Du sollst frei sein. Cornelia Schmid

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Название Du sollst frei sein
Автор произведения Cornelia Schmid
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783417229967



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Eva am Beginn der Welt standen.

      Alle, die vielleicht so wie ich manchmal dachten: »Wäre ich Eva gewesen, wäre ich Adam gewesen …«, die haben jetzt genau dieselbe Wahl: Wir müssen uns entscheiden, ob wir dem Baum des Lebens gehorchen oder auf den Baum der Erkenntnis setzen. Menschliches Wissen gegenüber göttlichem Gehorsam.

      Wer vom Baum des Lebens isst, wird ewig leben. Das sagt Gott und entschließt sich daher, Adam und Eva, die nun geistlich tot sind, aus der Reichweite dieses Baumes zu entfernen. Ewig geistlich tot zu sein, wäre das unendliche Drama der Menschheit, aus dem es kein Entrinnen gegeben hätte.

      Gott ist gnädig und entlässt Adam und Eva, um ihnen durch Christus einen neuen Zugang zum Paradies und zu sich selbst zu schenken.

      Gott greift ein

      Im letzten Buch der Bibel finden wir in den letzten beiden Kapiteln einen Ausblick auf die Zukunft. Die detailreiche Beschreibung des neuen Jerusalems enthält folgenden bemerkenswerten Vers: »In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen« (Offenbarung 22,2; ELB).

      Der Baum des Lebens – man kann auch übersetzen: der Stamm des Lebens oder das Holz des Lebens.

      Als das Volk Israel nach vierhundert Jahren endlich die Sklaverei in Ägypten hinter sich gelassen hat und sich nach der spektakulären Teilung des Roten Meeres auf dem Weg ins verheißene Land befindet, da gelangen sie an einen Ort mit dem Namen Mara – Bitterkeit. Drei Tage sind sie durch die Wüste gelaufen, sie sind durstig und müde. Hier gibt es endlich Erholung und vor allem – Wasser.

      Aber als die Ersten von dem Wasser kosten, spucken sie es schnell wieder aus. Das Wasser ist verseucht, bitter, ungenießbar.

      »Was sollen wir trinken?«, schreit ganz Israel.

      Und Gott zeigt Mose ein Stück Holz, das er ins Wasser werfen soll. Daraufhin wird das Wasser genießbar und süß (siehe 2. Mose 15,22-25).

      In einer prophetischen Zeichenhandlung tut Mose das, was Christus dreieinhalb Jahrtausende später für die gesamte Menschheit tun wird: In die Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit unseres Lebens, in Streit, Neid, Zorn und Leid wirft er sich am Holzkreuz mitten hinein und verwandelt unser Leben in Süße und Genießbarkeit.

      Jeshua, der eigentliche Name von Jesus, bedeutet: Jahwe rettet.

      Als es vorhin um die Schlange ging, sind wir auf ein anderes Ereignis gestoßen: Die Israeliten wurden von giftigen Schlangen gebissen. Und Gottes Eingreifen wird uns im Neuen Testament folgendermaßen erklärt: »Du weißt doch, wie Mose in der Wüste eine Schlange aus Bronze an einer Stange aufrichtete, damit jeder, der sie ansah, am Leben blieb. Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, durch ihn das ewige Leben hat« (Johannes 3,14-15).

      Auch heute noch ist Jeshua unsere einzige Rettung. Der Biss der Schlange, der Würgegriff der Sünde, führt unweigerlich zum Tod. Der Blick auf Jesus aber rettet.

      Der Baum der Erkenntnis

      Eines Tages wird Jesus von einem Mann angesprochen: »Guter Meister …«

      Und Jesus – ganz Mensch, zweiter Adam – antwortet: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein« (Lukas 18,19; LUT).

      Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen weist zunächst einmal auf den einen Guten hin: Gott. Dieser gute Gott will Gemeinschaft mit mir, Mensch, haben. Er will mir Leben im Überfluss schenken, Leben in Verbindung mit ihm.

      Das aber geht nur, wenn ich ihm gehorche. Die Bibel gebraucht verschiedene Bilder für das Zusammenleben von Gott und Mensch:

      * Der Mensch ist Ton, Gott ist der Töpfer. Gott gestaltet mein Leben, Gott formt ein Leben in Fülle und Freiheit – nicht ich selbst.

      * Gott ist der Herr, ich bin sein Diener. Der Diener steht nicht über dem Herrn.

      * Gott ist mein Vater, ich bin sein Kind. Es gibt Dinge, die ich als Kind nicht verstehe. Muss ich auch nicht. Ich darf und soll meinem Vater kindlich vertrauen.

      Offensichtlich waren wir Menschen gar nicht dazu bestimmt, zu erkennen, was gut und böse ist. Wir waren bestimmt zur Gemeinschaft mit Gott.

      Was bedeutet »erkennen«?

      Der Begriff Erkennen beinhaltet nicht nur reines Wissen. Als Adam und Eva von den Früchten essen, erweitern sie dadurch nicht bloß ihren Wissensstand. Sie gehen von nun an nicht durch die Welt und kleben Post-its an alles, was sie sehen: »Aha, das ist gut und das ist schlecht!«

      Die hebräische Wurzel jada steckt in dem Wort Erkenntnis. Jada meint nicht nur äußeres Erkennen, Wissen, Wahrnehmen. Es wird genauso für den Geschlechtsakt gebraucht. Etwa in 1. Mose 4,1 (LUT): »Adam erkannte seine Frau Eva« – das heißt, er schlief mit ihr, nicht nur als rein technischem Akt. Sondern es handelt sich um Liebe, um einen schöpferischen Akt, aus dem neues Leben entsteht, und eine innige Intimität, in der sich zwei Menschen einander hingeben.

      Genau darum geht es beim Baum der Erkenntnis: Ich verbinde mich mit ihm. Ich sehe das Böse und gehe eine Verbindung damit ein. Und am Ende erkenne ich gar nicht mehr, was eigentlich gut und was böse ist. Paulus formuliert es so:

      »Gott war ihnen gleichgültig; sie gaben sich keine Mühe, ihn zu erkennen.

      Deshalb überlässt Gott sie einer inneren Haltung, die ihr ganzes Leben verdirbt. Und folglich tun sie Dinge, mit denen sie nichts zu tun haben sollten: Sie sind voller Unrecht und Gemeinheit, Habgier, Bosheit und Neid, ja sogar Mord; voller Streit, Hinterlist und Verlogenheit, Klatsch und Verleumdung. Sie hassen Gott, sind gewalttätig, anmaßend und überheblich. Beim Bösen sind sie sehr erfinderisch. Sie weigern sich, auf ihre Eltern zu hören, haben weder Herz noch Verstand, lassen Menschen im Stich und sind erbarmungslos.

      Dabei wissen sie ganz genau, dass sie nach dem Urteil Gottes dafür den Tod verdient haben. Trotzdem machen sie so weiter wie bisher, ja, sie freuen sich sogar noch, wenn andere es genauso treiben« (Römer 1,28-32).

      Die Abwärtsspirale

      Im Laufe der Jahrtausende hat der Baum der Erkenntnis immer größere Wurzeln in der Menschheit geschlagen. Wir wissen nahezu alles – wir sind aufgeklärt – uns macht keiner etwas vor. Wir haben die Möglichkeit, ins All zu fliegen, den Mond zu besuchen und auf dem Mars eine zweite Erde zu errichten. Wir wissen, wie das geht, und was wir nicht wissen, das erforschen wir.

      Wir haben die Erde bevölkert und wissen genau, dass jetzt genug Menschen auf diesem Planeten leben. Deshalb lassen wir neue Menschen gar nicht erst zur Welt kommen. Wir töten sie kurz nach ihrer Entstehung.

      Wir wissen, dass Kriege schlecht sind und Versöhnung gut ist. Dass die Vernachlässigung der Schöpfung schlimme Folgen hat und ein Meer ohne Plastik für Mensch und Tier besser ist. Wir wissen, dass eine behütete Kindheit das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft ist und dass Missbrauch und Gewalt Leben zerstören.

      Warum schaffen wir es also nicht, das Gute siegen zu lassen? Wir wissen doch alles!

      Weil wir, seit Adam und Eva von der Frucht gegessen haben, alle irgendwann an den Punkt gelangen, an dem wir wie Paulus verzweifelt schreien: »Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich« (Römer 7,19; LUT).

      Der Baum der Erkenntnis hat uns keineswegs dazu verholfen, ab jetzt nur noch das Gute zu tun.

      Im Gegenteil, der Wunsch, so zu sein wie Gott, hat uns in die tiefsten Abgründe unseres Seins gestürzt.

      Denn wir sind nicht Gott. Wir haben vergessen, dass nur Gott gut ist. Und deshalb glauben wir, dass er uns auch nichts Schönes gönnt. Ein bisschen vielleicht, aber nur wohldosiert – zu viel des Guten könnte vielleicht unseren Charakter verderben.

      Da