Du sollst frei sein. Cornelia Schmid

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Название Du sollst frei sein
Автор произведения Cornelia Schmid
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783417229967



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ist, warum gibt es dann einen Teufel? Hätte Gott das nicht verhindern können? Eine Welt schaffen können ohne Teufel, ohne Böses, ohne Grausamkeit und Kriege, ohne Viren und Krankheiten?

      Selbstverständlich hätte die Allmacht Gottes das zuwege gebracht. Seine Liebe aber möchte Gegenliebe als Antwort. Wir führen keine Zwangsehe mit einem Gott, der uns keine andere Wahl lässt. Die Bibel redet davon, dass es am Ende der Zeiten eine Hochzeit geben wird: Jesus, der Sohn Gottes, feiert Hochzeit mit seiner Braut, der Gemeinde – jedem Einzelnen von uns, dessen Leben Jesus gehört.

      Eine Eheschließung ist ein freiwilliger Akt. Auch auf dem Standesamt wird man gefragt, ob man aus freien Stücken hier ist.

      Gott möchte, dass wir seine Liebe nicht aus Zwang, sondern freiwillig erwidern.

      Wie reagiert Gott?

      Wusste der allmächtige Gott, dass der Satan ihm in seine Schöpfung hineinpfuschen würde? Wusste er schon im Voraus, dass sich ein Engel aus seinem engsten Hofstaat gegen ihn auflehnen würde?

      Ich gehe davon aus. Gott rechnet durchaus mit dem Bösen. Es überrascht ihn nicht. Gott hat auch schon vorher gewusst, dass es im Jahr 2020 eine Pandemie geben wird, die über die ganze Erde wüten wird.

      Aber der Teufel kann Gottes Absichten und Pläne nicht aufhalten. Der Plan, den Gott vor Grundlegung dieser Welt gefasst hat, steht. Sein Vorhaben, diese Welt zu ihrem großartigen Ziel zu führen, begann vor Ewigkeiten und geht auf in Ewigkeit.

      Deshalb spricht Gott erneut. Gott lässt sich seine Freiheit und Souveränität nicht nehmen. Er lässt sich vom Satan nicht in die Knie zwingen.

      In einem gewaltigen Schöpfungsakt wird Gottes unermessliche Kreativität deutlich: Gott erschafft das Licht, Tag und Nacht, Wasser und trockenes Land, Bäume, Sträucher, Blumen, Kräuter, Gras, Sonne, Mond und Sterne, Fische, Vögel sowie alle übrigen Tiere.

      Und am Ende das i-Tüpfelchen: der Mensch, geschaffen nach dem Bild Gottes. Ein Wesen, das nach der Art des Schöpfers kommt. Ganz der Papa. Der gesegnete Mensch, der in Freiheit vor Gott leben darf.

      Die Freiheit der ersten Menschen

      Die ersten beiden Menschen, Adam, der Erdling, und Eva, die Lebenspendende, führen ein Leben in völliger Freiheit. Sie werden nicht krank, kennen kein Unkraut, kein schlechtes Wetter, keinen Stress, keinen Streit.

      Als Gott den beiden mit auf den Weg gibt, sie dürften die Früchte eines gewissen Baumes nicht essen, sonst würden sie sterben, da schauen sich die beiden vermutlich an und fragen: »Was ist Sterben?«

      Für Adam und Eva existiert nur das Gute im Leben: Überfluss, Genuss, Zeit, Gelassenheit, Frieden und Liebe. Sie leben in vollkommener Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer, verbringen mit ihm ihren Feierabend. Im Sandkasten ihres Paradieses schlagen sie sich nicht gegenseitig die Köpfe ein, weil der eine etwas hat, was der andere gerne hätte. Sie kennen keinen Neid, kein Vergleichen.

      Sie tun genau das, was Gott ihnen aufgetragen hat: Sie bebauen das Paradies, arbeiten mit ihren Händen, herrschen über die Tiere, geben ihnen Namen – was bedeutet, sie zähmen sie, leben friedlich mit ihnen zusammen. Löwen und Bären jagen ihnen keine Angst ein, deshalb bauen sie keine Elektrozäune und legen kein Rattengift aus.

      Adam und Eva kennen keine Scham – weder vor Gott noch voreinander. Sie lieben Gott, sich selbst und ihren Partner. Sie schämen sich nicht für ihre Gefühle und Gedanken. Sie sagen, was sie denken, und sie meinen, was sie sagen. Ihr Leben besteht aus Wahrheit und Klarheit. Adam muss nicht erraten, was im Kopf seiner Eva vor sich geht. Und die wiederum leidet nicht darunter, dass er sie anscheinend nicht versteht. Ihre Beziehung funktioniert. Weshalb?

      Weil sie die DNA ihres Schöpfers in sich tragen: Freiheit im Denken, Fühlen und Handeln.

      Die Freiheit, innezuhalten

      In grenzenloser Freiheit hat Gott Unglaubliches erschaffen: Tiere und Pflanzen in unendlicher Farbenpracht und Vielfalt. Und dann den Menschen mit einer bis ins Kleinste ausgeklügelten Anatomie und Physiologie: Gelenke und Bänder, Muskeln und Sehnen, Nerven und Blutgefäße.

      Ich erinnere mich an meine erste Operation, bei der ich als Krankenpflegeschülerin zuschauen durfte. Ich war fasziniert von der Präzision und Ordnung, die in einem menschlichen Körper herrscht. Kein Arzt der Welt käme auf die Idee, die Leber von rechts nach links zu verlegen oder die Nase am Kinn zu befestigen. Denn der Mensch ist ein Wunder der Schönheit und der Anatomie.

      Plötzlich hört Gott auf mit Schaffen. Jeder Coach würde ihm heute raten: »Du bist doch gerade mitten im Flow. Mach weiter, da kommt bestimmt noch mehr Gutes dabei raus.«

      Aber Gott hört auf. Am siebten Tag ruht er von seinen Werken. Das Verb, das Luther hier mit ruhen übersetzt, heißt shabbat – aufhören, ruhen, beenden.

      Gott weiß, wann es Zeit ist, zu handeln, und wann es Zeit ist, aufzuhören.

      Dasselbe Verb finden wir ein paar Kapitel weiter nach der Sintflut wieder: »Solange die Erde steht, soll nicht aufhören (shabbat) Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht« (1. Mose 8,22; LUT). Die Natur wird nicht innehalten, sie bekommt keinen Sabbat. Die Jahreszeiten und das richtige Klima für Saat und Ernte bleiben bestehen.

      Gott hat die Freiheit, etwas zu beginnen, und die Freiheit, aufzuhören, zu ruhen, etwas zu lassen. Und genau diese Möglichkeit hat er uns Menschen ebenfalls geschenkt.

      Der siebte Tag wird in besonderer Weise von Gott gesegnet und geheiligt. Es ist nicht der sechste Tag, der besonders hervorgehoben wird – nicht die Erschaffung des Menschen, sondern der Tag des Nichts-Tuns.

      Und genau daran scheiden sich bis heute die Geister. Nach der Sintflut hat Gott über die Natur einen Nicht-Sabbat verhängt: Der Kreislauf der Jahreszeiten und von Saat und Ernte wird bis auf Weiteres nicht gestoppt.

      Aber der Mensch, allen voran das Volk Israel, bekommt die Anweisung, alle sieben Jahre ein Sabbatjahr einzulegen: »Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und die Früchte einsammeln, aber im siebenten Jahr soll das Land dem Herrn einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden« (3. Mose 25,3-4; LUT).

      Die Menschen sollen dem Boden, den sie bearbeiten, eine Ruhepause gönnen. Und natürlich auch sich selbst. Dabei sollen sie erleben, dass Gott sie versorgt, obwohl sie nicht arbeiten.

      Wenn Gott das Sabbatjahr einfordert, höre ich dahinter seine große Frage: »Du, Mensch, bist du so frei, dass du mir vertraust? Vertraust du mir, dass ich dich auf übernatürliche Weise versorge, auch wenn du nichts tust?«

      Der Sabbat ist der Inbegriff von Freiheit: Ich tue nichts, weil ich weiß, dass ich nichts tun kann. Ich verlasse mich nicht auf meine menschliche Stärke, meine Intelligenz und meine Kraft. Sondern ich vertraue einzig und allein auf meinen Gott. Ich habe die Freiheit, aufzuhören, wenn es am schönsten ist. (Später werden wir noch näher auf dieses Thema eingehen.)

      Freiheit in Grenzen – verbunden mit Verantwortung

      Die ersten Menschen leben in völliger Freiheit – und doch ist diese Freiheit begrenzt. Rings um ihr Paradies3 gibt es einen Zaun. Und es gibt ein großes ABER: Sie dürfen alles, mit Ausnahme einer einzigen Sache: Ein Baum mitten in ihrem Paradies ist tabu.

      Der freie Gott schenkt den ersten beiden Menschen, die mit seiner DNA auf die Welt gekommen sind, Freiheit: Sie sind frei, zu gehorchen, und frei, schuldig zu werden.

      Außerdem bekommen sie den Auftrag, über Land und Tiere zu herrschen: Macht euch das Land, die Erde untertan. Der Garten soll bearbeitet und geschützt werden. Die beiden Menschen sind verantwortlich dafür, was in ihrem Paradies geschieht.

      Der Mensch ist ausgestattet mit göttlicher Autorität.

      Das hebräische Wort kabasch