Meister deines Lebens. Dr. Brigitte Bösenkopf

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Название Meister deines Lebens
Автор произведения Dr. Brigitte Bösenkopf
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783948642204



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ihn besonders fordern und unter Strom setzen?

      Wie die Studie zeigte, war die Altersgruppe der 30–39-Jährigen stark belastet, denn 82 % gaben an, starke Stresszustände zu kennen und mit Vollgas durch ihr Leben zu rennen.

      Ein Drittel bezeichnete sich bedingt durch die Karriere- und Familienphase als häufig gestresst und unter Strom.

      Zwischen 40 und 49 sank der Stresspegel wieder, um aber bei den 50-Jährigen erneut anzusteigen. Drei von vier Befragten fühlten sich unter Druck, weil sie das Gefühl hatten, das rasche Arbeitstempo nicht mehr zu schaffen, und weil sie fürchteten, nicht fit genug für neue Technologien im digitalen Zeitalter zu sein. (1)

      Jetzt ist auch für Sie der Moment gekommen, kurz innezuhalten und in Ihren Körper zu spüren – unabhängig davon, wie alt Sie sind.

      Versuchen Sie Antworten zu finden, um Ihren täglichen Stresszustand zu beschreiben.

       Würden Sie Ihren inneren Strom auf einer Gelassenheitsskala zwischen 0–100 messen, wie hoch wäre jetzt Ihr Stresspegel, wenn 100 der höchste Anspannungswert ist?

       Kennen Sie Momente der inneren Gelassenheit und Ruhe während der Woche?

       Gelingt es Ihnen während eines Arbeitstages durch Techniken und Pausen immer wieder zu regenerieren?

      Wenn Sie die letzten beiden Fragen mit JA beantwortet haben, dann besitzen Sie bereits Startvorteile, um mit Stress besser umgehen zu können als die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland und Österreich.

      Viele Menschen haben leider verlernt, körperliche und psychische Warnsignale ernst zu nehmen, und so ist es auch kein Wunder, dass die Zahl der Fehltage am Arbeitsplatz wegen psychischer Erkrankungen so hoch ist wie nie.

      Psychische Erkrankungen sind für rund 19 % aller Fehlzeiten verantwortlich. Das ist der höchste Wert im Vergleich zu anderen Diagnosen – noch vor Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten. (2)

      Freizeit als Belastung

      39 % aller Österreicher fühlen sich durch Stress im Beruf unter Druck, 25 % aber auch durch Stress in ihrer Freizeit. (3)

      Freizeit wird definiert als der Zeitraum außerhalb der Schul- oder Arbeitszeit über den eine Person selbstbestimmt verfügen kann. Freizeit als Ruhezeit, in der Arbeitnehmer regenerieren sollen. Freizeit als Merkmal individueller Lebensqualität!

      Wenn unsere Freizeit aufgrund der vielen privaten Verpflichtungen aber nicht mehr als sinnvoller Ausgleich wahrgenommen wird, Hobbys zum Stressor werden und gesellschaftliche Treffen oder Kontakte mit Freunden nerven, ist das eine gefährliche Entwicklung.

      Menschen, die hohen Belastungen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind und kein Ausgleichsprogramm zur Entspannung haben, können oft auch ihre Freizeit nicht mehr genießen. Sie gehen in den sozialen Rückzug und verlieren die Lust andere zu treffen oder Einladungen auszusprechen.

      Dramatisch ist auch eine österreichische Umfrage aus dem Jahr 2017 zum Thema Burnout. Laut Studie sind nur 52 % der Befragten in Österreich als gesund zu betrachten.

      19 % befinden sich in einem Frühstadium von Burnout, sie sind stark überlastet, wollen es aber nicht wahrnehmen.

      17 % sind in einem bedenklichen Übergangsstadium mit ständiger Gereiztheit, körperlichen Symptomen und starkem Energieverlust.

      8 % befinden sich im Stadium 3, sind also an Burnout erkrankt, völlig erschöpft, depressiv und arbeitsunfähig. (4)

      Die Zahl der Burnout-Erkrankten ist leider auch im Jahr 2020 nicht gesunken. Im Gegenteil.

      Es scheint, dass viele Menschen nicht wahrhaben wollen, dass auch sie eines Tages zu den Betroffenen zählen könnten, wenn sie keine Vorkehrungen treffen.

      Ähnlich wie es auch bei Corona viele Personen gab und gibt, die glauben, das Virus könne ihnen nichts anhaben und daher hätten sie auch kein Problem damit, ohne Maske im vollbesetzten Lokal zu feiern. Diese Menschen sind aber weder stressresistent noch immun gegen Covid-19 und haben auch keine Vorbildwirkung.

      Wie aber gelingt es den 40 % der Menschen in Deutschland, die angaben sich selten oder nie gestresst zu fühlen, nicht unter Anspannung durch ihr Leben zu hetzen?

      Und was machen die 52 % der Befragten in Österreich, die als gesund zu betrachten sind, anders als ihre Mitmenschen?

      Um diese Fragen seriös zu beantworten, ist es wichtig, einige Begriffe zu definieren, mit denen wir uns intensiv beschäftigen werden.

      1.2. Warum unser Körper „verrückt“ spielt

      „Stress tritt dann auf, wenn die Anforderungen aus der Umgebung oder die inneren Anforderungen die Reaktionsmöglichkeiten einer Person überfordern“, hat der Stresspsychologe R. Lazarus bereits in den 80er-Jahren formuliert und diese Definition ist bis heute gültig.

      Normalerweise können Menschen mit Stressoren gut umgehen, wenn sie Bewältigungsstrategien gelernt haben. Dauert eine Stresssituation jedoch länger an, und es werden keine Phasen der Erholung eingebaut, läuft der Körper sozusagen auf Hochtouren. Je nach Gesundheit und Konstitution eines Menschen führt chronischer Stress dann zu einer Erschöpfungsreaktion, die auch organische Erkrankungen zur Folge haben kann.

      In den letzten Jahren wurde mir eine Frage sehr oft gestellt, die viele Personen intensiv beschäftigte: Ab wann macht Arbeit krank und wie viele Stunden kann ein Mensch täglich arbeiten, ohne ins Burnout zu kommen?

      Meine Antwort zu diesem Thema war immer die gleiche: Nicht die Anzahl der Arbeitsstunden ist entscheidend, sondern ob uns die Arbeit Spaß macht, wir einen Sinn in dem sehen, was wir tun und daran glauben, der Aufgabe gewachsen zu sein.

      In einer Stress-Situation arbeiten unser zentrales Nervensystem, das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem eng zusammen. Unser Nervensystem vermittelt schnell und gezielt Informationen, um den Körper zu aktivieren.

      Auf der körperlichen Ebene schüttet der Körper bei Akutstress Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin aus. Es kommt zu einem schnelleren Herzschlag, die Atmung ist rascher, auch der Blutdruck und die Durchblutung steigen. Der Körper ist in diesem Zustand bereit für eine Flucht- oder Kampfreaktion.

      Ist ein Mensch chronischen Stressreaktionen ausgesetzt, kommt es durch das Hormon Cortisol zu einer Mobilisierung von Körperreserven, die bei Dauerstress zu erhöhtem Energieaufwand führen und unsere Lebensqualität enorm reduzieren.

      Stressreaktionen im Körper laufen aber nicht bei allen Menschen in gleicher stereotyper Weise ab. Manche reagieren unter Stress mit dem Herz-Kreislauf-System, andere entwickeln unter Stress Muskelverspannungen oder auch Verdauungsprobleme. Diese Unterschiede haben ihre Ursache in biologisch-konstitutionellen Faktoren, sind aber auch durch die individuelle Lebensgeschichte mit beeinflusst.

      Stress im Kopf und seine Folgen

      Unsere innere Einstellung zu Situationen und Menschen bestimmt, welche Momente im Alltag oder welche Personen uns stressen. So kann die Präsentation einer Aufgabe vor dem Chef oder den Kollegen für manche Routineangelegenheit sein, während andere Stress und Versagensängste entwickeln, weil sie glauben, an ihrer Aufgabe zu scheitern.

      Typische Stressreaktionen im Kopf sind Denkblockaden, „Blackout“, Gefühle der Hilflosigkeit, Nervosität, innere Unruhe und Anspannung.

      Jeder Mensch hat häufig sein typisches Stressprofil entwickelt, das sich auch auf der körperlichen Ebene zeigt. Einige spüren Stress im Magen, andere entwickeln Spannungskopfschmerz oder reagieren mit erhöhtem Herzschlag auf die Situation. Manche Personen werden unter Stress immer gereizter und hektischer, während andere mit sozialem Rückzug reagieren.

      Auch das Arbeitsverhalten ist ein beobachtbares Signal, wenn einst verlässliche Kollegen viele Fehler machen, Dinge