Название | Muster für morgen |
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Автор произведения | Frank Westermann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Andere Welten |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871834 |
»Na, dann auf ins Vergnügen!« brummte ich.
Es dauerte nicht lange, dann sprach unser Funkgerät erneut an. Wieder meldete ich mich und diesmal erhielt ich Kontakt zu einem Typen in schneidiger Uniform, wohl irgendein Offizier.
»Stoppen Sie sofort Ihr Schiff!« forderte er mich auf. »Anderenfalls eröffnen wir das Feuer!«
»Sie haben wohl zu viele Western gesehen?« knurrte ich zurück.
Kortanor gehorchte wortlos. Aber ich konnte an seinem Gesicht sehen, wie ihm diese Situation zu schaffen machte.
Inzwischen hatte der Offizier einem anderen Mann Platz gemacht, das Bild war jetzt noch unschärfer und ich vermutete, dass wir es mit einer Direktübertragung von der Erde zu tun hatten. Es handelte sich ebenfalls um einen Weißen, also wahrscheinlich einen Regierungsvertreter von Neu-Ing.
»Hören Sie,« begann er auf mich einzureden. »Verstehen Sie unsere Maßnahmen nicht falsch. Wir sind natürlich völlig überrascht über Ihr Auftauchen. Da müssen wir einfach gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen. Natürlich rechneten wir irgendwann mit einem – vielleicht zufälligen – Besuch außerirdischer Intelligenzen, aber Sie sind ja augenscheinlich von der Erde oder? Ich meine, Sie müssen uns erklären, wie Sie da an Bord gekommen sind und wer dieser Außerirdische ist und das alles und ...«
»Okay«, unterbrach ich sein Gestammel. »Angesichts Ihrer freundlichen Einladung wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Sagen Sie also, was wir tun sollen und verhindern Sie, dass Ihre schießwütigen Soldaten auf irgendwelche Knöpfe drücken.«
Lucky fluchte resigniert vor sich hin. »Am liebsten würde ich dem Schleimer in Arsch treten.«
»Vielleicht haben wir später dazu Gelegenheit«, schloss sich Kortanor ihm an.
»Seid doch mal ruhig!« zischte ich ihnen zu. »Ich muss doch erst mal zusehen, dass diese Zinnsoldaten nicht versehentlich an ihren Geschützen rumfummeln.«
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich hasste natürlich diese »Diplomatie« ebenfalls. Außerdem befürchtete ich, dass Lucky zusammenbrechen könnte, wenn sich die Situation verschlimmerte und uns eine Gefangenschaft drohte. Bergotos lastete noch immer wie ein Alptraum über ihm.
»Also folgendes«, ließ sich der Zivile wieder hören. Anscheinend hatte er sich neue Anweisungen geholt. »Sie werden bis in eine Erdumlaufbahn eskortiert und steigen dann mit Ihrer Besatzung auf eine Raumstation um. Dort werden Sie erst mal gründlich untersucht. Eventuell müssen Sie in Quarantäne. Wer weiß, was Sie uns alles sonst einschleppen!«
»Verstanden,« sagte ich kurz und schaltete die Verbindung aus. Mir kam schon die Galle hoch und ich hatte absolut keine Lust, länger als unbedingt nötig mit dem Kerl zu palavern,
»Also so direkt unfreundlich erschien er mir gar nicht«, meinte Sucherin.
»Ja, schließlich weiß er ja auch nicht, wen er vor sich hat«, erklärte Kortanor. »Vielleicht hat er Angst davor, dass hier an Bord ein paar Supermonster sind. Da muss er schon etwas vorsichtig taktieren.«
»Klar«, bestätigte Lucky. »Und wenn sie uns erst mal auf Nummer Sicher haben, landen wir ganz schnell im Knast!«
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hör zu, wir werden alles versuchen, damit wir dir und uns ein neues Bergotos ersparen. Da kannst du dir sicher sein!«
Er sah mich skeptisch an; denn angesichts des Militäraufgebots vor uns im All waren das kaum mehr als hohle Worte.
Die Militäreinheiten nahmen die CHANGE in die Mitte und dann ging’s langsam weiter Richtung Erde.
Irgendwann während dieser Flugphase gesellte sich Sonnenfeuer zu uns. Sie starrte auf den Hauptbildschirm.
»Sie haben uns aufgebracht?« fragte sie leise.
Kortanor machte eine Handbewegung, die Zustimmung bedeutete.
Er fasste ihre Hand. »Geht es dir besser?«
»Ein wenig, aber ich habe immer noch starke Kopfschmerzen. »Ich muss weiter versuchen, mich auf die neue Situation einzustellen.« Sie sah uns der Reihe nach an. »Jedenfalls ist dies kein guter Anfang und vielleicht bin ich von meinem Ziel weiter entfernt, als ich es in meiner Heimat war.«
Niemand sagte etwas. Die Zauberin hatte schon früher Zweifel geäußert, ob es richtig gewesen war, ihre Welt zu einem Zeitpunkt zu verlassen, als diese von einer Invasion bedroht war. Nun, auch wir hätten uns eine bessere Entwicklung der Dinge vorstellen können...
Die Raumstation entpuppte sich als ein riesiges Ungetüm und es mussten enorm viel Arbeit und Geld aufgewandt worden sein, um es hierher zu setzen. Ich hatte gleich den Verdacht, dass es sich hier nicht nur um ein »Weltraum-Hospital« handelte. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch den Anblick einer Anzahl von Raumschiffen, die diese Station in exakt militärischer Formation umkreisten.
»Das sieht mir eher wie ein Spezialknast aus«, sprach Lucky unsere Befürchtungen aus.
»Wahrscheinlich ist das nur eine ihrer Funktionen«, vermutete ich.
»Darauf lasse ich mich auf keinen Fall ein!« begehrte jetzt auch Kortanor auf. »Ich bin doch nicht hergekommen, um mich einsperren zu lassen!«
»Sobald wir eine Chance sehen, sollten wir zur Erde fliehen«, schlug Sucherin vor. »Und zwar bevor sie uns getrennt und isoliert haben.«
Leicht gesagt, dachte ich, und mir wurde schon ganz flau im Magen. Es würde bestimmt nicht so einfach sein, von einem Militär-Stützpunkt zu entkommen.
Die CHANGE wurde bis zu einem Landefeld auf der Oberfläche der Station eskortiert. Dann wurden wir aufgefordert, unser Schiff zu verlassen. Kortanor traf einige Sicherheitsvorkehrungen an den Datenspeichern, wir zogen unsere Raumanzüge über und dann stapften wir hinaus.
Da Kortanor als einziger über Erfahrung im freien Raum verfügte, fühlten wir uns alle ziemlich unsicher. Es herrschte nur geringe Schwerkraft, und wir hielten uns aneinander fest, als wir uns dem Empfangskomitee näherten.
Mindestens 20 Soldaten waren es, die uns bereits erwarteten.
Sie waren teilweise mit Gewehren bewaffnet, und sahen so aus, als würden sie sie auch benutzen. Und dann ging’s ins Innere der Station, wo sich die Schwerkraft dank der Technik wieder normalisierte. Bis jetzt hatte noch niemand ein Wort mit uns gewechselt und auch wir waren angesichts der massiven Bedrohung stumm geblieben. Doch jetzt, gleich an der Eingangsschleuse, kam mit langen Schritten ein Mann auf uns zu, der ebenfalls in einem Raumanzug steckte.
Sie mussten wirklich große Angst vor irgendwelchen Krankheitserregern haben, denn unsere Anzugsgeräte zeigten eindeutig, dass es hier atembare Luft gab.
Der Mann streckte uns die Hand entgegen, und als sie niemand nahm, räusperte er sich und sagte über sein Helmmikrofon: »Freut mich, Sie hier zu haben. Haben Sie keine Angst. Die Maßnahmen dienen nur zu Ihrer Sicherheit.«
Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, aber der Kerl sprach tatsächlich von unserer Sicherheit.
»Vielen Dank für den freundlichen Empfang«, knurrte ich zurück. Das sollte ironisch sein, klang aber dann doch mehr nach Unsicherheit.
An seiner Stimme erkannte ich, dass wir es mit dem gleichen Menschen zu tun hatten, der schon vorher unser Gesprächspartner gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie ihn extra von der Erde eingeflogen. Vielleicht doch eher ein Sicherheitsexperte als ein Politiker, vermutete ich.
Wir gingen hinter ihm her, eine Reihe blitzender Gänge und Korridore entlang, bis er uns die Tür zu einem weißgekachelten Raum öffnete. Uns blieb nichts anderes übrig als reinzugehen.
Der