Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Название Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Tessa Hofreiter
Жанр Языкознание
Серия Der neue Landdoktor
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980672



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auseinander.

      »Warum hast du dich ausgerechnet in eine Landarztpraxis beworben?«, fragte Felix. »Nach dem Betrieb in der Uniklinik München ist das doch wirklich ein Kontrastprogramm.«

      »Genau deswegen! Ich mag Menschen und möchte sie bei meiner Arbeit auch über einen längeren Zeitraum begleiten. In einer Landarztpraxis habe ich dazu die Möglichkeit. Hier können wir Patienten wie deine Großtante viel individueller betreuen als in einer Großstadt.«

      »Tante Magdalena mag dich.« Felix’ Blick umfasste Caros ausgefallenes Kleid, das zarte Tattoo, das sich über den Spann des linken Fußes erstreckte, ihre Frisur. Er lachte leise auf. »Irgendwie seid ihr beide schräge Vögel.«

      »Stimmt wohl. Ich weiß noch, wie sie in meiner Kindheit mit ihrem eigenwilligen Kleidungsstil für Gesprächsstoff gesorgt hat. Und ich konnte sie so gut verstehen! Ich fand auch das meiste, was es zu kaufen gab, langweilig.«

      »Na, da habt ihr aber beide das Beste aus der Situation gemacht«, schmunzelte Felix. Seine Hand hielt immer noch die der jungen Frau umfasst, und er stellte gerührt fest, wie vertraut und richtig es sich anfühlte.

      »Ich sollte jetzt gehen«, unterbrach Caros Stimme die abendliche Stille. »Morgen muss ich früh raus.«

      »Wo wohnst du denn jetzt? Du bist doch nicht wieder in dein Elternhaus gezogen?«

      »Nein, ich habe eine kleine Wohnung etwas außerhalb Bergmoosbachs gemietet.«

      »Dann fahre ich dich jetzt nach Hause.« Der Gedanke, sich jetzt von Caro trennen zu müssen, legte sich wie ein Gewicht auf die Schultern des jungen Mannes. Plötzlich wünschte er sich ihre Münchner Zeit zurück, er wünschte sich Caroline zurück.

      »Du brauchst mich nicht zu fahren. Ich habe eine Vespa, die drüben beim Doktorhaus steht, damit bin ich schnell zu Hause.«

      »Schade! Dann bringe ich dich eben nur zur Praxis.«

      Der Weg hinüber zum Doktorhaus dauerte keine zehn Minuten, was beide insgeheim bedauerten. Es war so vertraut, nebeneinander zu gehen, mit Felix’ Arm auf Caros Schultern und ihrem um seine Taille.

      Auf dem Parkplatz des Doktorhauses stand Caros alte rote Vespa. Felix lachte leise auf, als er das altmodische Gefährt sah. »Hast du dir endlich deinen Traum erfüllt!«

      Caro lächelte ihn an, und er sah Sternenlicht in ihren grünen Augen funkeln.

      »Man sollte nicht zu lange damit warten, sich seine Träume zu erfüllen«, sagte sie leise.

      »Sind da noch mehr unerfüllte Träume, Caro?«

      Jetzt tanzte das Sternenlicht in ihren Augen. »Ja, den einen oder anderen gibt es vielleicht.«

      Felix hob die Hand zu ihrem Gesicht, strich über eine Schläfe und zog sanft eine blaue Haarsträhne durch seine Finger wie ein Seidenband. »Gute Nacht, Caro.«

      »Gute Nacht, Felix.«

      Langsam verklang das Geräusch ihrer Vespa in den Straßen des schlafenden Ortes.

      *

      »Grüß Gott! Ich bringe Ihnen die Lieferung für diese Woche.« Der Bote vom Blumengeschäft Tausendschön legte die eingewickelten Sträuße auf den Tresen der Arztpraxis. Jeden Montag ließ Doktor Seefeld frische Blumen liefern, einen Strauß für die Anmeldung, zwei für die Fensterbänke des Wartezimmers und einen für seinen Schreibtisch im Sprechzimmer.

      »Danke, Hans-Peter«, antwortete Gerti und wollte schon nach der Quittung greifen, um sie zu unterschreiben, als der Bote noch einen weiteren Strauß aus seiner Transportbox holte.

      »Und hier ist noch ein Strauß für eine Frau Böttcher«, sagte er.

      »Vom Doktor?«, fragte Gerti ungläubig.

      »Nein, das ist ein anderer Auftrag«, kam die Erklärung.

      »Und von wem ist der?« Anonyme Blumen in ihrer ordentlichen Anmeldung, das kam für Gerti nicht infrage!

      Hans-Peter zuckte desinteressiert mit den Schultern. Er war ein Schüler, der mit diesem Job sein Taschengeld aufbesserte, wer was für wen bestellte, war ihm völlig egal. »Keine Ahnung, vielleicht ist eine Karte mit im Papier?«, sagte er, und dann verzog er sich rasch. In der Arztpraxis roch es schwach nach Desinfektionsmittel und wo es so roch, waren Spritzen mit langen Nadeln nicht weit, und vor denen hatte Hans-Peter einen Heidenrespekt.

      »So was! Bekommt Blumen an den Arbeitsplatz geliefert!«, knurrte Gerti leise vor sich hin. Sie trug die gewohnten Sträuße hinüber in die kleine Teeküche, wo auch die Vasen aufbewahrt wurden, nur den Strauß für ihre Kollegin ließ sie auf deren Schreibtisch liegen.

      »Gerti, sag, hast du denn auch schon einmal Blumen von einem Verehrer in die Praxis geschickt bekommen?« In der Tür zu Teeküche stand Afra, sozusagen Bergmoosbachs Buschtrommel. Sie hatte im Wartezimmer gesessen und die Blumenlieferung mit großem Interesse verfolgt.

      »Nein, habe ich nicht«, antwortete Gerti kühl. »Und setz dich bitte wieder hin, hier hat nur Personal Zutritt.«

      »Ich bin ja gar nicht in der Küche, ich stehe davor!«, verteidigte Afra sich.

      »Setz dich trotzdem wieder hin!« Das war Gertis Vorzimmer-Kommandostimme, der Afra sich lieber fügte. Von ihrem Platz aus konnte sie sowieso hervorragend zusehen, wenn diese Neue, diese flippige Caro, ihren Strauß auswickeln und die Karte lesen würde.

      Caro kam aus dem Behandlungszimmer an den Tresen zurück und übersah zunächst den Strauß. »Der wurde eben für Sie hier abgegeben«, sagte Gerti mit einem unüberhörbaren Vorwurf in der Stimme. Beruf war Beruf, und Privat war Privat, das hatte man nicht zu vermischen!

      »Blumen für mich? Wie nett!«, antwortete Caro und entfernte gut gelaunt das Einwickelpapier. Zum Vorschein kam ein rund gebundener, knuffiger Strauß Vergissmeinnicht, der mit einem grünen Seidenband zusammengebunden war. »Ach …«, sagte Caro leise und ließ mit einer träumerischen Geste das Schleifenband durch ihre Finger gleiten.

      So wie Felix an jenem Abend ihre Haarsträhne durch seine Finger gezogen hatte.

      »Ist gar keine Karte dabei? Woher weißt du denn, von wem die Blumen sind?«, erkundigte Afra sich von ihrem Logenplatz.

      »Dazu brauche ich keine Karte«, lächelte Caro. Sie stellte den Strauß in einer Vase auf ihren Schreibtisch, und für sie leuchtete das Blau der Vergissmeinnicht heller als der Sonnenschein.

      »Grüß Gott, alle miteinander!«, klang eine alte Frauenstimme von der Tür herüber.

      »Frau Albers!« Caro und Gerti hatten gleichzeitig den Tresen umrundet und nahmen die alte Dame in Empfang. »Warum sind Sie denn gekommen? Der Doktor macht doch Hausbesuche!«

      »Ich wollte halt ein bisschen spazieren gehen, und dann kann ich auch gleich das Rezept für das Mittel gegen meine Arthrose abholen«, erwiderte Magdalena. Wie immer hatte ihre treue Haushälterin die roten Haare geflochten und aufgesteckt, und wie immer trug die alte Dame kostbaren Schmuck. Sie stützte sich nur leicht auf ihren Gehstock aus Ebenholz mit dem silbernen Griff, und ihr schmales Gesicht hatte eine gesunde rosige Farbe.

      »Der Spaziergang scheint Ihnen wirklich gut bekommen zu sein«, stellte Gerti fest.

      »Es geht mir auch gut, ich bin halt nur ein bisschen müde.«

      »Dann setzen Sie sich bitte, wir kümmern uns um Ihr Rezept.« Caro führte die alte Dame zu einem Stuhl, und Gerti sprach mit dem Arzt wegen der Medikamente.

      »Bitte sagen Sie Caro, sie soll Frau Albers nach Hause begleiten. Ich bin ruhiger, wenn sie auf dem Heimweg Begleitung hat«, sagte Doktor Seefeld, als er seiner Sprechstundenhilfe das Rezept überreichte.

      »Soll ich nicht schnell das Medikament besorgen? Dann hat Frau Albers es gleich dabei«, bot Caro an. Sie lief rasch hinüber zur Apotheke.

      Magdalena blieb so lange im Wartezimmer sitzen und unterhielt sich mit Afra und Gerti. Sie wirkte völlig klar, hörte