Название | (Fitness)Training einfach erklärt |
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Автор произведения | Peter Regli |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903271517 |
Ebene der Optimierung geregelter Systeme und Strukturen
Bleiben wir beim Ausdauertraining. Wollen Sie das Herzkreislaufsystem (siehe Kapitel 15) nachhaltig verbessern und so die Leistung (siehe Kapitel 2) steigern, werden Sie dies erst nach zwanzig bis dreißig Tagen feststellen. Beispielsweise durch einen tieferen Ruhepuls, ein schon leicht erhöhtes Schlagvolumen des Herzens oder auch durch eine vermehrte Kapillarisierung, welche mehr Sauerstoff in der Muskulatur ermöglicht.
Ebene der Koordination der leistungsbeeinflussenden Systeme
Die höchste Anpassungsstufe erreichen Sie dann, wenn alle an einer Leistung beteiligten Systeme besser zusammenarbeiten, also besser koordiniert sind. Diese Anpassung dauert am längsten, mindestens dreißig bis vierzig Trainingseinheiten. Das heißt beispielsweise: Das Herzkreislaufsystem, das Nervensystem und das Hormonsystem (siehe Kapitel 8) passen sich einander an, sodass eine größere Leistung möglich wird.
Konsequenzen für die Praxis
Der Körper verzeiht uns viel. Er lässt vieles mit sich machen, beispielhaft sind die Muskeln der Bodybuilder, welche durchaus als Gesamtkunstwerk zu betrachten sind. Wobei Kunst ambivalent und sehr von persönlichen Vorlieben abhängig ist. Als Trainer muss ich mir bewusst sein, dass die verschiedenen Ebenen der Anpassung in unterschiedlichem Tempo ablaufen. Ich muss die Anpassungen orchestrieren wie der Dirigent eines Symphonieorchesters seine Musiker. Damit das Gesamtkunstwerk meinen Vorstellungen und Anforderungen entspricht.
Zum Schluss noch dies …
Anpassungen zu provozieren ist der ursächliche Grund für ein Training. Der Körper passt sich auf verschiedenen Ebenen an. Allerdings passen sich die verschiedenen Systeme in unterschiedlichem Tempo an, was im langfristigen Aufbau zu berücksichtigen ist.
Die wichtigsten Punkte für die Praxis
Anpassung an das Training erfolgt auf verschiedenen Ebenen.
Physisches Training bringt die schnellsten Anpassungen.
Hohe Schule – die Koordination der leistungsbeeinflussenden Systeme.
Anpassungen erfolgen nur nach einem adäquaten Training.
Spitzenleistungen im Sport gibt es dank jahrelangen Anpassungen.
4 Individuelle Handlungskompetenz
als Gesamtkunstwerk
Was Sie nachher mehr wissen
In diesem Kapitel erfahren Sie, was die individuelle Handlungskompetenz beinhaltet und warum diese den Begriff der Kondition ablösen soll. Welche Faktoren bestimmen die individuelle Handlungskompetenz des Menschen für harmonische Bewegungen in Raum und Zeit?
Wer ist fit – der Marathonläufer oder der Bodybuilder?
Ist ein Marathonläufer fit? Ist es ein Bodybuilder? Was definiert den Begriff „fit“ überhaupt? Was heißt „individuelle Handlungskompetenz“? Ich vermeide bewusst den Ausdruck „Kondition“, weil mir dieser Begriff zu kurz greift. Die Antworten, die ich auf die Frage „Was ist individuelle Handlungskompetenz“? erhalte, sind oft sehr vage und undifferenziert. Kann ich diese eine Frage nicht korrekt und ausführlich beantworten, habe ich als Trainerin oder Trainer ein Problem – ich weiß nicht, was zielführend ist und welche Inhalte das Training für den Nutzen des Kunden enthalten muss.
Definition
Individuelle Handlungskompetenz ist das perfekte Zusammenspiel energetischer und koordinativer Impulse, taktischer Akzente und psychischer Aspekte. Als Synonym darf ruhig der Begriff der individuellen Leistungsfähigkeit genutzt werden.
Zusammenspiel so essenziell wie beim Fußball
Die individuelle Handlungskompetenz ist das Zusammenspiel der wichtigsten Fähigkeiten und Fertigkeiten, um den Alltag gut und eigenständig bis ins hohe Alter zu meistern.
Dazu gehören die energetischen Impulse von Kraft (siehe Kapitel 12), Schnelligkeit (siehe Kapitel 14) und Ausdauer (siehe Kapitel 16). Dazu gesellen sich die koordinativen Impulse (siehe Kapitel 5) orientieren, differenzieren, äquilibrieren, reagieren und rhythmisieren. Für das spielerische Element sorgen die taktischen Akzente antizipieren, taktieren und kalkulieren. Sie werden noch lesen, warum das so ist – auch für Nicht-Mannschaftssportler. Und zu guter Letzt die psychischen Aspekte, zu denen Leistungsbereitschaft, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit gehören. Nicht umsonst heißt es im Wettkampfsport oft, der Kopf entscheidet – ich behaupte, nicht nur im Wettkampfsport. Aus diesen vier Bausteinen also setzt sich die individuelle Handlungskompetenz zusammen:
energetische Impulse
koordinative Impulse
taktische Akzente
psychische Aspekte
Individuelle Handlungskompetenz, eigene Darstellung in Anlehnung an Hotz.
Energetische Impulse als physisches Kunstwerk
Die energetischen Impulse beinhalten die drei motorischen Hauptbeanspruchungsformen Kraft (siehe Kapitel 12), Schnelligkeit (siehe Kapitel 14) und Ausdauer (siehe Kapitel 16). Ihre Qualität hängt von energetischen Faktoren, das heißt von der Energiebereitstellung, ab.
Kraft ist der Motor im Alltag
Die Kraft (siehe Kapitel 12) ist dabei der wichtigste Faktor. Kraft ist zwar nicht alles, aber ohne Kraft ist alles nichts. Sie tun im Alltag nichts, aber auch gar nichts, ohne Kraft. Die Schwerkraft zwingt uns zu permanenter Kraftanstrengung. Kraft bringt Lebensqualität auf der einen Seite und Leistung auf der anderen Seite.
„Kraft ist nicht alles, aber ohne Kraft ist alles nichts.“
in Anlehnung an Schopenhauer und Kieser
Rückenschmerzen beispielsweise lassen sich in gut 80 Prozent der Fälle mit einem differenzierten Krafttraining beseitigen. An der Uni Kopenhagen (Manniche et al.) konnten die Forscher anhand von 100 Rückenpatienten zeigen, dass nach einem intensiven dreimonatigen Krafttraining 93 Prozent der Patienten deutlich weniger Schmerzen hatten und 43 Prozent sogar schmerzfrei waren (A. Gottlob, Differenziertes Krafttraining, 2. Auflage, S. 208). Lebensqualität pur, wenn der Kunde plötzlich ohne Rückenschmerzen unterwegs ist! Leistungen (siehe Kapitel 2) im Sport lassen sich mit einem differenzierten Krafttraining massiv verbessern. In beiden Fällen ist Kraft eine perfekte Verletzungsprävention und Vorbeugung gegen Osteoporose.
Ausdauer als perfekte Ergänzung
Ausdauer (siehe Kapitel 16) darf jeder gerne haben – ich komme mit wenig davon durch das tägliche Leben. Vorausgesetzt, ich will keinen Marathonlauf absolvieren.
Ausdauer hat sehr viele positive, gesundheitsrelevante Aspekte: Senkung des Blutdruckes, bessere Versorgung der Organe mit dem lebenswichtigen Sauerstoff, Stressabbau und viele andere mehr. Ausdauer ist eine hervorragende Ergänzung zum Krafttraining. Denken Sie daran: Die beste Ausdauer nützt mir nichts, wenn ich am Morgen wegen fehlender Kraft nicht selbstständig aus dem Bett komme!
„Die beste Ausdauer nützt mir nichts, wenn ich am Morgen wegen fehlender Kraft nicht selbstständig aus dem Bett komme!“
Peter Regli
Schnelligkeit als Sturzprävention