Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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Bis wo der Schönheit siegende Gewalt

       Zu ihren Füßen Schwerdt und Scepter sieht.

       Und nun, – o weh, so grundlos tiefem Fall! –

       Nun weil' ich, Königstochter, tief im Berg,

       Verstrickt von argen Zaubers Gierigkeit,

       Wohn' unten in dem Pallast wilder Macht.

       Lud darum mich des Bades Plätschern ein?

       Bot darum sich der Grund als heller Kies

       Dem Auge dar, als Silberspiel der Bach?

       Kaum daß ich, solcher Gastlichkeit vertrau'nd,

       Den Fuß genetzt, so zog es mich hinab,

       Hinab, hinab, bis wo mein Klagelaut

       Nicht mehr des Vaters hohe Burg erreicht.

       Weh' kronentragend, götterähnlich Haupt!

       Weh' dir in deiner grausen Einsamkeit!

      Cithern und Flöten klangen hierauf aus den Gebüschen, von folgenden Worten begleitet:

      Einsam, Prinzessin?

       Einsam, unter den murmelnden

       Spielen des Quells?

       Unter den winkenden

       Lichtern der Frucht?

       Einsam? Sag', o Prinzessin,

       Sag', was Dir fehlt?

      Prinzessin.

       Nicht hier umfaßt die traute Heimath mich,

       Und nur, wo sie aufbaut ein friedlich Dach,

       Erinnernd spielt mit Luft und Wog' und Laub,

       Lacht ein gesell'ger Wink durch die Natur.

       Hier kennt mich nichts, hier kenn' ich nichts – vergebens

       Mein Ruf, – ich bleib allein! Allein! Allein!

      Stimmen.

       Schaffe die Heimath,

       Schaff' sie Dir neu.

       Sage, was lockt Dich nach oben?

       Willst hohe Gebirge?

       Willst schwellende Meere?

       Willst Luftgebilde seltsamer Art?

       Flammen, in wunderlich wechselndem Spiel?

       Befiehl! Wir bilden's Dir Alles.

       Wir haben den Garten Dir aufgebaut,

       Dir Knospen und Blumen erschlossen,

       Früchte geröthet,

       Während's von Schnee und Eis

       Starrt auf der Erde,

       Wo Du daheim warst.

       Fordre! Du siehst uns allmächtig,

       Hörst unser Singen,

       Kannst mit uns plaudern, –

       Was willst Du mehr?

      Prinzessin.

       Eur wunderliches Gaukeln weckt mir Furcht

       Im tiefsten Herzen auf, Eu'r tönend Wort,

       Gestaltlos, zieht untröstlich mir vorbei.

       Mein Auge sendet feuchten Strahl hinaus,

       Durch Busch und Anger, sehnsuchtvolles Spähn

       Nach wohlbekannter menschlicher Gestalt,

       Singt nicht; Ihr singt mir nur ein Todtenlied.

       Blüht nicht; Ihr blüht mir nur zum Todtenkranz,

       Ich will Euch nicht mehr hören, will nichts schau'n,

       Nichts ahnen! Fort.

      Hier trat ein junger, sehr blöder Edelmann auf, Friedebert genannt, dem man die Rolle des Berggeistes zugetheilt hatte. Er war mit rauhem Bart und Tiegerfellen und knotigem Tannenbaum furchtbar heraus staffirt, die leise, ängstliche Rede stach lustig genug mit dem wilden Aeussern ab, wie es Alwin gewünscht hatte. Er bückte sich tief, und sprach: Ists wohl erlaubt, Prinzessin?

      Mathilde trat scheu vor ihm zurück, wodurch Friedeberts Blödigkeit noch vermehrt wurde, daß er sich beinah in den Tanger hinter ihr versteckt hätte; die Schöne rief aus:

      Bin ich verdammt denn, mir zu Spott und Hohn

       Gewährt zu sehn, was ich in anderm Sinn

       Erbitten wollte? Zeigt sich dieser Wurm

       Nun leiblich, weil ich von Gestaltung sprach?

       Fort, Unthier!

      Berggeist.

       Nehm's Eu'r Gnaden nicht vor Uebel –

      Prinzessin.

       So bäurisch, ungehobelt, kläglich, platt!

       Was will die Einfalt?

      Berggeist.

       Bring' Euch einen Korb –

      Prinzessin.

       Den hast Du lang' von mir auf Deine Werbung.

       Bringst also mir mein Eigenthum zurück?

      Berggeist.

       Nein. Rüben hab' ich drin.

      Prinzessin.

       S'ist kaum zu denken.

       Entführt die Königstochter ihrem Thron,

       Und bringt 'nen Korb voll Rüben ihr zum Trost.

       Warum denn nahmst von ihrer Heerde nicht

       Ein bäurisch Weib, ein Gänschen, ungeschickt,

       Und unbekannt mit aller Herrlichkeit?

       Die säh' Dich für 'nen art'gen Ritter an.

       Doch mich, ein Fürstenkind, der Schönheit Preis!

      Berggeist.

       Eu'r Majestät, – Eu'r Schönheit, – hört, – ich weiß nicht,

       Wie man Euch wohl auf Erden titulirt.

      Prinzessin.

       Maulwurf, so weiß ich, tituliret man Dich

       Und Deines Gleichen, trüber Erdensohn,

       Sag' was Du willst, und mach Dich baldigst fort.

      Berggeist.

       Die Rüben trieb ein unterirdisch Feu'r,

       Davon sie glänzen hell und roth wie Gold.

       Auf derlei Art wacht jedes Leben auf,

       Aus Blei, Merkurius –

      Prinzessin.

       Gar nun ein Compendium!

       Was soll'n die Rüben? Schnell!

      Berggeist.

       Ihr wollt die Art

       Wie sie entstehn, nicht hören –

      Prinzessin.

       Nein, Langweil'ger.

       Was helfen sie?

      Berggeist.

       Geruht nur diesen Stab

       Zu fassen, eine Rübe zu berühren,

       Und wen Ihr nennt, der tritt lebendig, frisch

       In's Leben also bald vor Euch dahin.

      Prinzessin.

       Die Rede geht noch an, war leidlich noch.

       Nur hütet Euch vor Lügen.

      Berggeist.

       Ei, versteht sich.

       Wird Eure Majestät nun freundlich sein?

      Prinzessin.

       Wenn Ihr Euch fortmacht.

      Berggeist (abgehend).