Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Название Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор произведения Гарриет Бичер-Стоу
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027204557



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      „Aber nein — sag‘ ich dir!“

      „Na, wenn‘s so ist, Tom, meinetwegen. Aber ich möcht‘ nicht König sein und nur ‘nen Vornamen haben wie ‘n Nigger. Aber, sag mal — wo willst du zuerst graben?“

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      „Weiß noch nicht. Denk‘ wir nehmen den abgestorbenen Baum auf dem Hügel hinter Stillhaus?“

      „Mir recht.“

      So trieben sie denn eine ausrangierte Hacke und eine Schaufel auf und machten sich auf den Weg von drei Meilen. Sie kamen heiß und erschöpft an und warfen sich im Schatten einer benachbarten Ulme nieder, um auszuruhen und ein bißchen zu rauchen.

      „So gefällts mir,“ meinte Tom.

      „Mein‘ ich auch.“

      „Sag‘, Huck — wenn wir hier ‘nen Schatz finden, was machst du mit deiner Hälfte?“

      „Na, dann muß ich jeden Tag ‘ne Pastete und ‘n Glas Sodawasser haben, und dann geh‘ ich in jeden Zirkus, der herkommt. Soll ‘ne famose Zeit werden!“

      „Na, und du willst gar nichts sparen?“

      „Sparen? Wozu?“

      „Nu, damit du später mal was zu leben hast!“

      „Ach, das ist ja Unsinn! Pap wird eines schönen Tags in dies liebliche Nest zurückkommen und seine Klauen drüber legen, wenn ich‘s noch nicht verbraucht hätt‘, und ich sag‘ dir, er hätt‘s bald genug durchgebracht. Was willst du tun, Tom?“

      „Ich werd‘ mir ‘ne neue Trommel kaufen und ‘n richtiges Schwert und ‘n rotes Halstuch, und ‘ne junge Bulldogge — und dann würd‘ ich heiraten.“

      „Heiraten!!?“

      „Na ja!“

      „Tom, du — na, wenn du nicht recht bei Verstand bist!“

      „Wart‘ nur — wirst‘s ja sehn.“

      „Na, das ist doch ‘s Dümmste, was du tun könntest. Sieh doch nur meinen Pap und seine Alte. Teufel — was die sich prügeln! Weiß noch ganz gut!“

      „Das ist ‘n anderes Ding. Das Mädchen, das ich heiraten will, prügelt sich nicht!“

      „Tom — denk‘ doch, sie sind alle gleich! Wollen einen alle striegeln. Wirst nach ‘ner Weile wohl vernünftiger drüber denken. Wie heißt denn ‘s Mädel?“

      „‘s ist überhaupt kein Mädel — ‘s ist ‘n Mädchen!“

      „Denk‘ doch, ‘s ist alles eins; die einen sagen Mädel, die anderen Mädchen — ‘s ist ganz gleich. Aber wie heißt sie denn, Tom?“

      „‘n andermal, sag‘ ich‘s dir, Huck — jetzt nicht.“

      „Na — ‘s auch recht. Aber wenn du heiratest, werd‘ ich noch einsamer sein.“

      „Unsinn, Huck, du kommst zu mir und wohnst hier. — Na, genug davon, wollen wir anfangen, zu graben?“

      Sie arbeiteten und schwitzten eine halbe Stunde hindurch. Kein Resultat. Sie mühten sich noch eine halbe Stunde. Noch kein Erfolg.

      Huck meinte: „Graben sie immer so tief?“

      „Manchmal — nicht immer. Denk, wir haben nicht die rechte Stelle erwischt.“

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      Sie wählten eine andere Stelle und begannen nochmals. Die Arbeit stockte diesmal ein bißchen, aber sie kamen doch vorwärts. Wieder gruben sie stillschweigend eine Zeitlang. Schließlich lehnte sich Huck auf seine Schaufel, wischte den Schweiß von seiner Stirn und sagte: „Wo woll‘n wir graben, wenn wir hier fertig sind?“

      „Denk‘, wir woll‘n den alten Baum über Cardiff Hill — hinter dem Haus der Witwe nehmen.“

      „Glaub‘s auch, daß dort was ist. Aber, wenn‘s die Witwe uns fortnimmt, Tom? ‘s ist ihr Land.“

      „Sie wegnehmen! Soll sie‘s doch nur versuchen! Wenn einer so ‘nen vergrabenen Schatz findet, gehört er ihm. Ich mach‘ keinen Unterschied, wem das Land grad‘ gehört.“

      Das war beruhigend. Die Arbeit wurde fortgesetzt. Dann sagte Huck wieder:

      „Verdammt — wir müssen wieder an ‘nem falschen Platz sein. Was meinst du?“

      „‘s ist wirklich sonderbar, Huck. Versteh‘s nicht. Manchmal stören‘s die Hexen. Denk‘ ‘s wird das sein, was uns hier stört.“

      „Unsinn, Hexen haben tags keine Macht!“

      „Na ja, ‘s ist wahr! Dachte nicht dran. Halt — jetzt weiß ich, wie‘s ist! Was für verdammt große Schafsköpfe wir sind! Man muß ja doch erst wissen, wohin der Schatten bei Mondschein fällt, und da muß man dann graben!“

      „Na ja, dann glaub‘ ich‘s, daß wir all die Arbeit umsonst gemacht haben. Jetzt hol‘s der Teufel alles, müssen halt zur Nachtzeit wiederkommen. ‘s ist ‘n verteufelt weiter Weg. Kannst du fortkommen?“

      „Werd‘s schon machen. Diese Nacht woll‘n wir‘s also machen, denn wenn jemand diese Gruben da sieht, weiß er doch gleich, was da los ist und gräbt‘s selbst aus.“

      „‘s ist gut, ich werd‘ nachts kommen und miauen.“

      „Recht — aber jetzt wollen wir noch das Werkzeug in den Büschen verstecken.“

      Nachts, zur verabredeten Stunde waren die Jungen wieder da. Wartend saßen sie im Schatten. Es war ein einsamer Platz und eine durch lange Tradition unheimlich gewordene Stunde. Geister wisperten im raschelnden Laub. Geister spukten in allen Ecken, das klagende Heulen eines Hundes tönte aus einiger Entfernung herüber, eine Eule antwortete mit Grabesstimme. Die Jungen fühlten sich von ihrer unheimlichen Umgebung bedrückt und sprachen nur mit leiser Stimme. Schließlich nahmen sie an, es möchte zwölf Uhr sein; sie bezeichneten die Stelle, wohin der Schatten fiel und begannen zu graben. Ihre Hoffnung wuchs; das Interesse wurde lebhafter, und ihr Fleiß hielt gleichen Schritt. Das Loch wurde tiefer und tiefer, aber so oft ihre Herzen zu klopfen begannen, wenn ein scharfer Ton von unten hervordrang, erfuhren sie eine neue Enttäuschung. Jedesmal war‘s nur ein Stein oder Holzstrunk. Schließlich sagte Tom: „‘s ist nicht richtig. Huck, wir haben‘s wieder verfehlt!“

      „Unsinn, wir können ‘s nicht verfehlt haben. Wir haben doch den Schatten zu genau getroffen.“

      „Ja, ich weiß, aber vielleicht ist sonst was schuld.“

      „Was denn?“

      „Wir haben die Zeit bloß abgeschätzt. Leicht genug war‘s später oder früher.“

      Huck ließ die Schaufel sinken. „Das ist‘s.“ sagte er. „Das ist‘s, was uns gestört hat. Wir müssen‘s aufgeben. Wir können doch nicht immer die rechte Zeit abpassen, und dann, das Ding hier ist zu unheimlich, hier diese Nachtzeit mit Geistern und Gespenstern, die um einen rumfliegen. Ich bild‘ mir immer ein, ‘s ist wer hinter mir, und hab‘ doch Angst, mich umzusehn, denn ‘s könnten auch welche vor mir sein und nur auf ‘ne Gelegenheit warten. So lang‘ ich hier bin, läuft‘s mir kalt über.“

      „Na, mir ist‘s nicht viel besser gegangen, Huck. Meistens haben sie ‘nen toten Mann begraben, wo sie ihre Schätze hintun, der muß drauf achthaben.“

      „Herr Gott!“

      „Ja, ‘s ist so. Hab‘ immer so sagen gehört.“

      „Tom, möcht mir doch nicht viel zu schaffen machen, wo ‘n Toter liegt. So ‘n toter Schädel könnt‘ einem