Название | Das große Buch der Bienen |
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Автор произведения | Jutta Gay |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783625161097 |
Bienen können den Stachel durchaus mehrmals in ihrem Leben einsetzen. Das gilt im Übrigen auch für Honigbienen, sofern es sich bei ihrem Gegner um ein Insekt handelt. In diesem Fall versenken Honigbienen ihren Wehrstachel geschickt in die empfindlichen Häute, die sich zwischen den einzelnen Segmenten des Chitin-Außenskeletts befinden, und können ihn danach wieder herausziehen. In der dicken, elastischen Haut des Menschen hingegen bleibt der Stachel aufgrund von Widerhaken hängen. Versucht die Biene, sich zu befreien, reißt sie sich den gesamten Stachelapparat aus dem Körper und stirbt bald darauf an ihren Verletzungen.
Den Stich einer Honigbiene empfinden wir Menschen als besonders unangenehm, weil mit dem Herausreißen des Stachelapparats sämtliches in der Giftblase vorhandene Sekret in die Haut injiziert wird. Die Giftmenge ist größer und damit auch die Wirkung. Wildbienen hingegen, deren Stachel keine Widerhaken besitzen und die ihn daher problemlos wieder herausziehen können, geben bei Stichen nur einen Teil ihres Giftes ab. Doch bis es dazu kommt, muss schon einiges passieren. In aller Regel sind Wildbienen außerordentlich friedlich, verteidigen mitunter nicht einmal ihre Brut. Gegen Menschen können sie oft gar nichts ausrichten, denn nicht selten ist ihr Stachel zu schwach, um in unsere Haut einzudringen.
Mit diesem Problem werden Vertreter der rund 370 Arten umfassenden Gruppe der Meliponini erst gar nicht konfrontiert: Hier teilen Männchen wie Weibchen das Schicksal, stachellos zu sein. Wehrlos sind diese in tropischen und subtropischen Regionen beheimateten Bienen jedoch nicht: Sie verteidigen sich durch Bisse und die Absonderung ätzender Flüssigkeiten.
Willkommener Bienenstich
Wohl jeder kennt den Blechkuchen aus Hefeteig, der mit einer süßen Vanille- oder Sahnecreme gefüllt und mit einer karamelisierten Mandelschicht bedeckt ist – Bienenstich. Kaum jemand kennt jedoch die Legende, die der Namensgebung des Kuchens zugrunde liegt und die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht.
1474 planen Einwohner von Linz am Rhein einen Angriff auf die verfeindete Nachbarstadt Andernach. Im Morgengrauen nähern sie sich den Stadttoren, darauf hoffend, dass sie die für ihre Feierlust bekannten Andernacher im Schlaf überrumpeln können. Und tatsächlich: Die Bewohner der linksrheinischen Gemeinde einschließlich der Torwächter sind in tiefem Schlaf versunken – bis auf zwei Bäckerjungen, die sich an den Stadtmauern herumtreiben, um an Bienenkörbe zu gelangen, die dort aufgereiht sind. Die einen behaupten, Honig sei das Objekt ihrer Begierde gewesen, andere meinen, dass die Jungen dem schlafenden Imker einen Streich spielen wollten, indem sie die Bienenkörbe verkleben und die Bienen damit am Ausschwärmen hindern wollten. Wie dem auch sei. Während sich die zwei Bäckerjungen an den Bienenkörben zu schaffen machen, bemerken sie die zum Angriff gerüsteten Linzer. Für das Alarmieren der Bevölkerung ist es zu spät. Und so greifen sich die Jungen beherzt die Bienenkörbe und schleudern sie von den Stadtmauern direkt in die dichtgedrängte Feindesschar. Tausende verschreckte Bienen setzen daraufhin ihren Stachel gegen die vermeintlichen Angreifer ein und zwingen die Linzer zum Rückzug. Andernach indes feiert seine beiden Helden mit einem großen Fest, zu dem ein besonderer Kuchen gebacken wird, der in Anlehnung an das Ereignis den Namen »Bienenstich« erhält.
Arbeiterinnen sammeln Pollen, Nektar und Honigtau, um den Ertrag bald darauf in den Bienenstock zu transportieren, wo er von anderen Bienen weiterverarbeitet wird.
Alltag und Sozialverhalten der Bienen
»Die Biene sammelt ihren Nektar, ohne der Blüten Schönheit, Farbe oder Duft zu stören. So wandere auch du als schweigender Weiser.«
DHAMMAPADA, PFAD DER NATÜRLICHEN WAHRHEIT, 49
Die Vielfalt, die sich unter den Tausenden Bienenarten im Hinblick auf die äußere Erscheinung zeigt, setzt sich in der Lebensweise der Insekten durchaus fort. Sei es im Umgang mit Artgenossen, beim Nestbau oder bei der Wahl des Schlafplatzes: Von Einzelgängern bis hin zu in Staaten organisierten Bienen sind alle Lebensformen zu finden, manche bevorzugen als Nistplätze leere Schneckenhäuser oder hohle Pflanzenhalme, andere graben im Erdboden ihr Nest. Einzig in der Frage der Versorgung herrscht unter den Bienen weitgehende Einigkeit: Pollen, Nektar und Wasser geben den Insekten alles, was sie zum Überleben benötigen.
ERNÄHRUNG
Bienen sind Vegetarier. Dieses Merkmal verbindet Wildbienen und Nutzbienen miteinander und grenzt sie zugleich deutlich von der Gemeinen Wespe und der Deutschen Wespe ab, die sich im Spätsommer auch gerne über Wurstplatten und Grillfleisch hermachen. Alle Bienen ernähren sich von Pollen und süßen Pflanzensäften, mitunter auch von Honigtau. Nur einige wenige Arten wie die in Europa beheimatete Schenkelbiene ergänzen ihren Nahrungsplan zudem um besondere Pflanzenöle. Doch welche Blütenpflanzen angesteuert werden, ob sie einer oder mehrerer botanischer Familien angehören – das liegt ganz im Ermessen oder Geschmack der einzelnen Arten. Und auch beim Transport von Pollen haben die Insekten je nach anatomischen Besonderheiten ganz eigene Methoden entwickelt, um die eiweißhaltige Nahrung sicher in den Bienenstock zu bringen.
Bienen lieben Blütennektar. Die Insekten nehmen das kohlenhydratreiche, wässrige Drüsensekret der Blütenpflanzen mithilfe ihres Saugrüssels auf. Ist der Rüssel nicht lang genug, wissen sich insbesondere einige Hummelarten durchaus zu helfen: Sie stoßen ihre Mundwerkzeuge in die Blüten- oder Kronröhren und gelangen so an den begehrten Nektar. Insekten nutzen Blütennektar in erster Linie als Energielieferant, weswegen sie den größten Teil auch direkt verschlucken, um ihn vor allem als Kraftstoff für ihre Flüge zu verbrauchen. Ein kleinerer Teil wandert für den Transport in den Vorderdarm, auch Kropf oder Honigblase genannt, und wird im Nest wieder hervorgewürgt.
Bienen sind Vegetarier und damit weder an unserem Grillfleisch noch an der Wurstplatte interessiert. Sie ernähren sich von Pollen, süßen Pflanzensäften, Honigtau oder in seltenen Fällen von Pflanzenölen.
Pollengeneralist oder Pollenspezialist?
Es ist eine interessante Beobachtung, dass Bienen in der Auswahl der Blüten, die dem Pollenerwerb dienen, weitaus wählerischer sind als in der Auswahl ihres Nektarlieferanten. Dieses Verhalten führte in der Vergangenheit zu einer Differenzierung der Bienen in oligolektische bzw. polylektische Arten.
Oligolektische Bienen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausschließlich Pollen einer Pflanzenart bzw. derer nahen Verwandten sammeln, auch wenn sich andere Pollenquellen im Umfeld befinden. Etwa 30 Prozent der nestbauenden Bienenarten in Deutschland gehören zu diesen »Pollenspezialisten« und tragen nicht selten entsprechende Namen wie Glockenblumen-Mauerbiene oder Heidekraut-Seidenbiene. Ganz anders hingegen das Verhalten von sogenannten Pollengeneralisten: Diese polylektischen Arten fliegen ihre Nahrungsquellen zwar nicht nach dem Zufallsprinzip an, sind aber