Die deutsche Kühlschifffahrt - German Reefer Shipping. Karsten Kunibert Krüger-Kopiske

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Название Die deutsche Kühlschifffahrt - German Reefer Shipping
Автор произведения Karsten Kunibert Krüger-Kopiske
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783782214872



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Zahl der spezialisierten Kühlschiffe ihren Höhepunkt erreichte, wurde die gesamte Kühlladung ungefähr im Verhältnis 50 : 50 zwischen den beiden Verkehrsträgern aufgeteilt. Heute, 20 Jahre später, ist der Anteil der Spezialkühlschiffe am gesamten Kühlfrachtverkehr auf rund 15 % gesunken.

      Dennoch ist ein Marktanteil von 15 % eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Spezialkühlschiffe nur etwa 4 % der gesamten Kühlkapazität aufweisen.

      Kühlladung kann ein anspruchsvolles Gut sein – temperaturempfindlich (zwangsläufig), begrenzte Haltbarkeit und spezielle Anbaugebiete, die nicht immer durch eine ausgeklügelte Infrastruktur auffallen. Diese Eigenschaften können den Transport von Kühlladung zu einer anspruchsvollen Aufgabe machen, für die hoch spezialisierte und sachkundige Anbieter aus der Branche benötigt werden.

      Die spezialisierte Kühlindustrie hat eine Reihe von Merkmalen, die sie von ihren Konkurrenten unterscheidet, darunter

      – Schneller (fast), engagierter (dedicated) und direkter (FDD) Service

      Die Branche hat sich selbst als FDD-Dienstleister vermarktet mit dem Versuch, den Fokus auf ihre Kernkompetenzen zu lenken, nämlich einen schnellen Service ausschließlich für Kühlladungen anzubieten, wobei die Schiffe in Reeferterminals be- und entladen werden.

      – Limitierte Anzahl von Lade- und Löschhafen

      Ein Containerschiffsdienst läuft in der Regel eine Vielzahl von Häfen an, sowohl zum Laden als auch zum Löschen seiner Ladung. Da die Containerschiffe immer größer werden, ist die Notwendigkeit, mehr Häfen anzulaufen, um die Schiffe zu füllen, oft unvermeidlich. Spezialisierte Kühlschiffe können sich jedoch auf eine begrenzte Anzahl von Lade- und Löschhäfen konzentrieren – oft nur zwei oder drei Häfen zum Laden und eine ähnliche Anzahl zum Löschen.

      – Schnelle Transitzeiten

      Transitzeiten können länger werden, da immer größere Containerschiffe zunehmend mehr Häfen anlaufen müssen. In den letzten Jahren wurde dies weiter verschärft, da die Containerschiffe langsamer fahren, um Brennstoff zu sparen, was die Transitzeiten wiederum verlängert.

      – Ladehäfen in der Nähe der Ladungsbasis

      Spezialisierte Kühlschiffe sind zwangsläufig auf reine Kühlladung ausgerichtet. Diese Schiffe sind in der Regel weitaus kleiner als die meisten Containerschiffe und können auch Häfen anlaufen, die nicht für große Containerschiffe geeignet sind. Diese Häfen liegen näher bei den Fruchtanbaugebieten, was nicht nur der Kühlkette zugutekommt, sondern möglicherweise auch der Umwelt.

      –Flexible Zeitpläne

      Spezialisierte Kühlschiffe sind „Trampschiffe“ und können ihre Lade- oder Löschhäfen je nach Bedarf ändern. Dies kann sehr vorteilhaft sein, wenn wirtschaftliche, wetterbedingte oder andere kommerzielle Interessen eine Änderung der Reiseroute erforderlich machen. Die Möglichkeiten der Containerschiff-Linienschifffahrt, solche kurzfristigen Änderungen vorzunehmen, sind weitaus eingeschränkter.

      – Fokus ausschließlich auf Kühlladungen

      Containerschiffe bieten durchschnittlich etwa 20 % ihrer Gesamtkapazität für Kühlladung an, wobei der tatsächliche Prozentsatz stark variieren kann. Dennoch ist der überwiegende Teil der Ladung (zumindest vom Volumen, wenn auch nicht unbedingt vom Ertrag her) nicht gekühlt. Die Betreiber von Containerschiffen müssen daher andere Prioritäten setzen, wenngleich nicht weniger professionell. Diese Betreiber müssen sich ebenfalls auf die 80 % ihrer Ladung konzentrieren, die nicht gekühlt wird, und Dienstleistungen anbieten, die auch diesem Segment ihres Geschäfts gerecht werden. Während sie saisonale Dienste entwickelt haben, die in direktem Wettbewerb mit dem spezialisierten Kühlfrachtschiff-FDD-Konzept stehen, haben die Betreiber von Containerschiffen verständlicherweise eine Liniendienstmentalität und bieten auf der Grundlage dieses Konzepts Dienstleistungen sowohl für trockene (nicht gekühlte) Ladung als auch für Kühlladung an.

      Vereinfacht gesagt entsprechen die spezialisierten Reefer-Dienste einem „Taxibetrieb“, während die Containerschiffdienste einem „Busbetrieb“ entsprechen.

      Vielleicht sollten wir uns jetzt einen Moment Zeit nehmen, um uns anzusehen, welche Ladungen auf spezialisierten Kühlschiffen verschifft werden und warum dies so ist.

      Zu den wichtigsten Gütern, die mit Spezialkühlschiffen verschifft werden, gehören:

      –Bananen

      Bananen werden das ganze Jahr über angebaut und sind als solche ein perfekter Rohstoff für das Liniendienstkonzept. Die Beladung kann in bestimmten Häfen an einem bestimmten Wochentag erfolgen, die Entladung erfolgt in ähnlicher Weise. Fruchtunternehmen hatten traditionell spezialisierte Reefer für einen jährlichen – oder sogar mehrjährigen – Zeitraum gechartert und konnten ihre Fahrpläne deutlich im Voraus planen. Während ein Großteil dieser Ladung an die Betreiber der Containerschiffe verloren ging – die ebenfalls eine Gelegenheit sahen, einen ähnlichen kühlschiffsorientierten Service anzubieten –, gibt es immer noch mehrere spezialisierte Kühldienste.

      –Zitrusfrüchte

      Zitrusfruchtladungen sind saisonabhängig und werden typischerweise in den Monaten verschifft, in denen es insgesamt weniger Kühlladung gibt (die „Off-Peak“-Reefersaison) und die Raten im Allgemeinen niedriger sind. Dies verschaffte den spezialisierten Kühlschiffsbetreibern einen Vorteil, der von den Containerschiffsbetreibern, die sich mehr auf ganzjährige Raten und Dienstleistungen konzentrierten, nicht immer erreicht werden konnte.

      –Kernobst

      Zwar werden diese Ladungen – Äpfel, Birnen und Trauben – in der Regel während der „Hochsaison“ der Kühlschiffe verschifft, aber die Mengen sind beträchtlich und müssen oft schnell geladen werden, wobei viele spezialisierte Kühlschiffe fast direkt hintereinander eingesetzt werden – insbesondere in der kurzen Saison der chilenischen Traubenernte mit großen Mengen.

      –„Exotische“ Früchte

      Vor allem Melonen und Ananas werden oft in ähnlichen Gebieten wie den Bananen exportierenden Regionen angebaut und können von denselben Exporteuren verschickt werden. Also profitiert hier der Reefer-Operator aus den gleichen Gründen wie bei den Bananen, aber mehr saisonabhängig.

      –Gefrorene Ladung

      Ladungen wie Fleisch, Milchprodukte und Fisch sind seit Langem eine Domäne der Containerdienste, denn die geringere Temperaturempfindlichkeit führte dazu, dass sie vor Jahrzehnten (als Kühlcontainer technisch noch weniger ausgreift waren) bereits ohne Bedenken hart gefrorene Ladungen befördern konnten. Die bemerkenswerte Ausnahme bilden Fischladungen. Obwohl die Containerschiff-Industrie eine beträchtliche Menge an hart gefrorenen (und gekühlten) Fisch-/Meeresfrüchte-Produkten befördert, sind die spezialisierten Kühlschiffe immer noch stark in diesen Handel involviert. Die Möglichkeit, Fisch von Trawlern direkt in die Laderäume der wartenden spezialisierten Kühlschiffe zu verladen, verschafft ihnen in vielen Regionen der Welt einen bedeutenden Vorteil.

      Es ist deutlich, dass für viele Kühlladungen der spezialisierte Kühltransport immer noch ein attraktives Angebot darstellt. Sei es aufgrund der ganzjährigen Ladungsströme, der Preisgestaltung außerhalb der Saison, der riesigen Ladungsmengen in relativ kurzer Zeit oder des einfachen Umschlags der Ladungen, spezialisierte Kühlschiffe konnten ein beträchtliches Geschäftsvolumen halten – mit einem Marktanteil von rund 15 %.

      Natürlich hat die Containerschiff-Industrie die Kühlladung stark ins Visier genommen. Trotz der schwierigeren Transportanforderungen und der höheren Transportkosten sind die Raten deutlich höher als bei Trockenfracht und bringen den Betreibern von Containerschiffen insgesamt eine höhere Nettorendite. In dieser Hinsicht war die Containerschiff-Industrie sehr erfolgreich – sie konnte ihren Marktanteil von rund 50 % zur Jahrhundertwende auf heute rund 85 % steigern.

      Es gibt jedoch immer noch eine Reihe großer spezialisierter Reefer-Operator. Zu diesen gehören:

      –GreenSea (Belgien)

      –ART / Frigoship (Deutschland)

      –Baltic Cool (Russland/Schweden)