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von dem kleinen Körper bekam, bevor ihn der schreckliche Tod zerstörte. Einige behaupteten, man könne in der Höhle zuweilen fernen Lichtschein sehen, und dann machte sich jedesmal ein ganzer Trupp unter lauten Freudenrufen dorthin auf — und dann folgte jedesmal die traurigste Enttäuschung. Es ging nicht von den Kindern aus, es war nur das Licht eines Suchenden.

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      Drei schreckliche Tage und Nächte schleppten ihre unendlichen Stunden dahin, und das Dorf versank in stumme Hoffnungslosigkeit. Für nichts anderes hatten die Leute Sinn. Die eben gemachte überraschende Entdeckung, daß der Besitzer des Temperenzler-Wirtshauses Spirituosen im Besitz habe, erregte kaum schwaches Aufsehen, so unerhört sie auch war.

      In einem lichten Moment begann Huck mit schwacher Stimme von Wirtshäusern im allgemeinen zu sprechen und fragte schließlich, von vornherein das Schlimmste fürchtend, ob, seit er krank sei, etwas in dem Temperenzler-Wirtshaus entdeckt worden sei.

      Die Witwe bejahte. Huck fuhr im Bett in die Höhe, die Augen rollend: „Was — was ist‘s?“

      „Spirituosen! Und ‘s ist daraufhin zugesperrt worden. Lieg‘ still, Kind — wie hast du mich erschreckt!“

      „Nur noch das sagen Sie mir — nur das noch — bitte: — War‘s Tom Sawyer, der‘s entdeckt hat?“

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      Die Witwe brach in Tränen aus: „Still, still, Kind! habs dir doch gesagt, du sollst nicht sprechen. Du bist sehr, sehr krank!“

      Also war nichts als Schnaps gefunden; wär‘s das Geld gewesen, hätt‘s doch sicher mächtiges Aufsehen erregt. So war also der Schatz für immer verloren — für immer! — Aber warum weinte sie denn? Sonderbar, daß die Frau da weinte.

      Solche trüben Gedanken gingen Huck durch den Kopf, und infolge der dadurch erzeugten Erschöpfung schlief er ein. Die Witwe dachte bei sich: „So da — jetzt schläft er wieder — armer Kerl! Tom Sawyer es finden! Erbarm‘ dich — wenn doch jemand den Tom Sawyer finden wollte! Viele gibt‘s sicher nicht, die noch Hoffnung oder auch nur Kraft genug haben, auf die Suche zu gehen!“

      Zweiunddreißigstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Kehren wir jetzt wieder zu Toms und Beckys Anteil am Picknick zurück. Mit der übrigen Gesellschaft trieben sie sich durch die finsteren Gänge, die bekannten Wunder der Höhle betrachtend — mit hochtrabenden Bezeichnungen wie „Gesellschaftszimmer“, „Kathedrale“, „Aladins Palast“ usw. ausgestattete Wunder. Als dann das lustige Fangen und Verstecken begann, beteiligten sich Tom und Becky eifrig daran, bis auch das allmählich langweilig wurde. Darauf spazierten sie eine gewundene Felsgasse hinunter, indem sie mit hochgehaltenen Kerzen die halb von Spinnweben verdeckten Namen, Daten, Postorte und Mottos lasen, mit denen die Wände verziert waren.

      Als sie so allein und plaudernd weitertrieben, merkten sie schließlich, daß sie sich bereits in einem Teil der Höhle befanden, der keine solchen Inschriften aufwies. Sie kritzelten ihre eigenen Namen mit Kerzenrauch unter einen Felsvorsprung und gingen weiter. Plötzlich kamen sie an eine Stelle, wo eine Quelle, über Geröll herunterrieselnd und Kalkstückchen mit sich treibend, durch endlose Jahrhunderte einen kleinen Niagara über in ewige Finsternis gehüllte unveränderbare Felsen bildete. Tom zwängte seinen kleinen Körper darunter, um den Wasserfall zu illuminieren. Er fand, daß er eine Art natürliche steinerne Treppe in die Tiefe verbarg, welche zwischen schmalen Wänden eingeklemmt war. Die Begierde, den Entdecker zu spielen, ergriff ihn sofort.

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      Becky stimmte ihm bei, und sie machten zur Sicherheit wieder ein Rauchzeichen und machten sich auf die Suche. Sie verfolgten diesen Weg, brachten tief in den tiefsten Abgründen der Höhle noch mehrere solche Zeichen an und trieben sich dann kreuz und quer herum, um Dinge zu entdecken, mit denen sie die Oberwelt verblüffen könnten. Irgendwo fanden sie eine große Höhle, von deren Wölbung eine große Menge schimmernder Tropfsteine, von der Länge und dem Umfange eines Mannes herunterhingen. Staunend und sich verwundernd gingen sie hindurch und plötzlich mündete die Höhle in einen engen Gang, und dieser brachte sie zu einem bezaubernd schönen Springbrunnen, dessen Becken mit einer Eisschicht glänzenden Kristalls bedeckt war. Er befand sich in der Mitte eines hallenartigen Raumes, dessen Wände getragen wurden von einer Reihe phantastisch geformter, aus Tropfstein gebildeter Säulen, das Resultat durch Jahrtausende ruhelos fallender Wassertropfen. Unter der Wölbung hatten sich riesige Ballen von Fledermäusen gebildet, viele tausend aneinander hängend; die Lichter schreckten die Tiere auf, und sie kamen hundertweise herunter, quiekend und wahnsinnig auf die Flammen der Kerzen losstürzend. Tom kannte ihre Art und die Gefahr, die hier entstand. Er griff Becky bei der Hand und zog sie in den ersten sich auftuenden Gang; und nicht zu früh, denn eine Fledermaus löschte mit ihrem Flügel Beckys Licht aus, während sie aus der Höhle rannten. Die Tiere verfolgten die Kinder noch eine gute Strecke, aber die Flüchtlinge stürzten sich in jeden neuen Gang und entgingen so schließlich der gefährlichen Situation. Tom entdeckte einen unterirdischen See, dessen düsteres Wasser weit entfernt sich im Schatten des Unbekannten verlor. Tom wollte seine Ufer umwandern, meinte aber, es möchte besser sein, sich vorher zu setzen und eine Weile zu ruhen. Jetzt, zum erstenmal legte sich die tiefe Stille der Umgebung gleich einer feuchten Hand auf die Gemüter der Kinder.

      Becky sagte: „Weißt du, drauf geachtet hab‘ ich ja nicht, aber es scheint mir so lange her, seit ich die andern gehört hab‘.“

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      „Na, Becky, denk‘ doch nur, wir sind doch tief unter ihnen, und ich weiß nicht, wie weit nördlich oder südlich oder westlich oder was sonst. Können sie hier unmöglich hören.“

      Becky wurde ängstlich. „Möcht‘ doch wissen, wie lang‘ wir schon hier unten sind, Tom. Laß uns lieber umkehren.“

      „Ja, denk auch, ‘s ist besser. Vielleicht ist‘s besser.“

      „Kannst du den Weg finden, Tom? Für mich ist‘s ein reiner Irrgarten.“

      „Denk wohl, ich könnt ‘n finden. Aber dann die Fledermäuse, wenn die uns die Kerzen ausmachen, ist‘s ‘ne schreckliche Sache. Laß uns ‘nen anderen Weg versuchen, wo wir nicht durch müssen.“

      „Ja, aber ich hoff‘, wir werden uns nicht verlaufen. ‘s wär doch zu gräßlich.“

      Und das Kind schüttelte sich schaudernd beim bloßen Gedanken an die furchtbare Möglichkeit.

      Sie verfolgten einen Gang lange Zeit schweigend, nach jeder neuen Öffnung schauend, ob sich dort nicht eins ihrer Merkmale sehen lasse; aber nichts war zu sehen. So oft Tom seine Untersuchung anstellte, durchforschte Becky sein Gesicht nach einem ermutigenden Zeichen, und er sagte zuversichtlich: „O, ‘s ist schon recht! Der da ist‘s noch nicht, aber wir werden schon zum rechten kommen!“ Aber bei jedem mißlungenen Nachforschen fühlte er weniger und weniger Zuversicht, und schließlich begann er auf gut Glück in jeden sich öffnenden Gang einzulenken, in der verzweifelten Hoffnung, zu finden, was so bitter not tat. Er sagte immer noch: „‘s wäre recht,“ aber auf seinem Herzen lastete solch lähmende Angst, daß die Worte ihren Klang verloren hatten und klangen, als habe er gesagt: „Alles ist verloren.“ Becky, halbtot vor Furcht, schmiegte sich an ihn und versuchte, krampfhaft die Tränen zurückzuhalten, aber sie kamen doch. Schließlich sagte sie: „O, Tom, was tun die Fledermäuse. Laß uns denselben Weg zurückgehen! Wir kommen ja weiter und immer weiter ab.“

      Tom blieb stehen „Horch,“ sagte er.

      Tiefe Stille; so tiefe Stille, daß sogar ihr Atem hörbar wurde. Tom schrie. Der Schall dröhnte durch die