Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 35
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881098



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harte Hand holte aus und landete mit einem ebenso harten Schlag im Gesicht des Portugiesen.

      „Du bist ein dreckiger Bastard“, sagte der Geuse.

      Der Kapitän stand da und hielt sich die brennende Wange, wo sich alle Finger der Hand abzuzeichnen begannen. Er taumelte ein wenig.

      Van der Koop zog das Säckchen hervor, das die Perlen enthielt.

      „Wem gehört das?“

      „Mein Eigentum, meins!“ schrie der Kapitän.

      „Gewesen“, sagte der Geuse trocken. „Kriegsbeute, wie das so üblich ist. Aber ich will nicht kleinlich sein. Damit kannst du dir einen alten Kahn kaufen.“

      Er nahm eine Perle aus dem Lederbeutel und stopfte sie dem Portugiesen in den Mund. Der mußte hart schlucken und verschluckte auch prompt die Perle. Dabei quollen ihm fast die Augen aus den Höhlen.

      „Los, wieder hinunter und den Rest an Deck gebracht! Halunken wie dich kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Und Kerle, die sich heimlich was beiseite schaffen, erst recht nicht.“

      Der Kapitän mußte wieder hinunter, bis die restlichen Kisten an Deck standen und umgeladen wurden.

      Inzwischen schickte der Geuse vier seiner Männer unter Deck, die alles nochmals genau durchsuchten.

      Aber sie fanden nichts mehr, außer ein paar kleinen Fäßchen mit vorzüglichem Rotwein. Auch ein paar Flaschen brachten sie mit.

      Der Geuse öffnete eine und roch daran.

      „Ah, Portwein“, sagte er genüßlich. „Sicher von den Schieferhängen des Dourotals. Ein vorzügliches Weinchen. Und das scheint ein Madeira zu sein. Godverdomme, so ein Kampf macht durstig.“

      Ungeniert setzten sie die Buddeln an, ließen sie reihum gehen und lenzten jeder einen kräftigen Schluck.

      Dem Kapitän stand mittlerweile das Wasser wahrhaftig in den Augen, wenn es auch noch kein Seewasser war. Aber die Perle rumorte in seinem Bauch, und vor seinen Augen soffen ihm die Geusen den besten Wein weg.

      Hinzu gesellte sich die Sorge vor dem Untergang der Karavelle. Das Wasser ergoß sich zischend und rauschend in die Räume. Das Schiff hing immer tiefer im Wasser und würde sich höchstens noch eine Stunde halten.

      „Auf deine Sorgen“, sagte der Geuse und reichte dem Kapitän die noch halbvolle Flasche.

      Der nahm sie auch und trank sie voller Wut leer. Dann schleuderte er sie in einem weiten Bogen ins Wasser.

      „Ich will meine Perlen!“ schrie er.

      „Du hast ja eine“, höhnte der Geuse. „Du kannst sie noch ein Weilchen mit rumschleppen, und später donnerst du sie einfach in ein Gebüsch.“

      Die Kerle hielten sich die Bäuche vor Lachen, als der Kapitän laut schniefte und sich mit der Hand über die Augen fuhr.

      „Ja, das wär’s denn wohl“, meinte van der Koop. „War uns ein Vergnügen. Vielleicht sieht man sich ja später mal wieder. Até a vista, Senhores. Wir segeln mal zu unserem Freund hinüber, dem Seewolf.“

      Die Geusen warfen dem Kapitän noch eine leergetrunkene Flasche vor die Füße, ehe sie die Leinen lösten.

      Diese letzte Demütigung brachte den Kapitän fast zur Raserei. Er schickte ihnen ellenlange Flüche nach, was die Geusen jedoch nicht im geringsten bekümmerte. Sie lachten nur laut.

      Die Leinen wurden gelöst, und die „Eendragt“ nahm langsam Fahrt auf.

      Zurück blieben genervte Kerle, die ratlos auf ihrem sinkenden Schiff standen und Tränen der Wut in den Augen hatten.

       6.

      Hasard verfuhr ähnlich wie die Geusen.

      Auch hier mußten die Dons antreten, genauso wie sie es zuvor getan hatten, als die Seewölfe zum Anpacken gezwungen worden waren.

      Es war eine ganze Menge, was sich in den Laderäumen befand, aber es war noch nicht alles, selbst wenn man die Ladung des Portugiesen hinzurechnete. Die „heiligen Männer“ hatten mittlerweile einen Teil des Schatzes ins Landesinnere geschafft.

      Kiste um Kiste wurde nach oben gebracht und verschwand in den Laderäumen der Schebecke, wo alles ordentlich und seefest gestaut wurde.

      „Bin gespannt, wieviel sich die Portus unter den Nagel gerissen haben“, sagte Ben Brighton. „Wir haben das in der Eile gar nicht genau feststellen können.“

      Hasard nickte. Es berührte ihn unangenehm, wenn er daran dachte, daß zum Schluß ein paar Kisten fehlen könnten und er mit einer unvollständigen Ladung in Madras aufkreuzte. Würde der Sultan von Golkonda nicht denken, daß sie ein bißchen daran gedreht hatten?

      Gold und Silber waren immerhin sehr verlockende Dinge.

      „Wir müssen jedenfalls alles zurückkriegen, alles bis auf den letzten Gold- oder Silberbarren“, sagte er.

      Er blickte Ben dabei nicht an, sondern sah zu der Karavelle hinüber, bei der die Fleute längsseits lag und die Holländer eifrig dabei waren, die Kisten an Deck zu stauen.

      Dabei bemerkte er auch, daß van der Koop nach achtern verschwand und erst nach einer geraumen Weile wieder an Deck erschien. Er schleppte eine Kiste an und gleich darauf eine weitere.

      „Sieh an“, sagte Don Juan überrascht. „Der Geuse scheint ein ganz ausgekochter Kerl zu sein. Der ist in der achteren Kammer noch einmal fündig geworden. Offenbar hat der Kapitän dort noch etwas für sich ganz privat versteckt.“

      „Sieht ganz danach aus“, murmelte der Seewolf und winkte Ferris Tucker zu sich heran.

      „Nimm dir ein paar Leute, soviel wie du brauchst“, sagte er zu dem rothaarigen Schiffszimmermann. „Drüben haben sie zwei Kisten offenbar in einem Versteck in der Kapitäns- oder Offizierskammer gefunden. Vielleicht hat dieser ehrenwerte Señor den gleichen Gedanken gehabt. Du weißt, nach was du suchen mußt.“

      „Nach geheimen Verstecken“, sagte Ferris. „Keine Sorge, bevor der Kahn auf Tiefe geht, stellen wir ihn noch einmal gründlich auf den Kopf. Ich lasse nichts aus, Sir.“

      „Nein, das weiß ich.“

      Hasard befragte den spanischen Kapitän, ob er Gold- oder Silberkisten für sich abgezweigt habe.

      „Nein, Señor“, versicherte der eine Spur zu hastig. „Nur aas, was hier in den Räumen liegt.“

      „Sehr gut. Meine Leute werden jetzt deine Kammer durchsuchen, Freundchen, und zwar nach allen Regeln der Kunst. Solltest du auch nur eine Kiste versteckt haben, sage es lieber gleich und jetzt. Falls wir etwas finden, ziehe ich dir den Hals lang. Das ist mein voller Ernst. Ich lasse dich vor versammelter Mannschaft aufknüpfen.“

      Sein Gesicht war so kantig, hart und kalt, daß der Spanier verzweifelt zu schlucken begann. Er sah auch, daß sich mehr als ein halbes Dutzend Leute nach achtern begeben wollten. Einer von ihnen, ein rothaariger Kleiderschrank, schleppte eine riesige Axt mit sich herum. Vermutlich würde der Kerl achtern alles kurz und klein schlagen.

      „Nein – äh, doch. Jetzt fällt es mir wieder ein“, sagte er hastig. „Ich wollte eine Kiste überprüfen lassen. Äh – man hat sie nach achtern in meine Kammer gebracht.“

      „Was wolltest du denn überprüfen lassen?“ fragte Hasard sanft. „Ihr habt doch genau gewußt, was sich in den Kisten und Fässern befindet.“

      „Na ja, nur so, ich wollte mal nachsehen.“

      „Nur eine Kiste?“

      „Nur eine, Señor, mein Wort darauf.“

      Dem Señor standen dicke Schweißperlen auf der Stirn, und seine Kürbishosen schienen zu flattern.

      „Wo ist sie?“