Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
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Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
„Na, Huck, werd‘ dich tags nicht stören, kannst ruhig schlafen. Und wenn du was siehst nachts, komm nur gleich und miaue!“
Dreißigstes Kapitel.
Das erste, was Tom am Freitagmorgen vernahm, war eine freudige Nachricht — Familie Thatcher war in der Nacht vorher zurückgekommen! Beides, Joe und der Schatz, sanken für den Augenblick zu sekundärer Bedeutung herunter, und Becky nahm Toms ganzes Interesse in Anspruch. Er sah sie und sie verlebten wundervolle Stunden mit einigen Schulkameraden, „Blindekuh“ und „Fangen“ spielend. Der Tag war tadellos und wurde in ganz besonders befriedigender Weise beschlossen.
Becky erbettelte von ihrer Mutter die Erlaubnis, den nächsten Tag für das lang‘ versprochene und lang‘ ersehnte Picknick festzusetzen, und diese willigte ein. Das Entzücken der Kinder war grenzenlos, Toms nicht am wenigsten. Noch vor Sonnenuntergang wurden die Einladungen versandt und das gesamte junge Volk im Dorfe geriet in ein wahres Fieber von Vorfreude und angenehmer Erwartung.
Tom wurde durch seine Aufregung bis zu später Stunde wachgehalten und hoffte beständig Huck miauen zu hören und am nächsten Tage Becky und alle Teilnehmer am Picknick mit seinem Schatz in Erstaunen setzen zu können. Aber er wurde enttäuscht. Kein Zeichen ließ sich hören.
Endlich brach der Morgen an, und um zehn oder elf Uhr versammelte sich eine ausgelassene, freudestrahlende Gesellschaft bei Thatchers, alles war zum Aufbruch bereit.
Es war nicht die Gewohnheit der Erwachsenen, Picknicks mit ihrer Gegenwart zu stören. Man glaubte die Kinder unter den Fittichen von ein paar jungen Damen von achtzehn und ein paar jungen Herren von dreiundzwanzig oder so sicher genug. Das alte Dampfboot war für die Gelegenheit gemietet worden. Bald war der ganze Weg von der lustigen, mit Vorratsbeuteln bepackten Bande erfüllt. Sid war krank und hatte zu Hause bleiben müssen; Mary blieb gleichfalls, um ihm Gesellschaft zu leisten.
Das letzte, was Mrs. Thatcher zu Becky sagte, war: „Komm‘ nur nicht zu spät zurück. Vielleicht wird‘s besser sein, Kind, du bleibst zur Nacht bei einem von den Mädchen, das näher bei der Überfahrt wohnt.“
„Dann bleib‘ ich bei Susy Harper, Mama!“
„Schon gut. Und benimm dich ordentlich und treib‘ keinen Unsinn!“
Sobald sie fort waren, sagte Tom zu Becky: „Du — ich will dir sagen, was wir tun! Statt zu Joe Harper zu gehn, klettern wir auf den Hügel rauf und gehn zur Witwe Douglas. Die hat sicher Eiscreme! Sie hat fast immer was — ‘nen ganzen Haufen. Und sie wird sich schrecklich freuen, uns zu haben!“
„Ach, das wird schön werden!“ Dann dachte Becky einen Augenblick nach und sagte: „Aber was wird Mama sagen?“
„Woher soll sie‘s denn erfahren?“
Das Mädchen überlegte sich die Sache und sagte zögernd: „Ich denk‘ doch, ‘s ist unrecht — aber —“
„Aber — Unsinn! Deine Mama erfährt‘s nicht, was schad‘s also? Sie will doch nur, daß du irgendwo gut aufgehoben bist, und glaub‘ nur, sie würd‘ selbst gesagt haben, du solltst dahin gehen, wenn sie nur dran gedacht hätt‘. Ich weiß, sie hätt‘s!“
Die glänzende Gastfreundschaft der Witwe Douglas war ein verlockender Köder. Das und Toms Beredsamkeit behielten die Oberhand. So wurde beschlossen, niemand was von dem Programm für die Nacht zu sagen.
Plötzlich fiel Tom ein, Huck könne gerade in dieser Nacht kommen und das Zeichen geben. Der Gedanke machte ihn ein wenig nachdenklich. Schließlich konnte er‘s aber doch nicht übers Herz bringen, das Projekt mit der Witwe Douglas aufzugeben. Und warum sollte er es aufgeben — war das Zeichen in der letzten Nacht nicht gekommen, warum sollte es denn wohl gerade in dieser Nacht kommen? Die Aussicht auf das sichere Vergnügen des Abends schlug die unbestimmte auf den Schatz aus dem Felde. Und — wie Kinder sind — er beschloß ganz der stärkeren Anziehungskraft zu folgen und sich während des ganzen Tages keinen Gedanken an das Geld zu gestatten.
Drei Meilen unterhalb des Dorfes legte das Dampfboot an einem bewaldeten Hügel an. Die Gesellschaft schwärmte hinaus und bald hallten die entlegensten Teile des Waldes und die unzugänglichsten Höhen von Geschrei und Lachen wider. Alle Mittel, heiß und müde zu werden, wurden gewissenhaft angewandt, und allmählich strömten alle Ausflügler zurück zum Lager, mit tüchtigem Hunger ausgestattet und dann begann die Vernichtung der guten Sachen. Nach dem Frühstück wurde eine erfrischende Ruhepause im Schatten breitästiger Eichen gemacht. Dann rief auf einmal jemand: „Wer will mit zur Höhle?“
Alles wollte. Bündel von Kerzen wurden zusammengerafft und geradenwegs hinauf auf den Hügel. Die Mündung der Höhle war hoch oben, ein offenes Tor in der Form des Buchstabens A. Die massive eichene Tür stand offen. Dahinter tat sich ein kleiner Raum auf, kalt wie ein Eiskeller und von der Natur durch solide Kalkmauern eingefaßt, die von kalter Feuchtigkeit bedeckt waren.
Es war romantisch und geheimnisvoll, hier in tiefer Dunkelheit zu stehen und auf die grünen, in der Sonne glänzenden Laubmassen hinauszuschauen. Aber der überwältigende Eindruck nahm schließlich doch bedeutend ab und das Umhertollen begann wieder. Jeden Augenblick wurde eine Kerze angezündet, dann stürzte sich alles auf den, der sie trug, ein Kampf und mutige Verteidigung folgten, aber die Kerze war bald zu Boden geschlagen oder ausgeblasen, und dann gab‘s allgemeines Gelächter und eine neue Jagd. Aber alles hat ein Ende. Allmählich begab sich der Zug tiefer in die Höhle hinab, immer tiefer, wobei der flackernde Schein der Lichter die mächtigen Felswände fast bis zu ihrer vollen Höhe von sechzig Fuß ungewiß beleuchtete.
Der Weg war hier nicht mehr als acht oder zehn Fuß breit. Alle paar Schritt taten sich noch engere, hohe Gänge nach beiden Seiten auf, denn die Douglashöhle war nichts als ein wildes Labyrinth von verzweigten Gängen, die überall auseinander liefen, um sich doch immer wieder zu treffen. Man sagte, es könne jemand viele Tage und Nächte durch dies unglaubliche Gewirr von Gängen und Spalten irren, ohne jemals das Ende der Höhle zu finden; und daß er tiefer und immer tiefer, bis in den Mittelpunkt der Erde dringen könne, und es wäre doch immer dasselbe — Labyrinth unter Labyrinth, und nirgends ein Ende. Niemand „kannte“ die Höhle; das war unmöglich. Die meisten der jungen Leute kannten einen Teil davon und so leicht wagte sich niemand über diesen bekannten Teil hinaus. Tom Sawyer kannte so viel von der Höhle wie alle anderen.
Ungefähr dreiviertel Meilen marschierte man in geschlossenem Zug durch den Hauptgang, dann begannen sich einzelne Haufen und Paare seitwärts in die Nebengänge zu zerstreuen, durch die unheimlichen Gänge laufend, um sich schließlich zu gegenseitiger Überraschung an irgend einem Punkt wieder zu treffen. Man konnte wohl eine halbe Stunde auch hier im bekannten Teil herumstreifen, ohne einander zu begegnen.
Schließlich kam Paar auf Paar zur Höhle zurückgeschlendert, mit Talg bespritzt, kalkbeschmiert und ganz berauscht von den Herrlichkeiten des Tages. Dann waren alle ganz überrascht, daß sie so wenig auf die Zeit geachtet hatten und es schon fast Nacht war. Schon seit einer halben Stunde hatte die Schiffsglocke zum Aufbruch gemahnt. Indessen, auch diese Art, die Abenteuer des Tages zu beschließen, war romantisch und deshalb befriedigend. Als das Dampfboot mit seiner ausgelassenen Fracht vom Ufer abstieß, kümmerte sich niemand ‘nen Deut um die versäumte Zeit — außer dem Kapitän.
Huck befand sich bereits auf seinem Wachposten, als die Lichter des Dampfbootes an der Landungsstelle vorbeiglitten. Er hörte keinen Ton an Bord, denn