Fluch der verlorenen Seelen. Darina D.S.

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Название Fluch der verlorenen Seelen
Автор произведения Darina D.S.
Жанр Языкознание
Серия Der Fluch der verlorenen Seelen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783969536155



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Yuri. Du hast was gut bei mir.«

      Verlegen strich er sich über die grau-weißen, kurzen Haare und verzog den breiten Mund zu einem Lächeln.

      Freya griff nach den Pizzen, drehte sich um, schlug mit dem Fuß die Tür zu und legte die Kartons auf den Schreibtisch.

      Amalia langte sofort gierig nach einem der Kartons.

      »Warte noch!« Freya haute ihr tadelnd auf die Finger.

      »Auf was? Ich hab Hunger!«

      »Wirst du gleich sehen.«

      Und tatsächlich sah Amalia, wie Freya unter das Bett kroch und feierlich zwei Sektflaschen emporhob.

      »Was wäre ein Mädelsabend ohne ein bisschen Fusel«, lachte sie und köpfte eine der Flaschen. Die andere stellte sie auf dem Schreibtisch ab.

      Amalia, die bis dahin noch nie Alkohol getrunken hatte, gewöhnte sich schnell an den prickelnd-süßlichen Geschmack. Angeregt unterhielten sich die Mädchen, während sie die Pizzen verspeisten und den Sekt leerten, den sie direkt aus der Flasche tranken. Erst als Amalia aufstand, um ins Badezimmer zu gehen, spürte sie ein flaues Gefühl im Magen und einen leichten Schwindel.

      Doch als sie wieder zurückkam, empfing Freya sie bereits mit der zweiten Flasche. Angeheitert ließ sich Amalia erneut auf dem Bett nieder und trank munter weiter. Plötzlich kippte bei ihr die Stimmung, die negativen Gedanken bahnten sich ihren Weg zurück. Betrübt starrte sie die Katze an und hatte das Bedürfnis gleich in Tränen auszubrechen.

      »Hey, Amalia, was ist los?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nichts.«

      »Ach, komm, jetzt spuck es aus. Ich seh doch, dass was ist.« Freya stupste sie mit dem Ellbogen in die Rippen.

      »Ja, es gibt tatsächlich ein paar Fragen, die mich umtreiben«, sagte Amalia erleichtert.

      »Dann schieß los!«

      »Also, wie habt ihr mich gefunden?«, wollte Amalia wissen und stützte das Kinn auf ihre Hände.

      Freya schürzte die Lippen. »Wir haben überall unsere Spitzel. Bei der Polizei, im Gefängnis und eben auch in der Psychiatrie.« Sie strich sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die Schläfe. »Ich glaube, bei dir waren es Doktor Jones und Schwester Nancy. Sie informieren uns, wenn sie denken, dass es sich um Menschen mit besonderen Fähigkeiten handeln könnte. Und wir überprüfen das.«

      Amalia starrte Freya mit großen Augen an, nun wurde ihr schlagartig einiges klar, vor allem Nancys Worte und Doktor Jones’ vermeintliches Desinteresse und sein ständiges Beobachten.

      »Aber jetzt mal was anderes. Dir gefällt Julien, stimmt’s?«

      Amalia wurde bei Freyas Frage rot und senkte peinlich berührt den Kopf. »N…nein. Also, ich … Er ist ganz nett«, gab sie verlegen zu.

      Freya lachte. Sie wusste es genau, war sie ja nicht blind.

      »Ach komm, ich zieh dich doch nur auf. Wem gefällt Julien nicht? Er ist wie der nette, hübsche Junge von nebenan«, kicherte Freya und bohrte weiter nach: »Hattest du eigentlich schon mal einen Freund?«

      Amalia war entgangen, wann das Frage-Antwortspiel sich geändert hatte, doch nun war sie im Kreuzverhör.

      »Nein … ähm … nicht wirklich. Ich habe nicht viel Erfahrung mit solchen Dingen, außer Küssen habe ich noch nichts gemacht.« Sie bemerkte Freyas erstaunten Gesichtsausdruck und versuchte, sich zu erklären: »Nicht, weil ich nicht wollte, aber mein Pflegevater und dessen Sohn machten es mir unmöglich, Beziehungen aufzubauen. I…ich kann mit der Nähe von Jungs nicht gut umgehen.« Amalia schämte sich für ihre Unerfahrenheit und Unsicherheit gegenüber Männern. Freya wirkte so reif und schien auch mehr Erfahrung als sie zu haben.

      »Okay, aber jetzt ich wieder. Nimmst du die Handschuhe ab, wenn du was mit einem Jungen hast?«

      »Nein, nie. Das war eine Bedingung von Collin und es ist besser so.« Freya schnappte Amalia die Flasche aus der Hand und trank einen großen Schluck. Amalia verstand den Wink, kein gutes Thema und wechselte das Gesprächsthema.

      »Du, Freya, wie ist dieser Collin Jackdaw so?« Ihre erste Begegnung war seltsam gewesen und hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Ihn umgab eine merkwürdige Aura.

      »Mh, Collin. Eine Medaille mit zwei Seiten. Solange du tust, was er sagt, wirst du keine Schwierigkeiten mit ihm bekommen. Nur widersprich ihm besser nicht.« Freyas Miene verhärtete sich; sie schien bereits Erfahrungen damit gemacht zu haben.

      Nachdem die Mädels die zweite Flasche bis zur Hälfte geleert hatten, löste sich Amalias Zunge und wie aus einem Geysir brach es aus ihr heraus: »Aber jetzt kannst du mir sagen: Warum muss ich das eigentlich alles machen? Ich tauge nicht einmal für eine Waffe und die meisten aus meiner Klasse gehen nur zum Unterricht, die haben kein spezielles Training.«

      »Nein. Hier trink und hör auf zu jammern.« Freya reichte ihr den Sekt. »Wir mussten da alle durch. Klar hatten wir mehr Zeit, aber unser lieber Obermeister Collin hat scheinbar einen Narren an dir gefressen und möchte dich so schnell wie möglich fit für die Aufträge bekommen.« Freya verdrehte die Augen. »Du hast keine Ahnung, wie sehr mir dieser Typ auf die Nerven geht. Ich würde ihm gerne im Schlaf die Haare abrasieren.«

      Amalia sah sie entgeistert an. »Wie? Wovon redest du? Und was für Aufträge? Und was ist mit seinen Haaren?« Sie verschluckte sich fast am Sekt, den Freya ihr gereicht hatte. Womöglich lag es am Alkohol, dass sie keine richtigen Zusammenhänge mehr knüpfen konnte. »Oh, Freya, ich bin so deprimiert.« Amalia stellte die Flasche zwischen ihren Beinen ab und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Ich bin ein Nichtsnutz, ich weiß nicht, was Herr Akademieleiter alias Ich-sehe-aus-wie-ein-surfender-Golfspieler von mir will.« Langsam drehte sich alles um sie herum.

      »Ach, Quatsch, das wird.« Freya legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich weiß zwar nicht, weshalb das bei dir so schnell gehen muss, aber mit einem hat er ganz klar recht: Wir brauchen deine Fähigkeiten in unserem Team. Glaube ich zumindest. Oder Collin steht einfach auf dich. Ah nein, dummes Zeug, der hat doch Kyuu«, lachte Freya und stupste sie erneut mit dem Ellenbogen an. »Ähm … Warum zum Teufel hältst du dir ein Auge zu?« Sie beugte sich zu Amalia und fiel dabei fast vom Bett.

      »Was für Fähigkeiten? Wer ist eigentlich diese Kyuu? Die aus der Bibliothek, oder? Ah, sonst sehe ich dich doppelt und es dreht sich eh schon alles«, lallte Amalia und griff seufzend zur Sektflasche.

      Freya brach in einen nicht enden wollenden Lachanfall aus. Ihr flossen die Tränen und sie hielt sich den Bauch.

      »Ach, Kyuu ist Lehrerin, Bibliothekarin, vermutlich Collins Geliebte und einiges mehr …«

      »Waaaas? Hey, das ist nicht witzig.« Amalia fixierte sie mit einem Auge. »H…hast du eigentlich schon viel Erfahrung mit Jungs? Woher kommt die zweite Katze?« Sie gluckste und schielte zu Levi, der allein vor ihr saß.

      »Was? Ich weiß, Levi ist etwas übergewichtig, aber gleich zwei? Nein, sei nicht so gemein zu ihm. Ja, ich genieße und habe gerne meinen Spaß mit Jungs. Aber ich würde nicht mit jedem in die Kiste springen. Na ja, mein Leben war und ist ein einziger Scherbenhaufen. Aber was soll’s, wir leben nur einmal.«

      »Vielleicht kommt bald jemand und setzt die Scherben zusammen.« Bescheuert, warum sagte sie so etwas? Amalia kam sich vor, als würde sie Freya aus einem kitschigen Jugendroman vorlesen und dabei hatte sie doch Yato.

      »Ugh, Amalia ich muss gleich kotzen! Was für schnulziges Zeug redest du da? Aber ich habe da eine Idee: Ich schreibe Julien, damit du heute Abend noch mehr Spaß hast.«

      »Nein.«

      »Zu spät. Schon abgeschickt.«

      Julien und Yato saßen im Zimmer des Cowboys und schlachteten eifrig Zombies auf der Konsole ab.

      »Yato, mach mal kurz Pause, mein Handy vibriert.« Julien legte den Controller beiseite und zog sein Smartphone