungsbilder hatten ihn sicher schon erreicht, auch wenn das alles schon Jahre zurücklag und auf den Südlichen Inseln passiert war. Die Zusammenarbeit in Polizeifragen war schon immer ausgezeichnet gewesen. Und das würde in der zugespitzten politischen Situation in Neu-Ing und auf den Südlichen Inseln, über die wir uns dank abgehörten Funkverkehrs hatten informieren können, nicht anders sein.
Die Wachsoldaten waren außer zweien verschwunden, aber ich zweifelte nicht daran, dass wir auf Schritt und Tritt von Monitoren, Kameras und anderen Spiontastern überwacht wurden. Ein Aufzug brachte uns weiter in die Tiefe der Station. Der Weg endete in einer Art Konferenzsaal, der von einem mächtigen Tisch beherrscht wurde, um den sich bestimmt 50 Stühle gruppierten. Aber nur fünf von diesen Stühlen waren besetzt. Vier Männer und eine Frau, alles Weiße. Sie standen auf, als wir reinmarschierten, und unser Führer stellte uns, so gut er konnte, vor. Ich behielt keinen der Namen, die er uns sagte, auch seinen eigenen nicht. Er erwartete dann wohl, dass auch wir unsere Namen bekannt gaben, aber wir dachten nicht daran, diese Komödie mitzuspielen.
»Äh, ja, setzen Sie sich doch,« durchbrach er das darauf folgende allgemeine Schweigen.
Dann ließ er von einem menschenähnlich gestalteten Roboter etwas zu trinken und zu essen auffahren und nahm uns gegenüber neben den anderen Platz. Das alles sollte uns wohl beeindrucken. Nun, das Essen nahm ich gerne an, aber mein einziger Gedanke kreiste darum, wie wir aus dieser gigantischen Falle wieder rauskommen konnten.
Es stellte sich dann schnell raus, dass alle sechs geschulte Verhörspezialisten waren. Zuerst versuchten sie es auf die weiche Tour, indem sie beteuerten, dass sie mit uns zusammenarbeiten wollten und nichts lieber täten, als uns zur Erde zu bringen, aber leider wären da eben noch ein paar Fragen offen... Wir müssten doch einsehen, dass sie den Kontakt zu Vertretern anderer Völker nicht einfach so abhaken könnten usw. blabla.
Irgendwann riss Lucky der Geduldsfaden und er rang sich zu einer Art Statement durch:
»Es hat wohl wenig Zweck, wenn Sie uns weiter hier mit Ihren Fragen bombardieren,« regte er sich auf. »Wir sind nicht daran interessiert, sie zu beantworten. Und niemand von uns ist hier als Vertreter irgendeines galaktischen Volkes. Sie machen sich da ganz falsche Vorstellungen. Wir haben keine Informationen für Sie! Das einzige, was wir wollen, ist, dass Sie uns in Ruhe zur Erde fliegen lassen, wo wir uns mehr oder weniger in Ihre hervorragende Gesellschaft eingliedern werden. Sie haben überhaupt kein Recht, uns hier weiter festzuhalten!«
Natürlich war das ein ziemlich sinnloser Gefühlsausbruch, aber der Ton schien ihnen nicht zu gefallen.
Sie griffen jetzt zu härteren Worten und drohten offen damit, dass sie uns hier einsperren würden, wenn wir nicht bestimmte Informationen preisgäben. Wir befanden uns in einer Sackgasse und ich hatte keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen sollten. Lucky und ich gaben schließlich unsere Namen an, weil sie die vermutlich schon aus ihren Computern hatten, und beteuerten wiederholt, dass wir nur zur Erde zurück wollten, um da ganz »normal« zu leben.
Sie waren natürlich stutzig geworden, als sie herausbekamen, dass ihre Akten über uns schon neun Jahre alt waren, und versuchten rauszukriegen, was wir in der Zwischenzeit getrieben hatten. Auch das versuchten wir schließlich zu erklären, aber vermutlich glaubten sie uns kein Wort oder sie verstanden es einfach nicht.
Allmählich kam ich immer mehr zu der Überzeugung, dass sie an etwas ganz bestimmten interessiert waren, denn ihre Fragen steuerten immer wieder auf den Punkt zu, wie wir den Einflug in unser Sonnensystem geschafft hatten.
»Sagen Sie uns doch endlich mal konkret, was Sie wissen wollen!« fuhr ich sie an. »Sie reden doch nur um den heißen Brei herum.«
Daraufhin ergriff unser »Kontaktmann« wieder das Wort:
»Ich möchte, dass Sie sich über Ihre Situation im Klaren sind. Wir könnten Sie ohne weiteres verhaften lassen, denn Sie beide« – er deutete auf Lucky und mich – »sind gesuchte Terroristen. Die Unterlagen von den Südlichen Inseln sind zwar alt, aber so etwas verjährt nicht. Und was außerirdische Besucher angeht, da sind wir ganz vorsichtig geworden. Unter bestimmten Voraussetzungen könnten wir allerdings von einem Verfahren absehen...«
»Also sagen Sie uns lieber gleich, wie Sie durch die Barriere gekommen sind!« brüllte uns plötzlich ein anderer an.
Wir sahen uns ungläubig an. Mir dröhnte der Kopf von dem ganzen Hin und Her. Ich wollte nur noch raus. Was sollte das jetzt? Von welcher Barriere war hier die Rede?
»Was meinen Sie überhaupt?« fragte Lucky überrascht für uns alle.
»Tun Sie doch nicht so!« schnappte die Frau. »Sie müssen doch wissen, wie Sie durchgekommen sind. Wahrscheinlich sind Sie sogar dafür verantwortlich.«
»Jetzt reicht’s aber!« schrie Kortanor, der sich bislang erstaunlich zurückgehalten hatte. »Wir haben genug von diesem Verhör. Wir...«
Sonnenfeuer brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Wir waren alle aufgesprungen und ich dachte, dass wir jetzt einen Fluchtversuch wagen würden. Ich starrte die Zauberin irritiert an. Worauf warteten wir noch?
»Beruhigen Sie sich doch!« appellierte einer der Typen an uns. »Es ist doch keinem damit geholfen, wenn wir hier uns anschreien. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Wir können uns doch einigen. Lassen Sie sich nicht zu unbedachten Maßnahmen hinreißen.«
Was, dachten die, konnten wir schon für Maßnahmen ergreifen, wunderte ich mich.
»Lassen Sie unseren anderen Gast eintreten«, sprach einer von ihnen in ein Tischmikrofon. Dann wandte er sich wieder an uns. »Wir möchten Sie davon überzeugen, dass es besser ist, auf unsere Fragen einzugehen.«
Ob