Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker

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Название Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745202786



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war ein ziemlicher Casanova, würde ich sagen. Ich habe ihn nicht einmal mit derselben Frau angetroffen, auch wenn er seinem Typ eigentlich immer treu geblieben ist.“

      „Seinem Typ?“, echote ich.

      „Rote Haare. Ja, schauen Sie mich nicht so an, das ist mir schon aufgefallen. Alle Frauen, mit denen ich ihn gesehen habe, hatten rote Haare. Manchmal kürzer, manchmal länger, manchmal glatt, manchmal gelockt...“ Er beugte sich vor und sprach in einem leiseren, verschwörerisch klingenden Tonfall weiter. „Ich wette, dass der Kerl eine ganz üble Masche hatte. Er hat die Frauen betrunken gemacht und dann hier hin abgeschleppt. Eine konnte nicht mal mehr richtig gehen. Er musste sie fast tragen...“

      „Wann war das?“, hakte ich nach.

      „Ist noch nicht so lange her. Vor vier Wochen vielleicht...“

      „Sie haben das mit eigenen Augen gesehen?“

      „Ja, das war mitten in der Nacht! Vier Uhr, kann auch halb fünf gewesen sein. Ich meine, Anselm hatte ja einen Job, bei dem er nachts arbeiten musste, aber wie ich schon sagte, das Haus ist sehr hellhörig. Das hat mich jedes Mal aus dem Schlaf gebracht. Und dieses eine Mal war der Krach besonders groß, weil er mit dem Schlüssel so im Schloss herumgestochert hat. Dabei muss man die Wohnungstüren etwas anziehen, damit sie geöffnet werden können. Das ist bei meiner auch so. Weil das für mich so schwierig ist, lege ich immer einen Keil dazwischen, wenn ich die Wohnung verlasse. Ich gehe ja auch nur ein paar Schritt auf dem Flur...“

      „Kommen Sie zu Herrn Anselm zurück“, verlangte ich.

      „Tut mir leid, ich wollte nicht abschweifen. Herr Anselm hatte nur eine Hand frei, weil ihm diese junge Frau so am Hals hing. Oder besser gesagt: über der Schulter. Er musste sie mehr oder weniger hineintragen. Ich habe ihn zur Rede gestellt. Er war ziemlich gereizt und hat gesagt, dass ich mir Ohrenstöpsel kaufen soll.“

      „Haben Sie die Frau noch einmal gesehen?“, fragte Jan.

      „Da bin ich mir nicht sicher.“

      „Wieso?“, fragte ich. „Entweder Sie haben Sie noch einmal gesehen oder nicht. Da gibt es doch eigentlich nichts dazwischen.“

      Cordmann seufzte hörbar. „Ich habe doch sowieso nur ihre Haare gesehen, weil ihr Gesicht auf seiner Schulter lag oder wie auch immer man das nennen will. Einige Zeit später habe ich ihn mit einer jungen Frau mit ähnlicher Haarfarbe gesehen. Es könnte von den Proportionen her dieselbe gewesen sein – aber das weiß ich nicht.“

      Immerhin hatten wir einen Zeugen dafür, dass Ronald Anselm ein ausgeprägtes Interesse an Rothaarigen hatte. Ohne es zu wissen hatte uns Cordmann damit ein weiteres Mosaikstein in einem Muster geliefert, das Anselm als verdächtig erscheinen ließ. Es passte anscheinend alles zusammen.

      „Haben Sie irgendetwas von dem mitbekommen, was hier drinnen gesprochen wurde?“

      „Nein, viel geredet wurde da nicht. Und mich hat auch gewundert, wie leise der Kerl mit seinen Eroberungen beim Sex war. Bei den Nachbarn auf der anderen Seite meiner Wohnung hört man nämlich alles. Aber vielleicht ist ja bei Anselm in dieser Hinsicht auch nicht mehr so viel gelaufen, weil die Damen schon zu betrunken waren... Hat Herr Anselm irgendetwas verbrochen?“

      „Das wissen wir nicht“, wich ich aus.

      „So kann man sich doch in einem Menschen täuschen. Ich habe ihn für harmlos gehalten.“

      In der Nachbarwohnung klingelte das Telefon. Der Beweis dafür, dass Cordmanns Aussage von der Hellhörigkeit der Wände stimmte.

      Für den alten Mann war das das Signal aufzubrechen. Er humpelte aus der Wohnung hinaus und bot uns an, später noch einmal bei ihm vorbeizuschauen.

      „Am besten Sie beeilen sich jetzt erst einmal, dass Sie zum Telefon kommen!“, sagte Jan.

      „Ach, das ist um diese Zeit wahrscheinlich mein jüngster Sohn Hinnerk. Der weiß, dass ich schlecht zu Fuß bin und lässt den Apparat entsprechend lange klingeln.“

      ​ 26

      Mein Handy klingelte. Der Kollege Jensen meldete sich aus Mäckis Bar. „Wo sind Sie, Kommissar Norden?“, fragte er.

      „Nur ein paar Minuten entfernt!“

      Ich gab ihm Anselms Adresse durch. „Und sagen Sie dem Erkennungsdienst Bescheid“, fügte ich noch hinzu. „Hier ist zwar sehr gründlich saubergemacht worden, aber in der Regel finden die Kollegen trotzdem etwas.“

      „Haben Sie eigentlich mal bedacht, dass Sie dafür einen richterlichen Befehl brauchen?“, fragte Jensen etwas ungehalten. „Sie sind immerhin in eine fremde Wohnung eingedrungen.“

      „Die Tür stand offen. Herr Anselm ist hier offensichtlich ausgezogen, das heißt der Vermieter hat wieder die Verfügungsgewalt über die Wohnung“, entgegnete ich. „Und wenn ich den davon überzeuge, dass es dringend notwendig ist, hier eine erkennungsdienstliche Untersuchung durchzuführen, ist das rechtlich in Ordnung.“

      Jensen unterbrach die Verbindung.

      „Hast du überhaupt eine Ahnung, wer der Vermieter ist?“, fragte Jan.

      „Nein, aber das werden wir herausfinden, indem wir uns bei den anderen Bewohnern dieses Hauses erkundigen.“

      ​ 27

      Ronald Anselm legte seine Reisetasche auf den Boden und setzte sich auf das Bett.

      „Es wird hier nicht geraucht“, hörte er die junge Frau sagen, die ihm das Zimmer geöffnet hatte. Sie hatte blondes Haar mit einem deutlichen Rotstich.

      „Schon in Ordnung“, murmelte Anselm.

      „Sie haben für drei Nächte im Voraus bezahlt, aber wenn Sie für eine ganze Woche bezahlen, bekommen Sie Rabatt.“

      „Ich weiß aber nicht, ob ich noch eine ganze Woche in der Stadt bleibe“, erwiderte Anselm. Er sah sie an und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sie krampften sich so sehr zusammen, dass an den Knöcheln das Weiße hervortrat. Du musst es tun!, wisperte eine Stimme in seinem Innern. Jetzt. Sofort.

      „Nein!“, sagte er laut und die junge Frau runzelte die Stirn, weil sie nicht begriff, dass das etwas war, das er zu sich selbst sagte und nicht zu ihr.

      „Was meinen Sie mit nein?“, fragte sie. „Sind Sie Raucher? Dann tut es mir leid. Unter diesen Umständen muss ich Sie bitten...“

      „Ich bin kein Raucher“, sagte Anselm. Er schwitzte.