Название | Der Olymp |
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Автор произведения | Achim Lichtenberger |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170396180 |
Ehrwürdige und Liebe? Früher kamst du nicht so häufig! Sage, was hast Du
im Sinn?‹« (Hom. Il. 18,369–392. 410–426)
Wir können uns das Haus des Hephaistos so vorstellen, dass es mehrere Räume hatte, darunter ein Megaron, einen großen Saal, der mit Prachtobjekten (Dreifüßen) geschmückt war.39 Wahrscheinlich ist dieser Saal auch jener, in den Charis die Thetis hereinführt und auf einem Thron Platz nehmen lässt.40 Möglicherweise ist auch an Höfe gedacht, denn Hephaistos verlässt seine Werkstatt und geht unterstützt von seinen goldenen Roboterfrauen in das Haus.41
Es ist in der Forschung umstritten, ob die in den homerischen Epen geschilderte und beschriebene Lebenswelt eine des 8. Jh.s v. Chr., also der Lebenszeit Homers, ist, oder ob einige Dinge auch in ältere Zeit, in die ägäische Bronzezeit des 2. Jahrtausends v. Chr., zurückverweisen.42 Auch für die bei Homer beschriebene Architektur und Ausstattung des Palasts des Hephaistos lassen sich archäologische Befunde als Vergleichsbeispiele anführen, die sowohl aus der Lebenszeit Homers als auch aus
Abb. 9: Zeichnerische Rekonstruktion des Megarons des sogenannten Nestorpalasts in Pylos, 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.
älterer Zeit stammen. Noch aus der ägäischen Bronzezeit stammt der sogenannte Nestorpalast in Pylos (auf der Halbinsel Peloponnes).43 Er wird in die zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. datiert und besitzt ein Megaron mit Thron, einen Hof und mehrere angrenzende Wirtschaftsräume (
Dass die Hausarchitektur der Götter im Olymp in Beziehung zu der tatsächlichen Hausarchitektur der griechischen Aristokraten steht, wird in der Odyssee sogar deutlich ausgedrückt. Dort wird der Palast des Helden Menelaos in Sparta beschrieben und mit dem Palast des Zeus auf dem Olymp verglichen:
»Schau, Nestor-Sohn, du mein Herzen Geliebter!
Das Funkeln von dem Erz rings in den hallenden Häusern,
und von dem Gold und Bernstein und Silber und Elfenbein!
So mag der Hof des Zeus, des Olympiers, sein im Inneren,
wie dieses unendlich Viele hier. Heilige Scheu faßt mich, wenn ich es sehe.« (Hom. Ody. 4,71–74)47
Durch Ilias und Odyssee bekommen wir eine gute Vorstellung davon, dass die Götter als im Olymp wohnend gedacht sind. Die Vorstellung von den Palästen der Götter ist dabei konkret an Verhältnissen der zeitgenössischen Lebenswelt – sicher ins Übertriebene gesteigert – orientiert.
2.2 Der Olymp nach Homer: Berg, Himmel, Jenseits
Damit wenden wir uns nun den nachhomerischen Zeugnissen zu. Beginnen wir mit dem griechischen Dichter Hesiod, der im frühen 7. Jh. v. Chr. schrieb. Bei ihm finden wir weitgehend dieselbe Vorstellung vom Olymp wie bei Homer. Hesiod sieht den Olymp gleichermaßen als konkreten nordgriechischen Berg wie auch in einer überweltlich himmlischen Sphäre.48 Ein wichtiger Aspekt, der bei Hesiod neu dazukommt, ist, dass die Musen, die Göttinnen der Künste, in der am Olymp gelegenen Landschaft Pieria geboren wurden und am Olymp leben:
»Gut, dann will von den Musen ich anfangen, die ihrem Vater
Zeus im Olymp den machtvollen Sinn mit Gesängen erfreuen,
wenn sie, die Stimmen harmonisch vereint, von Gegenwart, Zukunft
und von Vergangenheit künden; die lieblichen Töne entfließen
unermüdlich dem Mund. Da lacht der Palast des gewaltig
donnernden Vaters Zeus, wenn die Göttinnen lilienklare
Stimmen weithin verströmen; es hallt der Olymp mit verschneitem
Haupt und die Häuser der Ewigen. Unter den herrlichsten Klängen
Preisen im Sang sie zuerst vom Urbeginn an die gerühmte
Sippe der Götter, die Gaia dem weiten Uranos schenkte,
und die aus ihnen entsprossenen, die Götter, die Gutes uns spenden;
dann aber preisen sie Zeus, den Vater der Götter und Menschen,
(wenn sie beginnen den Sang, die Göttinnen, oder ihn enden,)
Wie er der höchste der Ewigen sei und an Stärke der größte.
Schließlich singen vom Stamm der Menschen und starken Giganten
Rühmend die Mädchen, den Sinn des Zeus im Olymp zu erfreuen,
Töchter des agisschüttelnden Zeus, die olympischen Musen.
Diese gebar Mnemosyne, die Herrin am Hang des Eleuther,
ihm sich vereinend, dem Vater Kronion im Lande Pierien,
als ein Vergessen des Bösen, als Trost bei Not und bei Sorge.
Neun volle Nächte wohnte ihr bei der allweise Herrscher
Zeus, und fern von den Göttern bestieg er ihr heiliges Lager.
Als nun das Jahr verstrich, bei schwindenden Monden die Zeiten
Flohen und viele Tage vollendet waren im Kreislauf,
hat neun Mädchen von gleichem Sinn sie geboren, die einzig
Singen im Busen bewegt – sie tragen ein Herz ohne Sorgen –,
hoch auf verschneitem Olymp in der Nähe des obersten Gipfels.
Schimmernde Tanzplätze haben sie dort und schöne Paläste,
nahe bei ihnen bewohnen auch Himeros und die Chariten
Häuser im Glanz; dem Mund entströmen liebliche Lieder,
tanzend rühmen sie laut Gesetzte und sorgende Obacht
aller Götter, sie lassen gar liebliche Lieder entströmen.
Prunkend in heiligem Tanz und mit herrlichen Stimmen, so eilten
sie zum Olymp hinauf; rings jauchzte die bräunliche Erde
über den Sang, es erhob sich ein zartes Geräusch von den Füßen,
als sie zum Vater schritten. Dieser ist König im Himmel,
selbst gebietet er nun dem flammenden Blitz und dem Donner,
da er den Vater Kronos bezwungen an Kraft. Und den Göttern
gab er für jedes klug eine Ordnung und wies die Bereiche.
Dies nun sangen die Musen, die hoch im Olymp in Palästen,
wohnen, die neun von Zeus, ihrem mächtigen Vater, gezeugten
Töchter: Euterpe, Kleio, Thaleia und Melpomene,
Erato