Название | 101 Dinge, die man über Golf wissen. |
---|---|
Автор произведения | Michael F. Basche |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964530189 |
Per Eisenbahn zum Golfplatz
Und die Sache mit der Eisenbahn? In den 1850er-Jahren erwarben Königin Victoria von England und Prinzgemahl Albert ihr „Hideaway“ Schloss Balmoral westlich von Aberdeen und reisten gern im Zug an, was die Erschließung der Highlands für den Schienenverkehr zur Folge hatte. Bald gab es Schienenverbindungen zwischen London und Edinburgh bzw. Glasgow sowie von dort an die Küsten.
Mit den Royals kamen die Touristen, angelockt von der Seeluft, romantisiert von den Balladen und Romanen des schottischen Poeten Sir Walter Scott und vielfach mit Golfschlägern im Gepäck. Nicht von ungefähr entstanden „neue“ Plätze wie Prestwick (ab 1851) an der Westküste deshalb unmittelbar neben den Gleisen und hatten oft eigene Bahnhöfe. „Scotland’s Golf Train“ durch Ayrshire genießt heute Kultstatus.
15 Knüppel, Kellen, Klingen
Das Golfbesteck im Lauf der Zeit
Mit einem Knüppel hat alles begonnen. Aus Esche, Haselnuss oder Dornbaum. Möglichst ein Schössling sollte es sein, der am Hang wuchs, so dass ganz unten die notwendige Krümmung schon eingebaut war. Derart „bewaffnet“ bugsierten die ersten Golfer runde Kiesel und hölzerne Kugeln durch die schottischen Dünen. Als älteste Artefakte gelten die Troon-Schläger, sechs Hölzer und zwei Eisen aus den 1600er- oder gar späten 1500er-Jahren. Der Royal Troon Golf Club lehnte 1999 ein Verkaufsangebot über vier Millionen Dollar ab, das Ensemble liegt mittlerweile im Golf-Museum von St. Andrews. Ein damals reguläres Schlägerset bestand komplett aus Holz: vom Longnose, dem heutigen Driver, mit dickem Kopf für weite Schläge bist zum Spoon für kürzere Entfernungen, dem Niblick zum Lupfen und dem Cleek als früher Putter fürs Einlochen auf dem Grün. Gefertigt wurden sie von Feinwerkern, die Erfahrung mit dem Biegen von Holz hatten. Später von spezialisierten Manufakturen wie McEwan, Hugh Philp oder Robert Forgan, der 1856 als Erster in großem Stil Hickoryholz für optimale Schäfte aus Amerika importierte.
Artefakte der Golfgeschichte: die über 400 Jahre alten Troon-Schläger.
Weltraummaterial: Moderne Driver für weite Schläge haben hohle Metallköpfe mit ausgetüftelten Wandstärken und Einsätzen, heißen aber weiterhin Hölzer.
Die Eisen hingegen waren klotzige Kellen, vom Schmied in eine kantige Form gehämmert. Sie taugten vornehmlich, um den Ball aus unwirtlichen Lagen zu hacken. Als der empfindliche Featherie von den robusteren Kautschukkugeln abgelöst wurde, beschäftigten sich Old Tom Morris und Co. intensiv mit den Eisen und ließen sich aus den Schmieden, wo bereits mit vorgefertigten Formen hantiert wurde, sorgsam gearbeitete Klingen mit abgerundeten Kanten liefern. Die Entwicklung der Golfschläger ist untrennbar mit der Historie des Balls verbunden. Während schon um 1900 die ersten Köpfe aus Persimmon, dem Holz des Kakibaums, an die Hickory-Schäfte montiert wurden, erschienen 1908 die ersten Eisen mit Riefen in der Schlagfläche. Die Tüftler hatten den Einfluss auf den Spin des Balls erkannt.
In den 1920er-Jahren dann wichen die klangvollen Schlägernamen den Nummern, der Niblick zum Beispiel hieß fortan Eisen 9. Nächster Entwicklungssprung war der Stahlschaft, den die Golfhoheit in St. Andrews allerdings nur sanktionierte, weil Edward von Wales (später für elf Monate König Edward VIII.) 1929 damit auf dem Old Course spielte. Nach der Blütezeit der wunderschönen Persimmon-Hölzer in den 1950er- bis 70er-Jahren kamen 1973 die ersten Kohlefaserschäfte und Anfang 1980 die ersten Schläger mit Metall-Hohlköpfen auf den Markt, die trotzdem immer noch Hölzer heißen.
1991 sorgte Callaway mit der Big Bertha und ihrem gewaltigen Edelstahl-„Dickschädel“ für Furore. Die Kalifornier waren es auch, die 1996 mit Taylor-Made massentauglich Titan in den Schlägerköpfen verarbeiteten. Weltraumwerkstoffe in Materialmix sind seither Standard, die Hersteller üben sich in Formgebung und Gimmicks wie variabler Gewichtsverteilung am Schlägerkopf oder justierbarer Schlagflächenneigung – am geometrischen Gefüge freilich hat sich in 600 Jahren nichts geändert.
16 Länge, Loft und Lie
Der moderne Golfschläger
Maximal 14 Schläger darf der moderne Golfer bei offiziellen Runden mit sich führen: mehrere Hölzer für unterschiedliche Distanzschläge, diverse Eisen für variantenreiche Präzisionsschläge und den Putter fürs „Bälle schubsen“. Das Thema Spiel-Sachen füllt Enzyklopädien, es lässt sich indes auf die drei „L“ als wesentliche Parameter der Bauweise reduzieren: Länge, Loft und Lie. Die Länge eines Schafts – ob schwerer Stahl oder leichtes Karbon, Hauptsache Materialgüte – entscheidet über den Peitscheneffekt, der durch die Schwungbewegung erzeugt wird. Je länger der Schaft, desto weiter der mögliche Ballflug. Dazu passt der Loft, die Neigung der Schlagfläche zum Ball. Je steiler der Winkel, umso flacher fliegt die Kugel.
Also sind geringer Loft plus langer Schaft gleich langgezogene Flugbahn und Weite; mit starkem Loft und kurzem Schaft wiederum lassen sich auf kurzem Wege stattliche Flughöhen erzeugen, etwa mit den „Wedge“ (Keil) genannten Spezialeisen. Das industriell hergestellte Material ist nach standardisierten Länge-Loft-Kombis sortiert. Der Lie schließlich beschreibt den Winkel, mit dem die Schlägersohle bei Spielhaltung idealerweise auf dem Boden steht. Womit das Tor zum Fitting-Kosmos geöffnet ist, der individuellen Anpassung des Schlag-Zeugs an Statur und Schwungtempo: Steifigkeit bzw. Flex des Schafts, Feintuning der für die diversen Lofts existierenden Standard-Schaftlängen, Griffstärke, Lie.
Der Loft: Die Neigung des Schlägerblatts zum Ball entscheidet über die Flughöhe der Kugel.
Der Lie: Idealerweise steht der Schläger bei Spielhaltung mit seiner Sohle flach auf dem Boden.
17 Soweit die Bälle fliegen
Das Problem der Längen-Inflation
Im Golfsport entflammt ein Glaubenskrieg. Mit dem Ball im Zentrum. Er fliegt zu weit, begünstigt von innovativer Ballistik, Raketenmaterial im Schlägerbau und der Spielerathletik. Zwar gibt’s großes Hallo in der Galerie, wenn die Longhitter des Profilagers ihre Kugel in Dimensionen jenseits von 300 Metern feuern, aber Leidtragende sind Hunderte von Plätzen weltweit, besonders die alten, deren Design-Kompositionen aus den Angeln gehoben werden, weil die Bälle zumeist einfach drüber weg fliegen. Also wird gestreckt, wo es nur geht – das Ergebnis sind höhere Flächenkosten, mehr Pflegeaufwand, längere Wege und sowieso ökologischer Irrsinn. Auch wenn es den Freizeitgolfer kaum betrifft, muss eine – notfalls für Profis und Top-Amateure separate – Lösung her. Altmeister Gary Player aus Südafrika brachte es als erster auf den Punkt: „Statt weltweit Hunderte von Millionen Dollar für Golfplatz-Umbauten auszugeben, bräuchte man bloß den Ball zu modifizieren und damit die erreichbaren Längen einzuschränken. Das eingesparte Geld könnte man prima in die Jugendarbeit investieren.“ Und wenn alle zehn Prozent kürzer schlagen, sind die Longhitter immer noch Helden.
Kanonier am Abschlag: Longhitter wie US-Jungprofi Cameron Camp befördern ihre Bälle mit dem Driver mühelos bis an oder sogar über die 300-Meter-Marke.
18 Luxus im Bag
Die teuersten Schläger der Welt
Monozukuri sagt der Japaner und meint „Sachen machen“. Golfschläger zum Beispiel. Die besten der