Das große Buch der Bienen. Jutta Gay

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Название Das große Buch der Bienen
Автор произведения Jutta Gay
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783625161097



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Energiequelle, um Bienen und andere potenzielle Bestäuber anzulocken, oder bildeten sogenannte Saftmale aus, die es den Insekten erleichtern, den Nektar und die Bestäubungsorgane zu finden.

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      Möglicherweise trugen Bienen dazu bei, dass sich vor 100 Millionen Jahren insektenbestäubte Pflanzen (links) gegenüber den Koniferen (rechts) durchsetzten und sich zur artenreichsten aller Pflanzengruppen entwickelten.

       Die Maskenbiene (Hylaeus)

      Maskenbienen bilden eine Gattung innerhalb der Unterfamilie der Hylaeinae. Sie sind in Europa mit knapp 80 Arten vertreten, wobei einige in ihrer Existenz als bedroht gelten und entsprechend auf der Roten Liste geführt werden. Ihren Namen verdanken die verhältnismäßig klein gewachsenen Bienen einer gelben oder weißen Gesichtsmaske, die insbesondere bei den Männchen ein hervorstechendes Merkmal ist. Ansonsten zeigt die Maskenbiene einen fast durchgängig schwarzen, unbehaarten Körper. Gemeinsames Kennzeichen aller Arten ist das Fehlen von äußeren Transportorganen für Pollen: Bauchbürsten oder Pollenkörbchen wie etwa bei den Honigbienen sind nicht vorhanden. Aus diesem Grund nehmen Maskenbienen den Pollen über einen Borstenkamm auf, verschlucken ihn und würgen ihn im Nest zusammen mit dem aufgenommenen Nektar wieder aus.

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      Doch damit nicht genug: Als Reaktion auf den starken Selektionsdruck und ein beständiges Konkurrenzverhältnis im »Werben« um Bestäuberinsekten entwickelten Pflanzen immer neue Methoden, um ihren Fortbestand zu sichern: Das Absondern von Sexuallockstoffen, das Vortäuschen einer üppigen Nahrungsquelle, die faktisch gar keinen oder nur wenig Nektar bereithält, oder das vorübergehende Festhalten des Insekts im Blütenkelch, um die Bestäubungswahrscheinlichkeit zu erhöhen, sind einige dieser Überlebensstrategien.

      Diese Anpassungsmechanismen erwiesen sich als ungemein erfolgreich: Gegen Ende der Kreidezeit setzten sich insektenbestäubte Pflanzen (Angiospermen) mehr und mehr gegenüber den bis dahin vorherrschenden Koniferen durch und entfalteten sich zur artenreichsten aller Pflanzengruppen. Und auch der Fortbestand und die Weiterentwicklung der Bienen wurde durch das Prinzip »Nahrung gegen Verbreitung« gesichert: Bienen fliegen heute auf jedem Kontinent der Welt. Sie sind insbesondere seit der kommerziellen Nutzung durch den Menschen die mit Abstand wichtigsten Bestäuberinsekten. Und: Sie konnten im Laufe der Jahrmillionen zigtausende Arten ausbilden, die zusammengenommen die große, bunte Familie der Apiformes bilden.

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      Mit 23 bis 28 Millimetern Körperlänge ist die Blaue Holzbiene die größte in Deutschland ansässige Bienenart. Ihr schwarzer Körper und die blau schimmernden Flügel machen die solitär lebende Wildbiene, die blütenreiche Gegenden mit viel Totholz als Nistplätze bevorzugt, unverwechselbar.

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      Die Verbreitung von Pflanzen und die Sicherung landwirtschaftlicher Erträge ist maßgeblich von der Bestäubungsleistung der Wildbienen abhängig, hier eindrucksvoll zu sehen an einer Agapostemon splendens aus der Familie der Halictidae, die Pollen aus einem Stachel-Nachtschatten befördert.

      VON DER VIELFALT DER BIENEN

      Das Farbenspektrum ihrer Körper reicht von metallisch-leuchtendem Grün und Blau über Rot und Schwarz bis hin zu den charakteristischen braun-gelben Mustern. Die einen zeigen gewölbte, knubbelige und mit einem dichten Haarpelz versehene Körper, die anderen präsentieren sich schlank, durchgehend schwarz und unbehaart. Doch die Unterschiede beschränken sich nicht nur auf das Äußere. Von der Honigbiene wissen wir, dass sie in Kolonien von bis zu 100.000 Tieren lebt, mit einer klar definierten Ordnung und Hierarchie zwischen Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Diese Lebensweise in Staaten mit Arbeitsteilung, Brutfürsorge und Futteraustausch bildet jedoch die Ausnahme unter den Bienen. Nicht wenige Arten sind parasitär, schmuggeln ihre Eier in die Brutzellen sammelnder und nestbauender Bienen und lassen sie dort aufziehen, nicht selten tötet die Schmarotzerlarve die Wirtslarve und verzehrt deren Futtervorräte. Etliche andere Arten wiederum zählen zu den sogenannten Solitär- oder Einsiedlerbienen. Sie leben nicht in Sozialverbänden, sondern kümmern sich allein und ohne Arbeitsteilung um den Bau von Nestern und die Anreicherung eines Futtervorrats. Und auch in der Frage, welches der beste Schlafplatz ist, sind sich die (männlichen) Vertreter der einzelnen Arten durchaus uneins: Die einen machen es sich in Blütenkelchen bequem, andere versammeln sich mit mehreren Artgenossen an Fruchtständen, wieder andere beißen sich in Pflanzenhalmen fest oder ziehen die gemütliche Enge eines Bienenstocks vor.

       Die Sandbiene

      Zahlreiche Arten der Sandbiene erinnern in ihrem äußeren Erscheinungsbild an die Westliche Honigbiene. Doch im Gegensatz zu der in Staaten organisierten Apis mellifera führt die Sandbiene ein Leben als Einzelgänger: Von wenigen Fällen abgesehen, in denen sich meist Schwestern einer Generation ein Nest teilen, bauen die Weibchen der Sandbiene ihre Nester im Alleingang. Dazu graben sie eine bis zu 60 Zentimeter tiefe Niströhre in den Boden, legen Nistkammern an, die mit Pollen und Nektar aufgefüllt werden, platzieren dort jeweils ein Ei und verschließen die Brutzellen. Die aus den Eiern geschlüpften Larven bedienen sich des angelegten Nahrungsmittelvorrats und verpuppen sich. Bis zum Spätsommer haben sich daraus erwachsene, geschlechtsreife Bienen entwickelt, die das Nest allerdings erst im darauffolgenden Frühjahr verlassen. Einige Arten wie die Gemeine Sandbiene (Andrena flavipes) bringen innerhalb eines Jahres auch zwei Generationen hervor.

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      Um all diesen Unterschieden gerecht zu werden, gab es in der Vergangenheit mehrere Versuche einer Klassifizierung von Bienen. Bis heute in der Forschung anerkannt und vertreten ist jene Systematisierung durch Charles Duncan Michener, die er in seinem umfassenden Standardwerk »The Bees of the World« vorgenommen hat und die sich im Wesentlichen an den unterschiedlichen Mundwerkzeugen der Bienen orientiert. Hiernach lassen sich die Apiformes (Bienen) in sieben Familien einteilen, von denen sechs in Mitteleuropa beheimatet sind.

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      Auch Hummeln mit ihrem dichten Haarpelz zählen zu der großen Familie der Bienen. Im Gegensatz zu Honigbienen fliegen sie bereits bei geringen Temperaturen aus und zählen dank der Vibrationsbestäubung, bei der Pollen durch Kontraktion der Flügel regelrecht aus der Blüte herausgeschüttelt wird, zu den besonders effektiven Bestäuberinsekten.

      DIE SIEBEN BIENENFAMILIEN NACH CHARLES D. MICHENER

      Familie Stenotritidae: Stenotritidae ist die kleinste der insgesamt sieben Bienenfamilien. Lediglich 21 verschiedene Arten der schnell fliegenden, meist behaarten Biene verteilen sich auf zwei Gattungen. Die Familie nimmt auch dahingehend eine Sonderstellung ein, dass sie ausschließlich in Australien beheimatet ist.

      Familie Colletidae: Die Unterschiede zwischen den Vertretern der Colletidae sind so groß, dass die einzelnen Unterfamilien auch eigenständige Familien darstellen könnten. Der überwiegende Teil der mehr als 2000 Arten umfassenden Colletidae-Bienen ist in Südamerika und Australien beheimatet, lediglich die Masken- (Hylaeus) und Seidenbienen (Colletes) sind auf der Nordhalbkugel zu finden. Colletidae-Bienen leben stets als Solitärbienen. Sie variieren in ihrer Größe zwischen 3 und 15 Millimetern.

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      Die Hosenbiene gehört der Familie Melittidae an. Die Weibchen sind gut durch ihre charakteristischen Haarbürsten an den