Das große Buch der Bienen. Jutta Gay

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Название Das große Buch der Bienen
Автор произведения Jutta Gay
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783625161097



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Flügeln Stabilität verleihen.

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      Während die Königin alleine für die Bestiftung der Zellen zuständig ist, übernehmen die gesamten Arbeiterinnen abwechselnd die Brutpflege.

      Allein der Königin ist es vorbehalten, über ihre Mandibeldrüsen ein öliges Sekret zu produzieren, das als »Königinnensubstanz« bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine Pheromon-Mischung, die bei staatenbildenden Bienenarten gleich mehrere Funktionen übernimmt: Das über den Körper der Königin verteilte Pheromon wird von den Arbeiterinnen durch Betasten und Ablecken aufgenommen, im Bienenstock verteilt und sichert als gemeinsames Identifikationsmerkmal das soziale Gefüge des Volkes, zumal junge Bienen dadurch angelockt und zur Brut- und Nestpflege ermuntert werden. Darüber hinaus hemmt das Sekret die Ausbildung von Eierstöcken bei den Arbeiterinnen, die damit nicht in Konkurrenz zur Königin treten und die Ordnung durcheinanderbringen können. Auf die männlichen Bienen übt das Sekret gewissermaßen eine umgekehrte, nämlich aphrodisische Wirkung aus: Es regt den Geschlechtstrieb an. Mit zunehmendem Alter der Königin und wenn die Bienenpopulation am größten ist, verringert sich die Wirkung der »königlichen« Pheromon-Mischung, wodurch die allmähliche Auflösung des Bienenstaats eingeleitet wird.

      Bei Honigbienen und Hummeln ist erwiesen, dass die Drüsen, die sich an ihren Füßen befinden, eine faszinierende Rolle bei der Nahrungssuche spielen. Landet die Biene auf einer Blüte, hinterlässt sie einen chemischen Fußabdruck. Nachfolgende Insekten erkennen diese Duftmarkierung und steuern andere Blüten an, denn die markierte Nahrungsquelle verspricht eine geringe Ausbeute, da sie gerade »geerntet« wurde. Bienen und Hummeln nehmen dabei nicht bloß die Existenz des Fußabdrucks wahr, sondern registrieren ebenso, ob er von artverwandten oder fremden Insekten stammt. Binnen einer Stunde verflüchtigt sich die Markierung – und bis dahin hat sich die Blüte wieder mit Nektar gefüllt.

      BRUSTSTÜCK (THORAX)

      Die von zahlreichen Muskeln durchsetzte Brust der Biene ist Sitz der Bewegungsapparate. Sie besteht aus drei Segmenten, die miteinander verwachsen und als solche nur schwer zu erkennen sind. Von jedem der Segmente geht jeweils ein Beinpaar ab, auf den zweiten und dritten Abschnitt verteilen sich zusätzlich zwei durchscheinende Flügelpaare, die von Adern durchzogen sind. Diese teilen die Flügelhaut in einzelne Zellen und wirken wie Rippen, die den ansonsten muskellosen Flügeln Stabilität verleihen. Am äußeren Rand der Flügel zeichnen sich sogenannte Pterostigmata ab, schmale, eingefärbte Zellen, die – zusammen mit der Äderung der Flügel – bei der Unterscheidung einzelner Wildbienenarten von Bedeutung sind. Dass es sich tatsächlich um zwei Flügelpaare handelt, lässt sich bei ruhenden Tieren nur sehr schwer, bei fliegenden Bienen gar nicht ausmachen. Der Grund hierfür: Während des Fluges bilden Vorder- und Hinterflügel eine geschlossene Einheit. Dies geschieht mithilfe von Häkchen, die sich an der vorderen Kante des Hinterflügels befinden und sich beim Flug in der Haftfalte am Vorderflügel einhaken.

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      Nach der zielsicheren Landung auf einer Blüte bricht die Biene mithilfe ihrer Mundwerkzeuge die Staubbeutel auf. Die dort befindlichen Pollen bleiben am behaarten Körper des Insekts haften und werden bei der weiteren Nahrungssuche von Blüte zu Blüte getragen.

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      Den gesammelten Blütenstaub legen die Arbeiterinnen in den sogenannten Körbchen ab, die sich am dritten Beinpaar befinden. Zusammen mit Speichelsekret und Nektar aus der Honigblase bilden sich kompakte Pollenhöschen, die beeindruckende Ausmaße annehmen können.

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      Der Hinterleib der Biene ist der Sitz der meisten inneren Organe. Bei Arbeiterinnen und Königin gliedert er sich in sechs Segmente, bei Drohnen in sieben.

      Die Beine der Bienen bestehen aus Muskeln, Sehnen und Nervenbahnen, die von einer robusten Chitinhülle umgeben sind. Sie sind weit mehr als ein Fortbewegungsmittel. So verfügt beispielsweise das erste Beinpaar zusätzlich über eine mit einem beweglichen Dorn versehene Putzscharte, die stark behaart ist und den Insekten bei der Säuberung ihrer Fühler als Bürste dient. Alle drei Beinpaare werden darüber hinaus als Werkzeuge zum Aufnehmen, Sammeln und Transportieren von Pollen genutzt.

      Die typische Nahrungsaufnahme einer zu den Körbchensammlern zählenden Biene gestaltet sich in groben Zügen so: Angelockt vom Duft der Blumen setzt das Insekt zur Landung an und kriecht zielsicher zur Blüte, wo es mithilfe der Kiefernwerkzeuge die Staubbeutel aufbricht, um an den eiweißhaltigen Pollen zu gelangen. Je nach Ausbeute versinkt die Biene bald darauf geradezu in einem Meer aus Pollen, das trotz seiner staubartigen Konsistenz zum Teil am behaarten Körper des Insekts haften bleibt. Mehr oder minder stark gepudert, macht sich die Biene bald darauf an die Säuberung ihres Körpers. Dazu holen die Vorder- und Mittelbeine den Pollen von Kopf und Brust und befördern ihn weiter an die mit Haarbürsten versehenen Innenseiten der Hinterbeine. Mithilfe eines Kamms streicht die Biene nun die Bürste des jeweils gegenüberliegenden Beins ab und legt daraufhin den gewonnenen Blütenstaub, der mit Nektar und Speichel befeuchtet und mithilfe der Mittelbeine festgedrückt wird, in dem außen liegenden Körbchen ab. Mit stetigem Auffüllen der Körbchen bilden sich an den Hinterbeinen sogenannte Pollenhöschen, die verglichen mit dem Umfang der Beine beeindruckende Ausmaße annehmen können und dank des farbintensiven Blütenstaubs ein nahezu leuchtendes Fluggepäck bilden.

      Das Innere des Thorax wird von Muskelsträngen dominiert, die in erster Linie die Bewegung der Flügel ermöglichen: Bis zu 240 Schläge pro Sekunde (!) vollführt die Biene – eine Leistung, die nur mithilfe kräftiger Muskelpakete zu bewältigen ist. Ansonsten verlaufen hier neben Nervensträngen auch die Hauptschlagader sowie die Speiseröhre, in deren unmittelbarer Nähe sich die paarig angelegten Brustspeicheldrüsen befinden.

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      HINTERLEIB (ABDOMEN)

      So wie der Kopf Sitz für die Sinnesorgane ist, so ist der Hinterleib der Biene der Bereich für die meisten inneren Organe. Streng genommen ist der häufig verwendete Fachbegriff Abdomen bei der Beschreibung des hinteren Körperteils falsch. Dies liegt darin begründet, dass im Laufe der Evolution das erste Segment des Hinterleibs mit dem letzten Brustsegment verwachsen ist. Die Einschnürung, die wir bei vielen Bienenarten sehr deutlich ausmachen können, trennt demnach nicht Thorax und Abdomen voneinander, sondern ist eine Einschnürung des Hinterleibes selbst, dessen hinterer Teil deshalb eigentlich als Metasoma bezeichnet werden müsste.

      Von außen betrachtet gliedert sich der Hinterleib bei Arbeiterbienen und Königin in sechs Segmente bzw. Ringe, bei Drohnen in sieben. Die Beweglichkeit des Hinterleibs wird dadurch gewährleistet, dass sich diese Leibesringe jeweils aus einer Bauchplatte (Sternum) und einer Rückenplatte (Tergum) zusammensetzen, die durch elastische Zwischenhäute verbunden sind. Doch was verbirgt sich im Innern dieser muskelarmen Körperzone?

      Nahe der Einschnürung liegt die Honigblase. Da der Speiseplan der Bienen mehr als den außen am Körper transportierten Blütenstaub umfasst, benötigt die Biene ein entsprechendes innen liegendes Transportorgan – diese Funktion übernimmt die Honigblase. Nimmt die Biene nun Nektar, Honigtau oder Wasser über den Schlund am Kopf auf, werden die flüssigen Substanzen über die Speiseröhre in die Honigblase befördert, sicher zum Nest transportiert und dort wieder ausgewürgt – sofern es sich um in Staaten lebende Sammelbienen handelt. Nahrung zum Selbstverbrauch hingegen gelangt über einen Ventiltrichter in den Mitteldarm, wo die Verwertung der Nährstoffe und die Verdauung stattfindet. Unverdauliche Reste landen schließlich im Dünndarm bzw. in der Kotblase. Dieser extrem dehnbare Teil des Dünndarms spielt beim Überwintern von Bienen eine entscheidende Rolle: Er ermöglicht es den Tieren, Kot monatelang zu speichern und erst außerhalb des Überwinterungsplatzes abzugeben. Auf diese