Tampen, Pütz und Wanten. Dietmar Bartz

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Название Tampen, Pütz und Wanten
Автор произведения Dietmar Bartz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783843804448



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Holloa!«, »Wenn der Kapitän den Matrosen oben im Großmast Befehle zu geben beabsichtigt, ruft er: ›Main-top, hoay!‹ Worauf sie antworten: ›Holloa!‹«

      Heinrich Smidt, Michael de Ruiter (1846): »bestieg herr van W. mit dem sprachrohr die galerie und rief mit starker stimme: ›schiff ahoi!‹ nicht lange darauf erschien auf der hütte jenes schiffes ein mann.«

      Franz Reuleaux, Buch der Erfindungen (1889): »so ertönte … durch ein sprachrohr eine brüllende stimme: ›schiff ahoi!‹ der obersteuermann ergreift das sprachrohr und antwortet ›halloi!‹ passagiere und mannschaften eilen auf deck, in der meinung, es solle mit einem vorbeikommenden schiffe gesprochen werden.«

      Albatros, der, »Angehöriger einer Familie der Sturmvögel, Diomediidae«, mit drei Gattungen und 13 Arten.

      Entlehnt aus engl. albatross, albitross, niederländ. albatros, dies aus französ. alcatrace, span., port. alcatraz, in Europa zuerst andalus.-arab. al-gattas, entweder von al-gattas »Taucher, ein Wasservogel, der unterzutauchen pflegt, der Seeadler Haliaëtus albicilla« oder al-kadus »Krug« wegen der Schnabelform des Vogels. Vielleicht nannten die Araber in Spanien zuerst den Pelikan so, der in seinem großen Schnabel Wasser aufnimmt und seinen Jungen in der Wüste bringt; das Wort wurde auch auf andere große Meeresvögel übertragen, etwa auf Seemöwen. Wohl in England beginnt, um den Fregattvogel alcatras abzugrenzen, ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die Umbildung in albatross unter dem Einfluss von lat. albus »weiß«. Seeleute haben den Schwarzbrauenalbatros (Diomedea melanophris) und weitere Formen Mollymauk getauft, von niederländ. malemok »närrische Möwe«, auch: →Mallemucke. Albatros ist ein Ehrenname für den Kapitän eines Segelfrachtschiffs, der auf Ost-West-Kurs um Kap Horn gesegelt ist, Malamok/Mollymauk für die anderen Seeleute an Bord.

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      Wander-Albatros (Diomedea exulans).

      George Forster, Reise um die Welt (1778): »fiengen wir bey schönem gemäßigten wetter, nach vorhergegangenem harten sturm, neun albatrosse an schnur und angeln.«

      Lorenz Oken, Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände (1833): »es sind sehr große vögel auf der südlichen erdhälfte, welche, wegen ihres weißen gefieders, albatros heißen.«

      Alge, die, »Angehörige einer Gruppe niederer Pflanzen mit rund 40 000 Arten«, besonders »Seetang«.

      Lat. alga galt bis zur Neuzeit als allgemeine Bezeichnung für Salz- und Süßwasserpflanzen. Der Naturforscher Carl von Linné führte 1737 alga »Tang« als botanische Bezeichnung ein. Im 18. Jahrh. entstand aus algae verdeutscht Algen, woraus als Singularform Alge rückgebildet wurde. Die engl. Bezeichnung lautet bis heute alga, algae. Verwandt sind norw. ølke »anhaftender Schleim nach Überschwemmungen«, dort dialektal ulka »Schimmel, Schleim«, dän. ulk »Frosch«, aus indoeurop. *el-/*ol- »modern, faulen«. Lateinisch hießen die größeren Meeresalgen und Seegräser fucus, griech. phykos. Daraus ist die taxonomische Endung -phyceae für die Algenklassen abgeleitet. In Homers Ilias (8. Jahrh. v. Chr.) ist Phykos, oft mit »Meertang« oder dem nur fern verwandten »Seegras« übersetzt, eine Meerespflanze, die einen roten Farbstoff für Schminke liefert; damit verwandt ist hebr. pūk »Augenschminke«. Im Meerwasser kommen vor allem Braun-, Rot- und Grünalgen vor. Blaualgen sind keine Pflanzen, sondern Cyanobakterien. Passiv treibende Algen gehören zum →Plankton. Tang »größere und derbere Formen der Braun- und Rotalgen«, mittelniederdt. dank, ist eine Entlehnung des 18. Jahrh. aus Skandinavien, norw. dän. tang, schwed. tång, isländ. þang, auch zu engl. tang, französ. tangue, aus altnord. þang »Tang«, wohl zu german. *þeng- »dichte, verfilzte Masse« und indoeurop. *tenk- »(sich) zusammenziehen, fest werden«, dann verwandt mit dicht, gedeihen. Größere Arten der Braunalgen heißen Kelp, von engl. kelp, mittelengl. culp unbekannter Herkunft.

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      Blasentang (Fucus vesiculosus), eine Braunalge.

      Lorenz Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum (1857, Beleg von 1440): »alga, schum der uff dem mere lit«.

      Johann Spreng, Ilias (1610): »die wällen … treiben an das land zu hauff / algam das meerkraut wohlbekant.«

      Adelbert von Chamisso, Uebersicht der nutzbarsten und der schädlichsten Gewächse (1827): »pilze, … wasseralgen und … flechten. alle drei werden auch unter dem gemeinsamen namen algen im weiteren sinne des wortes begriffen.«

      Alexander von Humboldt, Kosmos, Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (1845): »Dort liegt die große fucus-Bank, welche Oviedo die tang-wiesen … nennt.«

      AlkPinguin

      Alte, der, »Kapitän«.

      Niederdt. Olle, engl. Old, eine informelle Respektbezeigung. Das Ausgangswort alt ist ähnlich in vielen german. Sprachen belegt und von german. *al-a- »wachsen, nähren« abgeleitet, dies von indoeurop. *al- »nähren«. Die Bezeichnung für den Schiffsbefehlshaber ist also der Urbedeutung »gewachsen, erwachsen« nahe. Verwandt mit Eltern, Alter, lat. altus »hoch«.

      Friedrich Gerstäcker, Ausgewählte Erzählungen [o.J.]: »ändern kannst du nichts an der Sache, so viel solltest du vernünftigerweise einsehen, denn wir sind schon aus Sicht vom Land, und daß der alte nicht wegen dir noch einmal umdreht.«

      Hans Parlow, Die Kaptaube (1902): »dein Geschäft ist an Deck zu bleiben; wir werden schon ohne Dir fertig werden; wenn der Alte ruft, muß einer an Deck sein.«

      AnchovisSardine

      anfahren, »landen«, Anfurt, die, »Landungsstelle«.

      Niederländ. aanvaren. Heute ungebräuchlich. →fahren

      Luther, Biblia, Apg 27, 26 (1545): »wir müsen aber anfaren an eine Insulen.«

      Nicolaus Federmann, Indianische Historia (1557): »vom widerwindt [Gegenwind], so uns die nachfolgendt nacht ergriffe, zu einer Insel, Lamona geheissen, anzufaren getrungen [gedrängt] wurden, daselbst wir biß an den andern tag, das was den sibenten tag gemelts [gemeldeten] monats, bliben.«

      Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »als wir auff das Land getreten, giengen wir geschwinde zu einem Rivir [Fluß], welches nicht ferne von unser Anfuhrt, labeten und erquicketen unsere matte durstige Seele.«

      Daniel Defoe, Robinson Crusoe, übersetzt von Ludwig Friedrich Vischer (1720): »Ich beorderte Freytag und den Steuermann, gegen Westen über die kleine Anfuhrt nach dem Platz, wo die Wilden ehmals … gelandet, hinzugehen.«

      Anker, der, »hakenförmiges Gerät zum Festmachen von Schiffen auf dem Meeresgrund«.

      Mittelhochdt. anker, althochdt. ankar, altengl. ancor, engl. anchor, altnord. akkeri (daraus entlehnt finn. ankkuri), französ. ancre, span. ancla, áncora, ital. ancora gehen zurück auf lat. ancora, griech. agkyra »Anker mit gekrümmten Eisenhaken«, zu indoeurop. *ang- »krümmen, biegen«. Mit der Übernahme dieses Gerätes von den Römern geraten die am Rhein, an Nord- und Ostsee üblichen Ankersteine außer Gebrauch, die althochdt. senkil, senkilstein hießen. Verwandt mit Angel, Unke, lat. anguilla (→Aal).

      Pfaffe Lamprecht, Alexander (um 1170): »grōz was ir nōt … sō wurfen si ūz ir anker.«

      Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »in der mitten der Flotte steht der Mastbaum, welches Seegel von Coquer [Kokos] Nuß Bast gemachet, führet an jedem Ende Holtzerne