Der Schatz im Flaschenhals. Andreas Arz

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Название Der Schatz im Flaschenhals
Автор произведения Andreas Arz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783969870815



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am Frühstückstisch aufwartete, wäre dies alles andere als gut für die psychische Verfassung seiner Mutter, die sowieso schon damit zu kämpfen hatte, dass ihr Sohn fast 900 km von der Heimat entfernt nach Lorch gezogen war. Also beschränkte er sich darauf, ihnen von seinem neuen Nachbarn, der Stadt und der wunderschönen Region, die er bereits zu seinen Studienzeiten lieben gelernt hatte, zu berichten.

      Anschließend starteten sie mit den Aufräumarbeiten. Arnolds Mutter nahm sich das Wohnhaus vor, Vater und Sohn suchten sich gröbere Aufgaben und widmeten sich dem Mammutprojekt, Hof und Keller zu entrümpeln.

      Während sie bei der Arbeit waren, schallte durch das Hoftor ein lautes »Ei Gude«. Arnold konnte den Ausruf gleich zuordnen, drehte sich um und erblickte einen grüßenden Nachbarn Willi im Torbogen.

      »Na Bub, geht´s gut?«, wollte Willi wissen. Es zwinkerte und lächelte dabei. Natürlich spielte er auf den gestrigen Abend und den zünftigen Weinverzehr an.

      »Alles gut, mein Lieber, wir Norddeutschen sind hart im Nehmen.«

      »Jo, des hab´ ich gesehe, hast mir de´ halbe Keller ausgetrunke´.«

      … Papa Jäger kam um die Ecke, um zu sehen, wer zu Besuch kam.

      »Moin, ich bin der Paul, Arnolds Vater.«

      »Hallo, freut´ mich, ich bin de´ Willi von nebe´an, de´ neue Nachbar.«

      »Ja, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Habe schon viel von dir und deinem Weinkeller gehört«, spielte Paul auf den gestrigen Abend an.

      »Jo, dein Bub und ich haben ein umfassendes Kennenlernen auf die gute Lorcher Art zelebriert«, sagte Willi lachend und imitierte dabei mit seiner Hand ein Weinglas, welches er zum Mund ansetze. »Ei, ich würd´ sagen, sechs Händ´ schaffe mehr als vier. Kann ich mit anpacke´?«, fragte Willi.

      Arnold nahm das Angebot gern an, schließlich war mehr als ausreichend Arbeit zu tun. »Sei mir willkommen!«, erklärte er freudestrahlend.

      Die drei kamen bis zur Dämmerung gut voran, bis Arnolds Mutter sie zum Abendessen rief.

      »Das ist doch Musik in meinen Ohren«, erklärte Paul erfreut.

      »Kannst du laut sagen, haben wir uns redlich verdient. Willi, kann ich dich davon überzeugen, heute Abend mein Gast zu sein? Ich kann zwar noch nicht mit so einem tollen Weinkeller aufwarten wie du, aber ich hab´ gesehen, dass mein Vater eine Kiste norddeutsches Bier im Kofferraum hierher geschmuggelt hat.«

      »Sag´s aber nicht deiner Mutter«, scherzte Paul und zwinkerte dabei schelmisch.

      Willi ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen. Schließlich war er eine gesellige Frohnatur, die solche Gelegenheiten nicht verstreichen ließ.

      »Ei, natürlich erweise ich euch die Ehre meines Besuches. Soll ich mich noch in Schale werfen?«

      »Ach was, so weit kommt´s noch. Hier gibt´s kein Garderobenzwang.«

      »Na, dann is´ ja gut. Den einzige Anzug den ich hab´, hat ich´s letzte Mal bei meiner Kommunion an«, scherzte Willi.

      »Na denn, auf geht´s zum Essen fassen«, forderte Paul die beiden anderen auf.

      »Geh´ schon mal vor, Papa, wir kommen gleich. Ich möchte Willi noch etwas zeigen.«

      »Geht klar, deine Mutter wird eh Hilfe beim Tisch decken brauchen.« Paul wandte sich um.

      Arnold blickte ihm einen Moment hinterher und drehte sich zu Willi. »Ich habe noch eine Frage an dich, weißt du Genaueres über die Familie, denen das Weingut vorher gehört hat?«

      »Meinst du die Schmitts, denen du das Gut abgekauft hast?«

      »Eventuell. War die Familie schon immer hier?«

      »Nee, die kame´ erst in de´ sechziger Jahre her, da war ich noch en junge Bosch.«

      »Von wem hatte die Familie Schmitt das Weingut gekauft?«

      »Ei, des war die Familie Baum.«

      Jetzt wurde Arnold hellhörig. Den Namen Baum hatte er im Tagebuch gelesen.

      »Weißt du etwas über die Familie Baum?«

      »Nicht viel, ich bin erst Anfang 1980 in das Haus hier gezoge´, kannte daher die Vorbesitzer von den Schmitts nicht so gut. Aber ich geb´ dir en gute Tipp, gehst die Tage mal in unser Museum hier in Lorch.«

      »Hier gibt’s ein Museum?«

      »Ei sicher, mir sin´ schließlich eine Weltstadt. Sprich doch mal mit unserem Kurator Dr. Josef Meinhaus. Der kennt´ alle Lorcher Leut´ und Familiengeschichten in- und auswendig.«

      »Das hört sich nach einer guten Idee an.«»Wieso fragst du eigentlich und machst auf geheimnisvoll?«

      »Ich habe da was im Weinkeller gefunden. Das wollte ich mal jemanden zeigen, der vielleicht was mit anfangen kann.«

      »Na, der Dr. Meinhaus ganz sicher, der is´ so was wie en laufendes Lexikon. Jetzt gehn´ mir aber ruff bei dei Eltern, nicht, dass die do obbe verhungern«, sagte Willi und schob Arnold dabei Richtung Treppenaufgang.

      Dann stellte Arnold seiner Mutter Heidi Nachbar Willi vor. Auch sie fand sofort einen Draht zu dem freundlichen Lorcher.

      Paul holte für alle ein Bier aus dem Kühlschrank und ließ die Kronkorken mit einem Löffelstiel aufploppen.

      Arnold neigte seinen Kopf zu Willi, als Heidi die Soße in ein Kännchen abfüllte und Paul mit dem Öffnen der Flaschen beschäftigt war. »Wäre mir ganz lieb, wenn wir das Thema von eben nicht am Tisch aufkommen lassen«, raunte er.

      »Ist das so geheimnisvoll?«, fragte Willi etwas verwundert über die Geheimniskrämerei.

      »Nicht wirklich, erzähl´ ich dir später«, wiegelte Arnold ab. Er wollte seine Eltern mit dem verstörenden Bericht aus dem Tagebuch nicht beunruhigen.

      Auch ohne das Thema wurde es ein sehr gemütlicher Abend. Arnolds Eltern wurden wie ihr Sohn richtig warm mit Willi und erfreuten sich an seinen Geschichten über Land und Leute.

      Zum Abschied bot Willi seine Hilfe auch für die kommenden Tage an. Arnold und seine Eltern waren sehr dankbar, da sie jede helfende Hand gut gebrauchen konnten.

      Heidi und Paul gingen früh zu Bett. Als sich Stille ins Haus legte, nahm Arnold das Tagebuch aus dem Regal und betrachtete minutenlang nur den Einband. Er spürte eine gewisse Abenteuerlust und Neugier auf den Inhalt in sich, auf der anderen Seite gab es diese verstörenden Passagen, in denen Menschen einen grausamen Tod fanden. Das ließ ihn zögern, das Tagebuch wieder aufzuschlagen.

      Kurzerhand stellte er das Buch wieder zurück und nahm sich fest vor, sobald wie möglich den Kurator des Lorcher Museums aufzusuchen. Dieser würde sicherlich mehr zu den Geschehnissen sagen können, die Peter Baum aufgezeichnet hatte.

      Neue Erkenntnisse

      Eine Woche voller intensiver Aufräum- und Renovierungsarbeiten war vergangen. Arnold und seine Eltern, mit Unterstützung von Nachbar Willi, hatten einiges geschafft. Das ganze Weingut sah aus wie frisch aus dem Ei gepellt - so fasste Willi es treffend zusammen. Doch nun stand der unvermeidbare, große Abschied von Heidi und Paul an, denn in Mecklenburg auf dem eigenen Hof wartete ebenfalls viel Arbeit auf sie. Es war auch von vornherein klar gewesen, dass Arnold sein Weingutabenteuer allein bestreiten würde, und er hätte es auch nicht anders gewollt. Sein großer Ehrgeiz erlaubte ihm nicht, die Unterstützung seiner Eltern einzufordern, abgesehen vom ersten großen Reinemachen.

      Willi hatte sich gestern Abend bereits von Heidi und Paul bei einem opulenten Abendessen verabschiedet und war deshalb nicht dabei, als die drei Jägers im Hof vor dem Lieferwagen standen.

      Sie schauten sich schweigend an. Keiner wollte das erste Wort sprechen, da dies unweigerlich die Abschiedsszene einläuten würde. Paul ergriff nach einigen Minuten die Initiative.

      »So, mein Junge, dann ist es soweit. Der Abschied naht.«

      Heidis