Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.

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Название Fluch der verlorenen Seelen
Автор произведения Darina D.S.
Жанр Языкознание
Серия Der Fluch der verlorenen Seelen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783969536155



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willst du damit sagen?« Sie ballte ihre Hand drohend zur Faust.

      »Ich mein ja nur. Manche Menschen eignen sich eben nicht fürs Unterrichten«, antwortete der Halbasiate hochnäsig.

      »Ich glaube, da möchte jemand kastriert werden. Bist du dabei Julien?«, flüsterte Freya und schielte verschwörerisch zu ihm.

      Julien nickte: »Wie du schon sagtest, er braucht sie eh nicht.«

      »Ihr Psychos. Ihr seid das Böse!«, rief Yato, während er aufstand und zum Ausgang rannte, als würde sein Leben oder eher seine Männlichkeit davon abhängen. Er hörte das schadenfrohe Lachen der beiden noch, nachdem er bereits den Raum verlassen hatte. Ein Schmunzeln konnte er sich beim besten Willen doch nicht verkneifen; er liebte die zwei Chaoten.

      Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah er durch das große Erkerfenster bei den Treppen Amalia im Innenhof. Er hielt einen Moment inne. Sie wirkte traurig, so zusammengekauert im Pavillon sitzend. Eigentlich wollte er sie ignorieren und weiter zu seinen Räumlichkeiten im zweiten Stockwerk gehen, doch Freyas Worte hallten in ihm wie ein Echo immer noch nach. Immerhin hatte er seine Freunde, aber wen hatte sie? Yato rollte die Augen, kehrte auf dem Absatz um und marschierte in den Innenhof. Er seufzte tief als er das einsame, traurige Mädchen sah. Es wirkte wie im Märchen: Bittersüß, wie sie auf dem Bänkchen im Pavillon saß, umgeben von einem Meer aus Rosen.

      Der Halbasiate lief langsam mit einem zaghaften Lächeln auf sie zu und setzte sich neben sie. Ohne darüber nachzudenken, legte er einen Arm um Amalia. Erschrocken blickte sie ihn an und er zog ihn ruckartig wieder zurück.

      »Hey, mach dir keine Sorgen. Das wird alles. Du wirst sehen, das Schießtraining mit mir wird klasse. Und davor zeigt dir Hannah den Umgang mit den Wurfsternen und Messern«, flüsterte Yato.

      »Wer ist Hannah?«, wollte Amalia wissen und fühlte sich langsam wohler in seiner Nähe.

      »Das blonde Miststück, das Julien immer anschmachtet. Du hast sie bestimmt schon in der Kantine gesehen«, antwortete er.

      »Toll. Das kann ja dann nur super werden«, zischte Amalia sarkastisch und verzog das Gesicht.

      »Glaub an dich. Das wird. Außerdem kannst du sie ja aus Versehen mit einem Wurfstern treffen, wenn sie dich nervt. Natürlich wirklich unabsichtlich!« Yato lachte und legte ihr die Hand auf die Schulter; diesmal schien ihr die Berührung nicht unangenehm zu sein.

      Amalia schloss sich seinem Lachen an. »Danke Yato, es tut gut mit dir zu reden. Wie ist das mit deinem Namen? Du stammst doch aus Deutschland, oder? Wieso willst du nur Yato genannt werden?«

      Er lächelte und strich sich die Haare aus der Stirn. »Franz-Yato ist zwar mein kompletter Name, das hat man eben von einer deutschen Mutter und einem japanischen Vater, die sich nicht einig werden konnten.« Er kicherte. »Aber ehrlich, wer will schon so genannt werden? Freya ist die Einzige, die spaßeshalber Franzel sagt.« Yato verdrehte die Augen.

      »Könntest du es ihr nicht verbieten, dich so zu nennen, wenn dir das nicht gefällt?«, fragte Amalia und stutzte.

      »Äh, was denkst du denn? Im Leben nicht. Aber was ist mit deinem Namen? Er klingt auch sehr deutsch«, merkte er an.

      »Ich weiß es nicht. Also, ich kann mich an viele Dinge aus meiner Vergangenheit nicht mehr erinnern. Der Kinderpsychologe meinte, dass es sich um eine Art Trauma handle. Ich weiß nur, dass ich aus Großbritannien stamme und meine Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind und es keine weiteren Verwandten gibt. Deshalb kann ich dir zu meinem Namen nichts sagen.«

      »Mh, wir sollten jetzt gehen, so langsam wird es kalt«, lenkte Yato gekonnt ab. Zudem hatte er ihre Gänsehaut an den Armen bemerkt.

      Amalia nickte schüchtern. »Begleitest du mich noch bis zu meinem Zimmer? Und … ähm … tut mir leid, wegen vorhin.«

      »Ja, gerne. Ist schon vergessen«, erwiderte er, während er aufstand und ihr die Hand reichte.

      Das Gespräch mit Yato hatte Amalia sichtlich gutgetan. Am Morgen darauf joggte sie motiviert eine große Runde mit Freya um das Kloster. Danach sprang sie schnell unter die Dusche, um sich für den Unterricht frisch zu machen. Die Unterrichtsstunden vergingen wie im Fluge. An diesem Tag wollte sie sich ausnahmsweise nicht mit den anderen zum Mittagessen treffen, da ein Mädelsabend mit Freya und Pizza geplant war.

      Nach der letzten Stunde beeilte sich Amalia, denn sie hatte nur noch wenige Minuten bis zum Treffen mit Hannah im Trainingsraum. Rasch nahm sie ihre Sportklamotten vom Stuhl und zog sie an. Dann schnappte sie einen Apfel, von ihrem Schreibtisch und machte sich eilig auf den Weg.

      »Du bist zwei Minuten zu spät«, sagte Hannah, die missmutig an der Tür des Trainingsraums lehnte.

      »Es tut mir leid. Ich habe mich noch umgezogen«, erklärte Amalia und stopfte sich das Obst in den Mund.

      »Egal, lass uns gehen, wir müssen ein Stück in den Wald laufen«, knurrte das Mädchen und warf die schulterlangen blonden Haare zurück, sodass die große Nase besser zur Geltung kam. Wenn sie jetzt noch einen Höcker hätte, wäre es eine klassische Hexennase.

      »Warum trainieren wir nicht hier?«, fragte Amalia und gönnte sich einen weiteren Bissen von ihrem Snack.

      »Tust du nur so dumm oder bist du es wirklich? Zieht die Masche bei Julien?«

      Erschrocken über Hannahs Worte fiel Amalia der Apfel aus der Hand und kullerte auf den Boden. Traurig blickte sie ihm nach.

      »Wir würden die Wände kaputtmachen, wenn wir hier trainierten. Deshalb gibt es im Wald ein spezielles Trainingsareal für die Wurf- und Schusswaffen. Und jetzt komm«, befahl sie und rempelte Amalia beim Vorbeigehen an. Die ballte ihre Hände zu Fäusten. Hannahs Art machte sie rasend vor Wut und zu allem Unglück war auch noch ihr Apfel dahin.

      Wie sollte sie eine Stunde mit ihr und knurrendem Magen überstehen? Vielleicht könnte sie ihr ja wirklich aus Versehen ein Wurfmesser an den Kopf feuern, dachte sich Amalia, während sie widerwillig hinter ihr hertrottete. Nach einem kurzen, steilen, steinigen Stück kamen sie an einer kleinen Lichtung an. Dort waren Ziele aufgestellt: Dosen, Markierungspunkte an Bäumen und klassische Zielscheiben.

      »Unsere Ziele sind nur die Stämme – zu Beginn zumindest. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen, du wirst nie so gut sein wie ich. Du musst wissen, in meinen Adern fließt das Blut der Shinobis«, sagte Hannah so arrogant, dass sich Amalia der Magen umdrehte.

      Wovon träumst du nachts? Nie im Leben hast du asiatische Wurzeln. Du eingebildete Kuh!, hätte sie ihr am liebsten an den Kopf geschmissen. Sie schäumte vor Wut.

      »Gib mir jetzt so einen Wurfstern«, brummte Amalia und riss Hannah einen aus der Hand. Dabei verletzte sie die Blondine leicht am Zeigefinger.

      »Aua! Das hast du mit Absicht getan.« Hannah hielt sich theatralisch den Finger.

      »N…nein! Ich wollte dich nicht verletzen«, stammelte Amalia und begutachtete die kleine Schnittwunde.

      »Gut, du willst gleich loslegen, dann bitte.« Hannah feuerte zwei Wurfmesser mitten in die roten Markierungen. »Und jetzt du!«, kommandierte sie.

      Für Amalia war es das erste Mal, dass sie eine solche Waffe in der Hand hielt, sie wusste nicht, wie sie sie werfen sollte. Und da Hannah keine Anstalten machte, es ihr zu zeigen, tat sie es wie mit einem Frisbee. Leider verfehlte sie das Ziel und der Wurfstern landete im Gras.

      »Hab ich mir schon gedacht. Na los, hol die Waffen, meine auch. Ich hoffe, du hast genug Kraft, sie aus dem Baum zu ziehen«, sagte Hannah herablassend und lachte.

      Augenrollend machte sich Amalia auf den Weg, die Wurfmesser und den Stern zu holen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie die kleine silberne Waffe auf dem Boden. Als sie das erste Wurfmesser aus dem Baum zog, flog ein Wurfstern haarscharf an ihrer Wange vorbei und blieb neben ihr stecken.

      »Spinnst du? Was soll das?« Amalia drehte sich panisch zu Hannah.

      »Der Nächste trifft!«, rief die Blondine mit drohender Stimme.