Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 35
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881098



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Thema. Trinken wir auf den Erfolg lieber einen Schluck.“

      „Na gut, einverstanden. Dann wird einer gebechert. Wir haben ganz erlesene Weine an Bord.“

      „Ich denke, ihr trinkt Genever?“

      „Portugiesischer Wein tut’s auch“, erwiderte van der Koop. „Besonders wenn er gerade erbeutet wurde, schmeckt er gut.“

      Seine letzten Worte wurden von einem Ächzen unterbrochen. Danach gab es einen höllischen Krach im Hafen.

      Alle blickten hinüber zur Karavelle.

      Sie hauchte gerade ihre Seele aus, ein Wrack, das nicht mehr auf dem Wasser schwimmen wollte. An der Seite barsten weitere Planken durch den Wasserdruck, sie neigte sich mit ihren häßlichen Maststümpfen langsam zur Seite.

      Zwei Festmacher brachen mit peitschendem Knall.

      „Das Muttchen blubbert ab“, sagte der Geuse. „Sie kann wahrscheinlich ihren verklauten Kapitän nicht mehr sehen und verschwindet lieber. Solche Strolche will sie nicht an Bord haben.“

      Fünf oder sechs Mann waren noch an Bord, darunter auch der portugiesische Kapitän. Der nahm jetzt zusammen mit den anderen Kerlen die Beine in die Hand und rannte los.

      Die letzten beiden Leinen brachen, kaum daß die Kerle auf der verkohlten und teilweise zusammengebrochenen Pier standen. Mit den letzten beiden Leinen wurden auch die Pierpoller wie faule Zähne herausgebrochen. Knirschend gaben sie nach.

      Die Karavelle richtete sich noch einmal auf, als sie von dem Druck befreit wurde, aber es war ein letztes Aufbäumen.

      Gleich darauf legte sie sich schwer auf die Seite.

      Da drang einer der Kerle wie ein Wilder ins Wasser. Zwischen den Zähnen hatte er ein scharfes Messer.

      Er schwamm auf die Jolle zu, die noch an der Karavelle hing und durchtrennte mit schnellen Schnitten die Vorleine, damit die Jolle nicht ebenfalls mit auf Tiefe ging.

      Er hätte sich die Mühe ersparen können.

      Aus der Karavelle erklang ein stöhnendes Geräusch. Am Rumpf sprudelten Luftblasen hoch und zerplatzten an der Oberfläche.

      Sie neigte sich noch weiter und ging dann, mit Steuerbordlage, langsam auf Tiefe.

      Aber sie sank nicht sehr tief. Sie setzte auf und drehte sich dabei wieder ein kleines Stück in ihre ursprüngliche Lage zurück.

      Es knirschte einmal laut, und dieses Knirschen und Aufsetzen glaubten die Arwenacks sogar durch das Holz ihrer Schebecke zu spüren. Etwas später lag die Karavelle endgültig fest. Sie lag so auf dem Grund des Hafens, daß ihre Decks gerade noch vom Wasser überspült wurden. Die zersplitterten Masten stachen wie ausgefranste Pinsel von der Wasseroberfläche ab.

      Die Jolle wäre also nicht untergegangen.

      Der Mann mit dem Messer, der die Leinen gekappt hatte, zog sich jetzt in die Jolle und pullte mit ihr zurück.

      Drüben drohten die Portugiesen mit den Fäusten und schrien wilde Flüche herüber.

      Der Geuse hielt die Weinbuddel hoch und prostete ihnen fröhlich und unbekümmert zu.

      „Muß schlimm sein, so ohne Schiff“, sagte er heuchlerisch-bedauernd. „Deshalb soll man sich in der weiten Welt auch immer friedlich verhalten und das Maul nicht zu weit aufreißen.“

      Den Spaniern auf der Galeone gefror beim Anblick der Karavelle das Blut in den Adern. Sie wußten, daß ihrem Schiff das gleiche Schicksal bevorstand.

      Das Blubbern und Rauschen wurde noch lauter, und hin und wieder war auch ein scharfes Zischen zu hören.

      Der Kapitän rang verzweifelt die Hände. Er fragte Hasard, ob sie wenigstens die Jollen abfieren dürften, das einzige, was ihnen jetzt noch blieb.

      Er wollte ein bißchen Mitleid heischen, doch der Seewolf konnte beim besten Willen kein Mitleid aufbringen. Schließlich hatten die Dons den Ärger vom Zaun gebrochen und sie wie den letzten Dreck behandelt.

      „Keine Einwände“, sagte er kühl. „Ich empfehle euch sogar, die Jollen möglichst schnell auszusetzen, um ebenso möglichst schnell damit zu verschwinden. Für euch wäre es am besten, ihr segelt zum indischen Festland hinüber.“

      „Und keine Tricks“, warnte der Geuse auf Spanisch. „Wenn ihr euch bei Nacht und Nebel anpirschen wollt, geht es euch Bastarden endgültig an den Kragen. Wir passen scharf auf und werden Wachen aufstellen. Nehmt eure Kumpane von da drüben am besten gleich mit.“

      Sie lösten die Leinen und drückten sich von der Galeone ab, damit die Dons ihre Jollen noch aussetzen konnten.

      „Ich werde sie später ein bißchen vor uns hertreiben“, sagte van der Koop. „Ich denke, daß wir so gegen Nachmittag auslaufen können. Oder braucht ihr unsere Hilfe noch, Seewolf?“

      „Die haben wir schon genug in Anspruch genommen.“

      „Wieviel fehlt euch denn noch an der Ladung?“

      „Zweiundzwanzig Kisten fehlen insgesamt, aber die werden wir uns auf dem Landweg zurückholen.“

      „Wollt ihr die etwa schleppen?“

      „Wenn es sein muß – ja. Aber ich werde den Kaufmann hier am Ort fragen, ob er uns gegen Bezahlung ein paar Elefanten zur Verfügung stellen kann. Meine Söhne haben seine Bekanntschaft bereits geschlossen. Er kann die Dons und Portus auch nicht leiden, weil sie ihn bei Geschäften übervorteilt haben.“

      „Sollen wir euch dabei nicht helfen?“

      Hasard wehrte abermals dankend ab.

      „Wirklich nicht nötig. Wenn wir Glück haben, werden wir mit den Singhalesen ohne lange Kämpfe einig. Ihnen geht es mehr um die Reliquie, den heiligen Zahn Buddhas, als um das Gold. Sie nahmen wohl an, wir hätten das Gold aus ihren Tempeln gestohlen. Jedenfalls warf man uns das vor. Wenn dieser Irrtum aufgeklärt ist, wird voraussichtlich alles in Ordnung sein.“

      „Um einen angeblich heiligen Zahn gab es so viel Ärger?“ fragte der Geuse verwundert.

      „Um Reliquien sind schon Kriege vom Zaun gebrochen worden.“

      „Das stimmt allerdings.“

      Die Dons fierten ihre Jollen ab und besetzten sie. Sehr zögernd taten das auch die Portugiesen, und noch zögernder kehrten einige wieder zurück, die zuvor ins Landesinnere geflüchtet waren.

      Schebecke und Fleute legten sich an die Holzpier, die noch heil war.

      Im Hafen war um diese Zeit kein einziger Inder mehr zu sehen. Mannar lag wie ausgestorben da. Die Leute hatten Angst, aber sie beobachteten aus sicherer Entfernung alles, was hier vorging.

      Die Stimmung bei den Dons und den Portus war gedrückt, was nach den Umständen allerdings nicht verwunderlich war.

      Insgesamt fünf Jollen krebsten jetzt im Hafen herum. Alle waren vollbesetzt.

      Geusen und Arwenacks lenzten auch noch die restlichen Flaschen, was die Portus mit wüsten Flüchen quittierten.

      Von der Galeone wurden noch Proviant und kleine Fässer in die Jollen verstaut.

      „Die verschwinden wahrhaftig“, sagte Gary Andrews. „Dann sind wir diese Strauchritter endgültig los.“

      „Ich werde dafür sorgen, daß sie verschwinden“, sagte der Geuse mit Nachdruck. „Wenn sie draußen auf See sind, segeln wir los und treiben die Schäfchen zum Festland hinüber. Ich glaube auch nicht, daß sie noch etwas unternehmen. Sie sind zermürbt und haben jetzt den Rest gekriegt. Die Kerle sind froh, wenn sie verschwinden können.“

      Hasard war das nur recht, und so nickte er.

      Die spanische Galeone gab jetzt auch ihren Geist auf. Aber sie legte sich nicht auf die Seite. Sie ging still unter. Immer mehr Wasser drang in ihre Räume und ließ sie langsam, aber sicher absacken.

      Drüben