Das große Buch der Bienen. Jutta Gay

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Название Das große Buch der Bienen
Автор произведения Jutta Gay
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783625161097



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auf alle Weibchen zu. Im Gegenteil: Je nach Region macht der Anteil parasitischer Bienen, die auch als Kuckucksbienen bezeichnet werden, bis zu 25 Prozent aus. Sie sind in allen Bienenfamilien zu finden, oft schmarotzen sie bei verwandten Arten. Das zeigt sich zum Beispiel bei Trauerbienen (Melecta), die bei Pelzbienen (Anthopora) schmarotzen. Beide Gattungen zählen zur Familie der Apidae. Im Frühjahr, wenn die Pelzbienen ihre Nester an lehmigen Steilwänden, vegetationsarmen Bodenstellen oder in Totholz angelegt haben und die Eiablage erfolgt ist, suchen die Trauerbienen nach einem geeigneten Moment, um in die Nester einzudringen und in bereits verschlossene Brutzellen ihre eigenen Eier abzulegen. Die Larve frisst nach dem Schlüpfen zunächst das Wirtsei, bedient sich dann der angelegten Vorräte und überwintert auch in der Brutzelle. Ganz offensichtlich weiß die Pelzbiene um die Gefahr, die von außen in Gestalt von Kuckucksbienen droht, denn nicht selten finden sich im Eingangsbereich der Nester Brutzellen, die mit nur wenig Proviant angereichert sind und in denen keine Eiablage erfolgt ist. Selbst wenn die parasitische Biene hier ihre Eier ablegt, wird die Brut der Wirtin dadurch nicht gefährdet – ein cleveres Täuschungsmanöver.

      Die Weibchen parasitischer Arten haben trotz aller Unterschiede im Hinblick auf Form und Farbgebung ein gemeinsames Merkmal. Sie verfügen im Gegensatz zu ihren solitär, kommunal oder sozial lebenden Verwandten über keine Sammelvorrichtungen und haben meist ein nur sehr spärliches Haarkleid. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Da sie keinerlei Brutvorsorge betreiben, also auch keinen Proviant sammeln müssen, sind diese anatomischen Voraussetzungen entsprechend zurückgebildet.

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      Honig entsteht, indem Bienen den Nektar von Blütenpflanzen mit körpereigenen Stoffen anreichern und in Waben speichern. Wichtig ist hierbei, dass die Biene dem Nektar ihren Speichel und damit Enzyme hinzufügt. Im Bienenstock findet die Reduzierung des Wassergehalts statt, wodurch der Honig eingedickt wird.

       Die Hornissen und die Bienen

      Am Werke kann den Meister man erkennen.

       Ein paar Honigwaben waren herrenlos; Hornissen

      hatten sie an sich gerissen,

      doch auch die Bienen wollten sie ihr eigen nennen.

       Vor eine Wespe kam der Streit, die sollt' ihn schlichten;

      allein es ward ihr schwer, nach Fug und Recht zu richten.

       Die Zeugen sagten, daß sie um die Wabe her

       geflügeltes Getier, das braun und länglich wär'

       und summte, oft bemerkt. Das sprach wohl für die Bienen;

       jedoch was half's, da die Kennzeichen ungefähr

       auch den Hornissen günstig schienen?

      Die Wespe wußte nun erst recht nicht hin und her,

      und sie beschloß – die Sache wirklich aufzuklären –,

      der Ameisen Meinung anzuhören.

      Umsonst! Denn alles blieb, wie's war.

       »Auf diese Art wird's nimmer klar!«

      sprach eine Biene, eine weise.

      »Sechs Monde schleppt sich schon der Streit im alten Gleise,

      und wir sind weiter um kein Haar.

      Will sich der Richter nicht beeilen,

      verdirbt der Honig mittlerweilen.

       Am Ende frißt der Bär ihn gar!

       Erproben wir jetzt drum ohn' Advokatenpfiffe

       und ohne Krimskrams der Juristenkniffe

       nur durch die Arbeit unsre Kraft!

       Dann wird sich's zeigen, wer von uns den süßen Saft

       in schöne Zellen weiß zu legen.«

       Durch der Hornissen Weig'rung war

      gar bald ihr Unrecht sonnenklar.

      Der Bienen Schar gewann den Streit von Rechtes wegen.

       O würde jeder Streit doch nur auf diese Art

      entschieden und, wie man im Morgenlande richtet,

       nach dem Buchstaben nicht, nein, nach Vernunft geschlichtet!

      Was würd' an Kosten dann gespart,

       statt daß mit endlosen Prozessen

       man jetzt uns zur Verzweiflung treibt!

      Wozu? Die Auster wird vom Richter aufgegessen,

      während uns die Schale bleibt.

      JEAN DE LA FONTAINE: FABELN

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      Am Ende des fünften und letzten Larvenstadiums verpuppt sich die Hornissenlarve und verschließt zugleich die Zelle mit einem dichten Geflecht aus Fäden.

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      Knapp 70 Hummelarten sind auf dem europäischen Kontinent beheimatet, doch neueste Studien zeigen, dass ein Viertel dieser Arten vom Aussterben bedroht ist. Nahrungsmangel aufgrund intensiver Landwirtschaft, Klimawandel und der Einsatz von Chemikalien machen den pelzigen Bestäubern ebenso zu schaffen wie den Honigbienen.

       Sympathische Brummer–Hummeln

      Die Sympathie des Menschen den Tieren gegenüber scheint zuweilen ungerecht verteilt. Das zeigt sich auch im Vergleich von Wespen und Hummeln. Während Erstere gemeinhin mit den Attributen »lästig«, »aggressiv«, »unnütz« versehen werden, treibt der Anblick von Hummeln nicht selten ein wohlwollendes Lächeln in das Gesicht des Betrachters. Vielleicht liegt es an dem überaus friedfertigen Wesen dieser Tiere, vielleicht an ihrer knubbeligen, pelzigen Erscheinung oder aber an dem tiefen, sonoren Brummton, den sie von sich geben. Tatsache ist: Hummeln kennt jeder, Hummeln mag (fast) jeder.

      Aller Sympathie zum Trotz ist es um die Artenvielfalt von Bombus, so der wissenschaftliche Name, nicht gut bestellt – und das fällt bei weniger als 300 weltweit vertretenen Arten schwer ins Gewicht. Alpenhummeln (Bombus alpinus) und Berghummeln (Bombus mesomelas) gelten in Deutschland bereits als ausgestorben, Samthummeln (Bombus confusus), Deichhummel (Bombus distinguendus), Mooshummeln (Bombus muscorum) und Obsthummel (Bombus pomorum) sind in ihren Beständen stark gefährdet und werden auf der Roten Liste bedrohter Tierarten geführt. Der Populationsrückgang insbesondere langrüsseliger Hummelarten ist deshalb besorgniserregend, da sie als Bestäuberinsekten unschätzbaren Dienst leisten. Das liegt nicht zuletzt an ihrer robusten Art: Hummeln bevorzugen zwar gemäßigte Klimazonen, sind aber bei der Pollen- und Nektarsuche alles andere als zimperlich. Niedrige Temperaturen, auf die Honigbienen empfindsam reagieren, hindern Hummeln ebenso wenig am Verlassen des Nestes wie extreme Luftbedingungen: So sind Bombus-Arten selbst auf dem Mount Everest in Höhen von über 5500 Metern bei der Arbeit zu beobachten.

      Hummeln sind, sofern es sich nicht um parasitische Kuckuckshummeln handelt, soziale Insekten mit Staatenverband. Die Voraussetzung zur Gründung eines Staates wird im Herbst mit der Begattung von Jungköniginnen eingeleitet, die sich bald darauf ins Erdreich eingraben oder unter Moose und Graslagen kriechen und dort überwintern. Sofern sie die kalte Jahreszeit überleben, kommen sie zwischen Anfang März und Ende April wieder ans Tageslicht, gehen direkt auf Nahrungssuche und erkunden dabei bereits geeignete Nistplätze. Manche Arten