Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 35
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881098



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Kuipers grinste still vor sich hin. Also hatte doch keine Ente nachgeholfen, wie der Kapitän ironisch erklärt hatte. Die anderen wußten sein heimliches Grinsen jedoch nicht zu deuten.

      „Noch einmal“, sagte der Holländer. „Wir segeln mit ausgerannten Kanonen in den Hafen hinein und feuern zwei Breitseiten ab. Eine auf den Don, die andere auf den Portugiesen. Das sind zweimal sieben Kanonen, die ihnen ganz schön zusetzen dürften. Danach folgt ihr und gebt den Kerlen noch kräftig eins drauf, bevor sie sich von ihrem ersten Schrecken richtig erholt haben. Das sind, wie ich gesehen habe, nochmals je sechs Geschütze. Diese Kugeln werden sie schlucken, denn aus der Distanz feuert nur ein Nichtkönner vorbei. Und wie geht es dann weiter?“

      „Den Rest müssen wir den Gegebenheiten überlassen, die augenblicklich herrschen“, erwiderte der Seewolf. „Es wird eine unvorstellbare Wuhling geben. Ich schlage vor, wir entern die Schiffe und besetzen sie möglichst schnell. Wenn du in den Hafen segelst, Geuse, werde ich mich mit der Schebecke hinter der Landzunge verbergen, damit sie nicht aufmerksam werden und uns sehen. Sonst ist der Überraschungseffekt vorbei, und sie können noch Gegenmaßnahmen ergreifen. Mir gefällt dieser Überfall zwar nicht so richtig, aber die Kerle haben uns erbarmungslos ausgeplündert. Aus diesem Grund habe ich alle Skrupel über Bord geworfen.“

      „Tue ich bei solchen Bastarden immer“, erklärte der Geuse ungerührt. „Die kriegen es genauso, wie sie es den anderen besorgen. Wenn die mit kleinen Kanonen schießen, feuern wir gleich mit dem größten Kaliber zurück, um ihnen die Courage abzukaufen. Damit sind wir bis jetzt immer gut gefahren. Aber noch eine Frage, Seewolf: Was hat es mit den Indern auf sich, die da in Booten im Hafen und in der Nähe herumlungern?“

      „Die meisten sind schon heute nacht verschwunden, als der Feuerzauber ganz unvermutet losbrach. Den anderen ging es nur um den heiligen Zahn, die Reliquie des Buddha, und um das vermeintlich von uns gestohlene Gold und Silber. Ich denke, die Inder können wir ausklammern. Sie werden sich kaum am Kampf beteiligen.“

      „Und wenn, dann kriegen sie gleich eine von mir aufs Dach“, versprach Frans Kuipers.

      „Wann brechen wir auf?“ fragte der Geuse sachlich. „Ein Überraschungsangriff bei Tage dürfte in jedem Fall besser sein.“

      „Wann du willst, Geuse.“

      „Am besten gleich“, sagte van der Koop. „Vielleicht fällt es dem Don ein, noch heute auszulaufen. Man kann ja nie wissen, daher sollten wir nichts anbrennen lassen.“

      Hasard kannte den Eifer der Geusen, wenn es um die Dons ging, ihre verhaßten Todfeinde. Da waren sie nicht mehr zu bremsen.

      „Dann noch einen Schluck auf das Unternehmen“, tönte der Profos und füllte erneut die Mucks auf. „Wenn wir das Gold und Silber nicht wieder zusammenkriegen, sind wir restlos blamiert, und kein Hund wird noch einen Knochen von uns nehmen.“

      Mittlerweile war es in der Bucht so heiß geworden, daß man die Luft wie Brühe trinken konnte. Den meisten lief der Schweiß über die Gesichter, und der Rum tat ein übriges, um nicht gerade zur Erfrischung zu verhelfen.

      In der Bucht bewegte sich auch kein Lufthauch mehr. Das Wasser war glatt wie ein Spiegel. Dicht über der Oberfläche tummelten sich wieder ganze Wolken lästiger Plagegeister, die ihnen das Leben zur Hölle machten.

      Hasard sah, daß sich die Wipfel der Palmen draußen vor der Bucht aber bewegten. Dort ging eine erfrischend kühle Brise.

      Van der Koop ließ jedes einzelne Geschütz überprüfen und bereitete sich sorgfältig auf ein Gefecht vor, wenn es auch ein ziemlich einseitiger Kampf zu werden versprach.

      So, wie Dons und Portus die Arwenacks überfallen hatten, wollten sie es mit gleicher Münze zurückzahlen. Ein blitzschneller Überfall, entern. Beute reißen und wieder verschwinden.

      Die Segel hingen schlaff von den Rahen, was van der Koop mit besorgter Miene zur Kenntnis nahm.

      „Godverdomme“, sagte er zum Bootsmann. „Wir müssen aus der Bucht staken, und das wird bei dem morastigen Untergrund keine reine Freude werden. Wind kriegen wir erst draußen.“

      Der Bootsmann nickte verdrossen.

      „Hieven wir erst mal den Anker“, sagte er.

      Hasard ließ die Leinen lösen und lächelte dem Geusen zu. Eine Leine ließ er am vorderen Poller belegen.

      „Wir schleppen euch aus der Bucht, Geuse“, sagte er. „Du wirst sehen, wie leicht das auch ohne Wind geht. Wir haben ja schließlich auch keinen, der uns vorantreibt.“

      Van der Koop kannte zwar die Mittelmeer-Schebecken und konnte den Typ gut bestimmen, aber er war noch nie an Bord einer tunesischen oder algerischen Schebecke gewesen.

      Die Holländer standen an Deck und starrten verblüfft auf die langen Riemen, die jetzt an Deck gebracht wurden und in die dafür vorgesehenen Ruderpforten geschoben wurden.

      Mit vereinten Kräften wurde die Schebecke von der Bordwand der Fleute abgedrückt, bis sie freischwamm und die Langriemen eingesetzt werden konnten.

      Ein nächstes „Godverdomme“ war fällig, ein Wort, das der Geuse jeden Tag etliche Male gebrauchte.

      Mit offenen Mündern sahen sie zu, wie die Arwenacks die Riemen durchs Wasser zogen und zu pullen begannen. Sie schienen darin sehr viel Übung zu haben. Nicht mal das sonst übliche Wassergeplätscher war zu hören. Wie von Geisterhand gezogen, bewegte sich die Schebecke voraus.

      Die Leine straffte sich und kam steif.

      Der Anker der Fleute war längst aus dem Grund und hing unter dem Kattbalken. Einer der Geusen ging ans Ruder.

      Es dauerte nicht lange, dann bewegte sich auch die Fleute wie ein Geisterschiff durch das flache Wasser. Die Leine hing durch, spannte sich wieder, wenn die Arwenacks gleichmäßig ruderten, und so nahm die Fleute Fahrt auf.

      Die Schebecke hielt auf den Ausgang der doppelten Bucht zu. Schon von hier war zu erkennen, daß „draußen“ eine frische Brise über dem Meer wehte.

      Den Rest der Strecke schafften die Seewölfe spielend, ohne sich groß anzustrengen.

      „Eine tolle Sache“, sagte der Geusenkapitän. „Damit kann man sich aus jeder lebensbedrohenden Kalme retten und sich außerdem nachts heimlich davonschleichen, selbst wenn kein Lüftchen weht. Aber auf unserem Schiff läßt sich das leider nicht realisieren.“

      Das Vorschiff der Fleute erreichte gerade jene Zone, wo sich bereits die Segel mit Wind zu füllen begannen. Dennoch pullten die Arwenacks noch ein paar Schläge, ehe sie die Langriemen wieder aus den Pforten zogen und diese verschlossen.

      „Alles wie besprochen“, sagte der Holländer. „Laßt euch erst dann sehen, wenn wir die ersten Treffer erzielt haben.“

      „Verstanden“, sagte Hasard.

      Die Leine wurde gelöst. Frischer Wind füllte jetzt die Segel der Fleute.

      „Na, dann Hals und Beinbruch“, meinte der Profos grinsend.

      Die Geusen standen unauffällig an Deck herum und doch so, daß sie ihre Geschütze augenblicklich abfeuern konnten. Wenn sie so in den Hafen einliefen, würden Dons und Portus erst dann stutzig werden, wenn es für sie bereits zu spät war.

      Die Fleute segelte gemächlich um die erste Landzunge herum, bis sie den Blicken der Arwenacks entschwunden war.

      Die Seewölfe sahen ihr nach.

      Stenmark, der blonde Schwede, enterte in den tonnenförmigen Ausguck. Von hier oben aus konnte er wieder die Mastspitzen des Holländers sehen und seinen Kurs verfolgen.

      „Die Geusen sind wie ein Geschenk des Himmels für uns“, sagte der Seewolf. „Ohne sie würden wir jetzt ziemlich dumm dastehen.“

      „Und hätten uns etwas anderes einfallen lassen müssen“, sagte Don Juan. „Dabei waren das einmal meine Todfeinde“, setzte er leise hinzu. „Mich wundert, daß der Kapitän mich überhaupt