Название | Du sollst frei sein |
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Автор произведения | Cornelia Schmid |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783417229967 |
Der wird am Morgen jäh unterbrochen. Die panischen Schreie des Campverwalters gehen durch Mark und Bein. Schnell ist allen Safari-Teilnehmern klar, dass etwas Schlimmes geschehen ist.
Einige Wortfetzen dringen in die Hütten, aus denen hervorgeht: Eine Schlange scheint heute Nacht in das Camp eingedrungen zu sein. Der Campverwalter ist drauf und dran, die Flucht zu ergreifen. Alle Studenten bleiben in ihren Hütten. Keiner wagt sich nach draußen.
Nach endlosen Minuten taucht ein Ranger mit einer Lebendfalle auf. Und es gelingt ihm, die Schlange einzufangen. Erst später erfährt mein Mann, dass es sich um eine grüne Mamba gehandelt hat, deren Biss tödlich ist.
Wenn mein Mann diese Geschichte in unserer Familie erzählt, lauschen wir auch heute noch voller Begeisterung und Spannung. Und immer drängt sich am Ende die Frage auf: Wie konnte diese giftige Schlange ins Camp gelangen?
Mein Mann erklärt dann, dass dieses Camp durch einen einfachen Maschendrahtzaun gesichert war. Eine große Würgeschlange hätte nicht hindurchgepasst, aber für diese relativ kleine Schlange war der Zaun kein Hindernis.
Auftritt der Schlange
Adam und Eva haben es gut im Paradies. Sie können alles genießen und das tun sie auch. Kein Gedanke an die beiden Bäume in der Mitte des Gartens. Vom Baum des Lebens dürften sie eigentlich essen. Hier gilt das Verbot nicht.
Aber sie tun es nicht. Sie laufen offenbar täglich daran vorbei, ohne auf die Idee zu kommen, die Früchte abzupflücken und zu essen. Sie haben kein Bedürfnis danach, weil sie buchstäblich im Überfluss leben.
Die Sehnsucht nach dem Verbotenen erwacht erst, als die Schlange das Paradies betritt.
Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, gibt es da eine Schlange im Garten Eden. Aber kein Campverwalter bricht in panisches Geschrei aus. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Eva wirkt nicht einmal erschrocken. Sie fragt nicht: »Was machst du hier? Hau ab!«
Das dritte Kapitel des ersten Mose-Buches beginnt ganz unspektakulär mit dem Hinweis, dass die Schlange charum war – listiger, schlauer, gerissener, klüger und scharfsinniger als alle anderen Feldtiere. Der hebräische Begriff wird in anderen biblischen Büchern mehrheitlich positiv gebraucht. Nur an wenigen Stellen bedeutet charum raffiniert.
War die Schlange also schon vorher im Paradies? Lebte sie mit Adam und Eva zusammen? Gehörte sie zu den Tieren, denen Adam einen Namen gegeben hatte? Die er gezähmt hatte?
Wer ist die Schlange?
Viele Theologen sind der Meinung, die Schlange sei einfach eine Schlange gewesen – das klügste und raffinierteste unter allen Tieren.
Dem widersprechen nach meiner Auffassung mehrere Bibelstellen:
* Gott schickt dem Volk Israel giftige Schlangen, weil sie ihm ungehorsam sind. Erst, als Mose das Denkmal einer Schlange aus Bronze aufstellt, können die Menschen dem Tod entgehen (siehe 4. Mose 21,6-9).
* Oder Jesaja 27 – die Vision, dass Gott eines Tages endgültig über das Böse triumphieren wird: »An jenem Tag wird der Herr mit seinem harten, großen und starken Schwert heimsuchen den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird das Ungeheuer erschlagen, das im Meer ist« (Jesaja 27,1; ELB).
* Der prophetische Hinweis auf das letzte Buch der Bibel, das den Schleier lüftet. In Offenbarung 20,2 sieht Johannes: »Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre« (ELB).
Die Schlange erscheint als Sinnbild für den Erzfeind Gottes. Spätestens als sie den Mund aufmacht und den ersten Satz an Eva richtet, wird klar, wer aus diesem Körper spricht. »Ja, sollte Gott gesagt haben …?« (1. Mose 3,1; LUT).
Die Freiheit, die Gott dem Menschen in Verbindung mit Gehorsam angeboten hat, gerät an diesem Punkt gefährlich ins Wanken.
Je länger ich mich in die Geschichte von Adam und Eva vertiefe, umso unwichtiger werden manche Fragen: Warum kam die Schlange ins Paradies? Warum hat Gott ausgerechnet in der Mitte des Gartens einen verbotenen Baum gepflanzt?
Die eigentliche Frage ist doch:
Warum haben Adam und Eva Gott nicht vertraut?
Göttliche Freiheit wird uns nicht aufgezwungen. Von den ersten bis zu den letzten Seiten der Bibel zieht sich dieser Dreiklang durch: Freiheit – Freiwilligkeit – Vertrauen. Zahlreiche Geschichten illustrieren das:
* Noah, der eine Arche bauen soll. Im Gehorsam Gott gegenüber, freiwillig und vertrauend, baut er das Riesenschiff und fährt damit in die Freiheit.
* Abraham, der den Auftrag bekommt, sein Vaterland zu verlassen. Freiwillig und im Vertrauen auf Gott entdeckt er das Land Kanaan, in dem seine Nachkommen in Freiheit leben sollen.
* Mose – der Draufgänger, der zunächst alles selbst in die Hand nimmt. Als er seinem Gott im brennenden Dornbusch begegnet, macht er sich freiwillig und im Gehorsam auf nach Ägypten. Auch als sich später manches zum Schlechten wendet – Mose vertraut seinem Gott und führt sein Volk in die Freiheit.
* Ich könnte noch weitere Personen aufzählen: David, Jeremia, Hiskia, Ruth, Maria, Petrus, Paulus …
Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie lebten ein Leben in göttlicher Freiheit, weil sie Gott gehorchten und ihm vertrauten – freiwillig, aus Liebe.
Warum haben Adam und Eva Gott nicht vetraut? Warum hatten gerade die ersten Menschen solch ein Misstrauen? Sie lebten doch so eng mit Gott zusammen. Sie hatten erfahren, dass Gott ihnen alles schenkte, was sie nötig hatten, und noch viel mehr. Leben im Überfluss.
Schon als ich diese Geschichte vor vielen Jahren in der Jungschar gehört habe, schoss mir durch den Kopf: Wäre ich Eva gewesen, ich hätte niemals vom Baum der Erkenntniss gegessen.
Dieser Gedanke war verbunden mit einer tiefen Sehnsucht: Einmal das Paradies erleben, einmal wissen, wie das Leben für Eva und Adam gewesen ist. Diese tiefe Gemeinschaft mit Gott spüren – gestillte Sehnsucht, Vollkommenheit.
»Ihr werdet sein wie Gott« (siehe 1. Mose 3,5) – das war die Zauberformel damals, und sie ist es bis heute geblieben. Sein wie Gott, das macht das Paradies anscheinend noch paradiesischer, die Freiheit noch ein bisschen freier. So wird das Unmögliche möglich. Alles ist dadurch erreichbar, die kühnsten Träume können Wahrheit werden. Sein wie Gott – grenzenlos, erfolgreich, unbesiegbar.
Und spätestens jetzt weiß ich: Ich hätte genau wie die ersten Menschen nach diesen Früchten gegriffen.
Ich – die ihre Freiheit über alles liebt. Auch ich wäre auf diese listige Schlange hereingefallen.
Was verstehen wir unter Freiheit?
Für die meisten Menschen bedeutet Freiheit, tun und lassen zu können, was sie wollen. Niemandem Rechenschaft geben zu müssen. Unabhängig von gesellschaftlichen Normen zu sein.
Wir reden viel von Bewegungsfreiheit – der Freiheit, heute hier und morgen dort zu sein. Dazu braucht es ein Auto, das heutzutage über viel mehr technische Raffinessen verfügt, als es in früheren Jahren dem Standard entsprach. Damit wir das Gefühl haben, auch noch etwas für die Umwelt zu tun, sollte es schadstoffarm sein und möglichst wenig Sprit verbrauchen.
Die Voraussetzung für diese Art von Mobilität ist finanzielle Freiheit. Und diese Freiheit wiederum ermöglicht uns einen gewissen Lebensstil: mehrmals im Jahr in den Urlaub fahren, das Eigenheim abbezahlen, unsere Kinder in allem fördern