Fest bei. Das Wort »Fest« füllt sich für ihn mit dem Sinn, den es auf den Bildern Carpaccios oder Veroneses hat, und diese Reflexe steigern seine Stimmung. – Der Erzähler betritt zum ersten Mal die Kulissen eines Theaters: er würde diese künstliche Welt langweilig finden, wenn nicht Goethes Schilderung in Wilhelm Meister sie für ihn mit Schönheit umkleidete. – Er sieht ein junges Mädchen auf dem Rasen Diabolo spielen. Das Spielzeug erinnert an ein seltsames Attribut, das Giotto der Allegorie des Götzendienstes in der Arena von Padua beigegeben hat. – Ein moderner Großstadtbahnhof kann sich so ins Erhabene weiten: »Man muss alle Hoffnung fahren lassen, zum Schlafen nach Hause zu kommen, sobald man sich dazu entschlossen hat, die verpestete Höhle zu betreten, durch die man zum Mysterium gelangt, eine dieser großen verglasten Hallen wie die von Saint-Lazare, wo ich den Zug nach Balbec finden wollte, und die über die ausgeweidete Stadt einen jener immensen, grellen Himmel wölbte, schwer von sich auftürmenden drohenden Dramen, ganz ähnlich wie bestimmte, fast schon pariserisch modern anmutende Himmel von Mantegna oder Veronese, und unter dem nichts anderes geschehen konnte als irgendein schreckliches und feierliches Geschehnis wie die Abfahrt einer Eisenbahn oder das Aufstellen eines Kreuzes.« Es ist von derselben Art, wenn Saint-Loup bei einem Exkurs über Strategie zeigt, dass es klassische Lösungen militärwissenschaftlicher Aufgaben gibt, die immer wieder angewandt werden; moderne Schlachten, die Cannae reproduzieren. »Du hast mir gesagt«, antwortet ihm der Erzähler, »dass man Schlachten kopiert. Ich finde das ja ästhetisch, dass man, wie du erklärt hast, unter einer modernen Schlacht eine ältere sehen kann, ich kann dir gar nicht sagen, wie mir dieser Gedanke gefällt.« Dass sich ein gegenwärtiges Erleben über viele Schichten vergangenen Daseins legt, sodass deren Umrisslinien noch sichtbar sind, wie beim Durchpausen einer Zeichnung; dass zu einer heutigen Lebensmelodie das Gedächtnis die Harmonien der Geschichte ertönen lässt, das macht für Proust eine der Schönheiten des Daseins aus.
Ernst Robert Curtius als Student in Straßburg.