Название | 101 Dinge, die man über Golf wissen. |
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Автор произведения | Michael F. Basche |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964530189 |
Pfand für die Wandertrophäe
Bezeichnenderweise bekam der jeweilige Gewinner anfangs keine Siegprämie: Er musste vielmehr gar ein Pfand für den kostbaren Gürtel des Champions hinterlassen, den der Earl of Eglinton als erster Großsponsor der Sportgeschichte gestiftet hatte, um die Rückgabe der 25 Pfund teuren Wandertrophäe (in heutiger Währung 1.600 Euro) zur nächsten Open-Auflage sicherzustellen.
Sowieso machten die Cracks ihren Profit als Gladiatoren und als gefragte Partner der Herren von Stand und Finanzstatus. Bei privat arrangierten Wettspielen ging es durchaus um damals horrende Börsen von mehreren hundert Pfund. Bereits aus dem Jahr 1681 ist ein sportlicher Zwist des Duke of York mit zwei englischen Gentlemen auf den Links von Leith um das Prestige der besseren Golf-Nation überliefert. Der spätere Stuart-König holte sich eine lokale Größe zur Unterstützung, den Schuhmacher James Paterson. Prompt gewann das Duo; und Patersons Preisgeld fiel derart hoch aus, dass er sich den Kauf eines Adresslage-Hauses in Edinburgh leisten konnte. Mit dem Zaster wurde Golf zum Profisport, die heutigen Promoter des Spiels folgen letztlich nur diesem historischen roten Faden. Der flamboyante amerikanische Berufsspieler Walter Hagen (1892–1969) gilt als erster Preis- und Antrittsgeld-Millionär. Er protegierte seine Zunft mit allerlei exzentrischen Aktionen wie einem gemieteten und als Garderobe genutzten Luxusauto, das er bei der Open Championship 1920 per Chauffeur demonstrativ vor dem für die Profi-Parias nicht zugänglichen Clubhaus im englischen Kent parken ließ.
Cracks von hoher Schlagfertigkeit: Das Foto aus dem Jahr 1905 zeigt die meisten damals noch lebenden Open Champions, darunter Old Tom Morris (mit Stock).
Golf fördert das Geschäft
Die Zugehörigkeit zu den Golf-Gesellschaften blieb dem „gemeinen“ Volk lange versagt, selbst wenn es noch so gut spielte. Also gründete die britische Arbeiterklasse beispielsweise ihre eigenen Handwerkerbünde, die sogenannten Artisan Clubs, um an der gemeinschaftlichen Nutzung der meist kommunalen Golfplätze teilhaben zu können. Über ein Jahrhundert lang galt zudem die Weisheit, dass sich beim Golf bestens Geschäftskontakte knüpfen lassen. Schon Belgiens König Leopold II. förderte die Handelsbeziehungen mit England, indem er die per Schiff anreisenden Kaufleute mit dem 1888 angelegten Koninklijken Golf Club Oostende empfing, einem feinen Linksplatz. Auch in der Moderne gönnten sich Firmenlenker und Top-Manager eigene Kurse oder Business-Turniere zu Kontaktpflege und mehr, bis verschärfte Compliance-Richtlinien den Spaß verleideten.
6 Der Kronprinz im Kurpark
Die Geburt von Golf in Deutschland
In Bad Homburg hat’s begonnen, irgendwann Ende 1880: „An einem Frühlingsabend fuhr an einem der neuen Luxushotels eine Equipage vor“, notierte einst der legendäre Journalist und Platzarchitekt Bernhard von Limburger. „Es entstieg ihr ein gut aussehender Engländer. Zu seinen unzähligen Gepäckstücken gehörte auch ein Segeltuchköcher mit sechs merkwürdig aussehenden Instrumenten.“ In den folgenden Tagen amüsierte sich der Gentleman mit seinen Schlägern im Kurpark, und so flogen erstmals Grasfetzen, die „Divots“, aus einer deutschen Wiese. In Kur zu fahren war damals „en vogue“, aber Kurorte gab’s in England kaum, jenseits des Kanals hingegen etliche. Doch nur in Bad Homburg und im belgischen Spa konnte man nebst Nutzung der Heilquellen und Amüsement im Casino auch Golf spielen. Was Wunder, dass die „Sommerfrischler“ aus England in Hessen quasi eine Kur-Kolonie gründeten. Allein Albert Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, später König Edward VII., weilte als Prince of Wales und hingebungsvoller Golfer 32-mal zur Erholung in Bad Homburg. Unter Berties „Aufsicht“ entstand auch Deutschlands erster Golfplatz. Major-General Robert William Duff und Colonel Gordon legten 1889 im Kurpark den „Old Course“ an, der bis 1981 in Betrieb war.
Als Golfclub freilich trugen sich die Bad Homburger erst 1899 ins Vereinsregister ein. So gebührt dem benachbarten Wiesbadener Golf Club 1893 die Ehre des ältesten deutschen Golfclubs. Es folgten Berlin-Wannsee und Bremen-Vahr, wo ab 1895 offiziell gegolft wurde.
Am 26. Mai 1907 schließlich riefen in Hamburg acht deutsche Golfclubs den Deutschen Golf Verband (DGV) ins Leben. Erster Präsident war der Hamburger Johann Vincent Wentzel. „Mit eisernem Fleiß spann Wentzel die Fäden zwischen den deutschen Clubs und knüpfte Beziehungen zum Ausland an“, schrieb Vereinsmitglied Alfred Vorwerk. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der DGV wie alle anderen deutschen Sportorganisationen von den Alliierten aufgelöst. In Bad Ems erfolgte dann 1949 die Wiedergründung des neuen (West-)Verbands. 1975 schließlich zog Golf ins deutsche Fernsehen ein: ZDF-Mann Harry Valérien zeigte den Erfolg des Engländers Maurice Bembridge bei der German Open. Das seit 1911 ausgetragene Turnier war 70 Jahre lang eine Angelegenheit der ausländischen Gäste, vom grandiosen Harry Vardon (England) als Premierensieger über Berühmtheiten wie Henry Cotton (England), Bobby Locke (Südafrika) oder Peter Thomson (Australien) bis zum großen Spanier Severiano Ballesteros 1980.
Vorkämpfer für Golf im TV: ZDF-Mann Harry Valérien initiierte 1975 die erste Turnier-Übertragung.
Organisierter Sport: Am 26. Mai 1907 gründeten in Hamburg acht deutsche Clubs den Deutschen Golf Verband, erster Präsident war Johann Vincent Wentzel.
Bernhard Langer und die German Open
Als Professional in Berlin-Wannsee vertrat der fünffache englische Sieger Percy Alliss wenigstens ein bisschen auch die deutschen Farben. 1981 dann schlug die Stunde von Bernhard Langer. Er wurde im Hamburger Golf-Club Falkenstein erstmals Internationaler Deutscher Meister und ließ bis 1993 vier weitere German-Open-Titel folgen.
7 Tee to Green
Die Komposition einer Golfbahn
Man nehme: eine Wiese, grabe ein Loch und markiere es mit einer Fahne … Nein, so einfach ist eine Golfbahn nicht erklärt. Nicht mehr jedenfalls. Früher war das so. Aber damals mussten die Altvorderen vom Schlag eines Tom Morris Sr. in den Dünenlandschaften der britischen Küste auch bloß das beste Routing wählen und ausstecken, die grandiose Gestaltung war eh naturgegeben.
Heutzutage verbietet der Naturschutz zumeist dergleichen, stattdessen hat es der Platzarchitekt vornehmlich mit Agrar- und Industriebrachen zu tun – mit leerer Leinwand, deren golferische Gestaltung im Idealfall zu einer gelungenen Renaturierung führt. Drei Grundbausteine braucht es, damit ein Gelände zum Golfloch wird: Abschlagsbereiche für unterschiedliche Spielstärken; mehr oder weniger viel Fairway (früher „fair green“), das sich tatsächlich vom fairen, weil kurzgemähten Weg Richtung Ziel ableitet; schließlich die Putt-Flächen von durchschnittlich 450 bis 550 Quadratmetern, die sich mit der ausgeklügelten Gestaltung des Umfelds und schützenden