Die Beatles, Marx und warme Kuhmilch. H.J. Perrey

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Название Die Beatles, Marx und warme Kuhmilch
Автор произведения H.J. Perrey
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783947373444



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Zeit die Verwaltungsgerichte längst nicht so häufig angerufen wurden wie in späteren Jahrzehnten, verhinderte eine ernsthafte Beeinträchtigung des Schulklimas. Als der Mann nicht mehr zu halten war, wurde er befördert und ins Ministerium berufen, wo er mit Schulentwicklungsfragen betraut wurde. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.

      Traugott erhielt an einem kühlen Märzabend 1961 den Anruf aus der Kreisstadt, das Gymnasium werde einen neuen Leiter bekommen, der bisherige Direktor werde nicht an seinen Schreibtisch zurückkehren. Traugotts Name fiel sofort, und in allen Parteien gab es weitblickende Leute, die ihn gern als künftigen Direktor sehen wollten.

      Dagegen stand das unumstößliche Gesetz, dass die Schulleiter im Land der Christdemokratischen Partei anzugehören hätten. Als man ihm deshalb einen Parteibeitritt nahelegte, winkte er ab, mit der Bemerkung, dass es wichtigere Kriterien gäbe, die Kompetenz eines Kandidaten auszuloten, als der CDU anzugehören. Als das am nächsten Tag im Neustädter Landboten nachzulesen war, sanken Buschs Aussichten, das Amt zu bekommen, rapide.

      Der Bürgerblock Neustadt an der Bille (BNB), eine einflussreiche politische Vereinigung, hatte sich wieder einmal durchgesetzt. In ihr sammelten sich bedingungslose Anhänger Adenauers und seiner Politik. Sowohl in der Landes- als auch in der Kommunalpolitik waren sie zum bestimmenden Faktor geworden. Wer sich ihnen in den Weg stellte, zog meist den Kürzeren.

      Doch im Fall Busch wendet sich das Blatt über Nacht, denn inzwischen steht alles im Zeichen des Bundestagswahlkampfes. Überregionale Presseorgane, darunter der Spiegel, stellen Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel unbequeme Fragen. Der lässt sich den Fall Busch vortragen, und mit einem Mal ist Traugott der Kandidat mit den größten Aussichten. Der BNB-Vorsitzende Osswald soll daraufhin gebrummelt haben: »Den schnitzen wir uns zurecht, wäre ja nicht der Erste.«

      Sieben Wochen vor Beginn der Sommerferien wird Traugott in sein neues Amt eingeführt. Als er verschiedenen Presseorganen des Landes ein ausführliches Interview gewährt, wird den ersten Politikern bewusst, dass sie möglicherweise einen Wolf im Schafspelz gekürt haben.

      Oberstudiendirektor Busch holt weit aus, nennt die Bundesrepublik ein pädagogisches Entwicklungsland, das immer mehr den Anschluss an die modernen Nachbarstaaten verliere. Dass die Studienbedingungen miserabel seien, habe sich inzwischen herumgesprochen. Dass es um das westdeutsche Schulwesen nicht besser bestellt sei, werde der Öffentlichkeit mehr und mehr bewusst. Er werde deshalb in Kürze einen bekannten Erziehungswissenschaftler nach Neustadt einladen, der allen interessierten Bürgern schonungslos darlegen werde, wie tief der Karren im Dreck stecke.

      Das ist ganz nach dem Geschmack der Pressevertreter, bahnt sich hier doch ein handfester Streit an, und das mitten im Wahlkampf.

      Kurz darauf packt der Neue ein Problem an, das vor zehn Jahren schon für Zündstoff gesorgt hat und das keiner mehr auf der Tagesordnung sehen möchte. Busch kommt auf die baulichen Mängel seiner neuen Wirkungsstätte zu sprechen, ein Thema, das ihn ab jetzt nicht mehr loslassen wird. Dort, wo einst eine preußische Garnison untergebracht war, in dem mehrstöckigen grauen Kasten aus der wilhelminischen Epoche, wo alles nach Stechschritt, Drill und Gehorsam riecht, will Busch keine Kinder mehr erziehen. Ihm schwebt ein moderner, heller Schulbau vor, der neue Generationen von aufgeklärten Staatsbürgern hervorbringen soll.

      Kaum gewählt, ordnete Busch im Beisein eines Bausachverständigen eine Begehung des Gebäudes an. Was er demonstrieren wollte, fiel schnell ins Auge. Die Bausubstanz war marode, bestimmte Räume für einen längeren Aufenthalt nicht mehr geeignet. Die Lichtverhältnisse in den Klassenräumen waren katastrophal. Im Keller, wo Kunst unterrichtet wurde und sich eine Werkstatt befand, waren die Wände nicht nur feucht, sondern stellenweise nass. Die gesamte Elektrik entsprach den baupolizeilichen Vorgaben kaum noch.

      Der Aufschrei der Zuständigen war groß. Landes- und Kommunalpolitiker liefen Sturm gegen das Gemäkel. Auch sie hatten das Thema bisher geschickt verdrängt. Deshalb konterten sie: Fünfzig Jahre habe der Bau seine Zwecke erfüllt. Und nun kam Zieten aus dem Busch und stellte Altbewährtes in Frage. Der neue Direktor – lautete ein Vorwurf – überschreite seine Kompetenzen, gehe überdies leichtfertig mit Steuergeldern um, habe sein Bausachverständiger doch 900 DM gekostet, was allein ein Skandal sei.

      Der Schulmeister konterte schnell und wirkungsvoll. Die oppositionellen Kräfte blamierten sich, als der Landbote einige Tage darauf auf der ersten Seite verkündete: Gutachten des Bausachverständigen aus eigener Tasche bezahlt.

      Busch wird gefeiert, vor allem sorgt er für heftige Debatten im Kreistag, wo es inzwischen mehrere Abgeordnete gibt, die seinen Vorschlägen aufgeschlossen gegenüberstehen. Sie wollen mehr wissen über die Kosten einer grundlegenden Sanierung des alten preußischen Kastens.

      Und ein weiterer Faktor kommt ins Spiel: Die Öffentlichkeit verschafft sich Gehör. Nun ist es nicht mehr egal, unter welchen Zuständen die Kinder unterrichtet werden. Die Politiker müssen erfahren, dass von der öffentlichen Meinung ein letztlich entscheidender Druck ausgehen kann.

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