Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Название Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор произведения Гарриет Бичер-Стоу
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027204557



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nicht gemütlich dabei fühlen!“

      „Du, Tom, komm, wollen‘s hier sein lassen, und ‘s wo anders versuchen.“

      „Ja, ich denk‘ auch, ‘s wird besser sein.“

      „Wo denn?“

      Tom dachte eine Weile nach und sagte: „Das Beinhaus — das ist‘s.“

      „Teufel! Beinhäuser lieb‘ ich gar nicht, Tom! Da sind Gespenster, und die sind noch schlimmer als Tote. Tote können vielleicht mal ‘n bißchen schwatzen, aber sie fahren nicht herum und kommen nicht ‘rangeschlichen, wenn man nicht dran denkt und gucken einem nicht plötzlich über die Schulter und knirschen nicht mit den Zähnen, wie Gespenster tun. Ich könnt‘s nicht ertragen, Tom — niemand könnt‘s.“

      „Ja; aber, Huck, Geister dürfen nur nachts herumhuschen — bei Tage können sie uns nicht hindern, da zu graben.“

      „Ja, das ist wohl so. — Aber du weißt wohl, daß überhaupt niemand gern in die Nähe vom Beinhaus geht — weder bei Tag noch bei Nacht.“

      „Na, ‘s ist aber doch nur, weil sie nicht hingehen mögen, wo mal einer gemordet worden ist. Aber ‘s hat doch nie jemand was Verdächtiges im Beinhaus gesehn — nur ‘n bißchen blaues Licht im Fenster — keine Geister.“

      „Na, ich sag‘ dir, Tom, wo du so ‘n blaues Licht siehst, kannst du sicher sein, daß da ‘n Geist dahinter steckt. ‘s ist doch mal so bekannt. So ‘n Licht, weißt du, braucht niemand als Gespenster.“

      „‘s ist wahr, Huck. Aber bei Tag‘ kommen sie doch nicht ‘raus; da brauchen wir uns doch nicht zu fürchten?“

      „Na, meinetwegen, wenn du meinst, woll‘n wir ‘s Beinhaus vornehmen — aber — aber ich denk doch, ‘s ist gewagt.“

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      Inzwischen waren sie den Hügel hinuntergekommen. Dort, mitten im Mondlicht, im Tal stand das Beinhaus vor ihnen, gänzlich einsam, die Umzäunung längst zerbrochen, die Tür umgeben von allerhand Schlinggewächsen, das Dach halb zerfallen, leere Fensterhöhlen und der Schornstein eingesunken. Die Jungen standen eine Weile still, halb in der Erwartung, ein blaues Licht in den Fenstern zu sehen; sie sprachen, wie Zeit und Umstände es verlangten, mit halber Stimme. Dann machten sie, daß sie fortkamen, umkreisten das unheimliche Gebäude in weitem Bogen und schlichen durch den Wald von Cardiff Hill nach Hause.

      Siebenundzwanzigstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Gegen Mittag des nächsten Tages kamen die Jungen bei dem abgestorbenen Baum an; sie wollten ihr Werkzeug holen. Tom hatte es sehr eilig, zum Beinhaus zu kommen. Huck, etwas weniger hitzig, sagte plötzlich:

      „Wart mal, Tom, weißt du auch, was heut für ‘n Tag ist?“

      Tom ließ die Tage der Woche Revue passieren und machte erschreckte Augen:

      „Donnerwetter, Huck, hab‘ noch gar nicht dran dacht!“

      „Na, ich hab‘s bisher auch nicht getan, aber plötzlich fiel‘s mir eben ein, heut ist Freitag!“

      „Verdammt! Man kann doch nicht vorsichtig genug sein, Huck. Hätten in ‘ne schöne Patsche geraten können, wenn wir so was an ‘nem Freitag begonnen hätten!“

      „Will ich meinen! Sag‘ lieber: wären gekommen! ‘s gibt Glückstage, aber der Freitag ist gewiß keiner von ihnen!“

      „Das weiß jeder Dummkopf. Denk doch, du bist nicht der erste, der das rauskriegt.“

      „Na, das hab‘ ich ja doch auch nicht gesagt, oder? Und der Freitag ist noch nicht alles. Hab‘ ‘nen verflucht bösen Traum gehabt, letzte Nacht — hab‘ von Ratten geträumt.“

      „Na, ist ‘n schönes Zeichen, daß was passiert! Kämpften sie?“

      „Nee.“

      „Na, dann ist‘s gut, Huck. Wenn sie nicht kämpfen, ist‘s nur ein Zeichen, daß was in der Luft liegt, weißt du. Wir brauchen also bloß gut aufzupassen und uns in acht zu nehmen. Wollen wir also das für heute lassen und spielen. — Kennst du Robin Hood, Huck?“

      „Nee, wer ist Robin Hood?“

      „Na, das war einer von den größten Menschen, die je in England gelebt haben — und einer der besten. ‘s war ein Räuber.“

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      „Wetter, wünscht‘, ich wär‘ auch einer. Wen beraubte er denn?“

      „Nur Sheriffs und Bischöfe und reiche Leute und Könige und solches Volk. Arme beraubte er nie. Er liebte sie. Er teilte alles mit ihnen bis auf den letzten Penny.“

      „Muß ein verflucht guter Bursche gewesen sein.“

      „Will ich meinen, Huck. O, er war der edelste Mensch, der je gelebt hat. Solche Leute gibt‘s jetzt gar nicht mehr, sag‘ ich dir. Er konnte alle Menschen in England besiegen, auch wenn seine eine Hand gebunden war. Und dann konnte er mit seinem Eibenbogen und seinem Pfeil ein Zehn-Centstück jederzeit treffen — anderthalb Meilen davon.“

      „Was ist ‘n Eibenbogen?“

      „Weiß nicht; ‘s ist halt irgend ein Bogen. Und wenn er das Stück nur am Rande traf, setzte er sich hin und weinte — wahrhaftig. Aber laß uns Robin Hood spielen — ‘s ist ‘n famoser Spaß. Werd‘s dir beibringen.“

      „Mir recht.“

      So spielten sie Robin Hood den ganzen Nachmittag, zuweilen sehnsüchtige Blicke auf das Beinhaus werfend und eine Bemerkung über die Aussichten und möglichen Ereignisse des nächsten Tages fallen lassend. Als die Sonne im Westen zu sinken begann, schlenderten sie heimwärts durch die langen Schatten der Bäume und waren bald im Walde von Cardiff Hill verschwunden.

      Am Samstag, kurz nach Mittag, waren die Jungen abermals am Fuße des bewußten Baumes. Sie rauchten ein bißchen und hielten ein Schwätzchen im Schatten der Bäume, und stocherten dann ein wenig in ihrer Grube, nicht mit großen Hoffnungen, sondern mehr, weil Tom sagte, es wäre schon oft vorgekommen, daß Leute einen Schatz schon aufgegeben, nachdem sie ihm bis auf sechs Zoll nahe gekommen seien, und dann sei irgend ein anderer gekommen und habe ihn mit einem einzigen Spatenstich ausgehoben. Diesmal war‘s indessen nichts, so nahmen die Jungen ihr Werkzeug auf die Schultern und marschierten ab, im Gefühl, daß sie beim Graben zwar kein Glück gehabt, aber alles getan hätten, was beim Schatzsuchen vonnöten sei.

      Als sie das Beinhaus erreichten, lag etwas so Geheimnisvolles, Unheimliches in dem toten Schweigen, das hier unter der brütenden Sonne herrschte, und etwas so Niederdrückendes in der Verlassenheit und Trostlosigkeit des Ortes, daß sie für einen Augenblick nicht den Mut hatten, einzutreten. Dann schlichen sie zur Tür und spähten vorsichtig hinein. Sie erblickten einen von Unkraut überwucherten, ungepflasterten Raum, einen alten Feuerherd, leere Fensterhöhlen, eine halb zerfallene Treppe, und hier und da und dort hingen zerrissene, verlassene Spinnengewebe. Sie traten sogleich vorsichtig ein, mit klopfenden Pulsen, sich im Flüsterton besprechend, die Ohren für das geringste Geräusch gespitzt, die Muskeln angespannt, um unverzüglich davonlaufen zu können.

      Aber in kurzem wurden sie heimisch, verloren ihre Furcht und unterzogen die Szenerie einer kritischen, aufmerksamen Inspektion, dabei immer mehr ihre eigene Kühnheit bewundernd. Danach richteten sich ihre Blicke auf die Treppe. Es hieß, sich den Rückzug abschneiden, aber sie ermutigten sich gegenseitig, und so konnte es nicht fehlen — sie warfen ihre Geräte in eine Ecke und kletterten hinauf. Oben zeigten sich dieselben Spuren des Verfalls. In einem Winkel fanden sie einen vielversprechenden Wandschrank, aber die Hoffnung war trügerisch — es war