Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 35
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881098



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hohen Kokospalmen war nichts zu entdecken.

      „Noch zwei Landzungen weiter“, sagte Philip. „Ich kann mich an die Stelle gut erinnern. Dort vorn muß die Fleute liegen.“

      „Dann gehen wir in dieser Lagune vor Anker, wenn ihr euch eurer Sache so sicher seid. Den Rest der Strecke legen wir mit der Jolle zurück, und dann pirschen wir uns durch den Verhau an.“

      Die Jolle hing noch außenbords und brauchte nicht erst abgefiert zu werden. Die Bucht wurde angesteuert, eine flache Lagune, die von zwei dichtbewachsenen Landzungen eingerahmt war.

      Falls der Holländer wirklich noch da lag, war es auch ihm unmöglich, die Schebecke zu sehen.

      Zum Glück gab es in dieser Lagune keine Seevögel, die kreischend aufstoben und die Anwesenheit von Menschen dadurch verrieten. Lediglich zwei große Leistenkrokodile lagen träge im fauligen Wasser. Das eine hatte das Maul mit den furchteinflößenden Zähnen weit aufgesperrt. Das andere lag dicht daneben und döste. Das Schiff brachte sie nicht aus der Ruhe. Sie schenkten ihm keine Aufmerksamkeit.

      In der Lagune wehte nur noch ein schwaches Lüftchen, das die Segel kaum blähte. Obwohl es noch sehr früh am Morgen war, brannte die Sonne bereits heiß herab. Sie schien grell und gleißend auf das flache Wasser und ließ es wie flüssiges Silber gleißen. Der Blick auf das Wasser tat den Augen weh.

      „Gefechtsbereitschaft bleibt bestehen“, sagte Hasard. „Ich bin auf weitere Überraschungen nicht mehr scharf. Wenn wir in etwa zwei Stunden nicht zurück sind, liegt es in deinem Ermessen, zu handeln, Ben.“

      Hasard wartete erst keine Antwort ab. Er wußte, daß er sich auf seine Arwenacks verlassen konnte.

      Er überprüfte seinen Radschloßdrehling und steckte ihn wieder ein. Auch die Zwillinge waren nur mit Pistolen bewaffnet. Alle anderen Waffen wären in dem undurchdringlichen Gestrüpp nur hinderlich gewesen.

      Sie enterten in die Jolle und legten ab. Lautlos pullten sie bis zur bewaldeten Landspitze.

      „Seid ihr sicher, daß ihr euch nicht geirrt habt?“ fragte Hasard, nach dem sie einen Blick durch die Mangroven in die andere Bucht geworfen hatten. Sie war leer. Von dem Holländer waren noch nicht mal die Mastspitzen zu sehen.

      „In der nächsten Bucht liegt sie“, versicherte Jung Hasard noch einmal.

      Auch Philip bestätigte das unmißverständlich.

      „Kein Zweifel, Dad, Sir, falls sie nicht ausgelaufen sind. Aber das glaube ich nicht. Die Burschen haben sich nur gut getarnt.“

      Lautlos pullten sie weiter. In dem flachen Wasser der lagunenartigen Bucht konnten sie den Grund sehen, er bestand aus feinem, weißem Sand, der hell heraufschimmerte.

      Die Jolle lief zwischen einer riesigen Mangrovenansammlung auf Grund. Es ging nicht mehr weiter, Stelzwurzeln mit ihren tausend Verästelungen hielten sie fest.

      Philip schlang die Leine um eine der Wurzeln. Er warf einen Blick zurück und stellte fest, daß selbst die Schebecke aus dieser kurzen Distanz nicht mehr zu sehen war. Der Mangrovendschungel hatte sie geschluckt und unsichtbar werden lassen.

      Sie mußten etliche Yards mühsam durch brackigen Sumpf waten. Unmengen winziger Fliegen umschwirrten sie. Die Plagegeister abzuwehren, schien unmöglich zu sein.

      Hier war die Hitze noch schlimmer. Der Boden war brühwarm und roch nach Moder und Fäulnis. Hin und wieder zerplatzten kleine Blasen in dem sumpfigen Gelände, und dann gab es jedesmal einen schmatzenden Knall.

      Durch manche der Stelzwurzeln mußten sie sich regelrecht hindurchzwängen. Andere bildeten torähnliche Bögen.

      Mehrmals rutschten sie aus, und als Hasard einmal nach einer Wurzel über seinem Kopf griff, um sich festzuhalten, glotzte ihn eine lange, giftige Schlange mit plattem Kopf ausdruckslos an.

      Er blieb stehen wie festgenagelt und starrte auf den platten Schädel. Eine gespaltene Zunge fuhr heraus, der Schädel begann langsam hin und her zu pendeln.

      Die Zwillinge drehten sich um und bemerkten die Schlange ebenfalls.

      Ihr Vater hatte noch den linken Arm erhoben und war in dieser Stellung vorübergehend wie erstarrt. Die Signalfarbe verriet ihm, daß die Schlange giftig war, und so wollte er sie nicht erschrecken.

      Jung Hasard löste das Problem auf seine Weise. Er griff so blitzschnell zu, daß Vater Hasard nicht mal die Handbewegung sah. Mit sicherem Griff packte er die Schlange direkt hinter den platten Schädel.

      Das giftige Reptil ringelte sich zusammen, aber da flog es bereits durch die Luft.

      Jung Hasard schlenkerte nur einmal mit der Hand, dann befand sich die Schlange auch schon im Wasser.

      „Alter Schlangengriff“, raunte er lässig. „Haben wir bei der Gauklertruppe Kalibans gelernt. Man muß nur schnell sein.“

      „Ja“, sagte der Seewolf, „eben darauf kommt es oft an. Vielen Dank, Söhnchen.“

      Das Söhnchen grinste nur verwegen. Die Angelegenheit war damit für ihn erledigt.

      In dem Mangrovenverhau wurde es jetzt dämmrig, als sich die Stelzwurzeln über ihnen wie ein Dach schlossen. Ein fast geisterhaftes Zwielicht herrschte.

      Das Vorwärtskommen wurde zur Qual, zumal sie darauf achteten, keine Geräusche zu verursachen, um die Holländer nicht zu warnen.

      Nur sehr mühsam kämpften sie sich weiter, geplagt von unzähligen winzigen Geistern, die ihnen die Hölle bereiteten. Auch die Luft wurde immer stickiger und dumpfer und ließ das Atmen zur Qual werden.

      Nach einer Ewigkeit konnten sie einen Blick in die andere Bucht werfen. Hasard hielt unwillkürlich die Luft an, als er das Bild sah.

      Die Bucht hatte einen schmalen Einschnitt, eine winzige Passage, die sich nach knapp hundert Yards verbreiterte und ihrerseits nochmals eine kleine Bucht aufwies.

      Dort lag der Holländer vor Anker. Es war eine dreimastige Fleute mit dem Namen „Eendragt“.

      „Tatsächlich, da liegt das Schiff“, sagte Hasard. „Jetzt aber vorsichtig und lautlos, damit sie uns nicht bemerken.“

      „Und die Arme schön nach oben“, sagte eine Stimme in hartem Englisch, das sich wie das Knarren von Windmühlenflügel anhörte. „Sonst habt ihr alle drei ein Loch im Kopf.“

      Hasard war fassungslos, so überrumpelt zu werden. Er wollte noch nach seinem Radschloßdrehling greifen, doch er sah genau in den Lauf einer Muskete, die von schräg oben auf ihn gerichtet war.

      In einem Mangrovengestrüpp hockte ein scharfgesichtiger Mann mit blonden Haaren und harten Augen.

      Einen weiteren mit einem dunkelblonden Vollbart entdeckte er etwa fünf Yards vor sich. Auch er hielt eine Muskete im Anschlag auf sie gerichtet.

      Weiter hinten bewegte sich ein dritter Musketenträger, der bis an die Hüften im Sumpf stand und hart grinste.

      „Verdammt noch mal!“ entfuhr es dem Seewolf. „Und wir haben nichts gesehen.“

      „Aber wir haben euch gesehen“, sagte der Holländer mit seinem rollenden Akzent. „Und das ist für uns viel wichtiger als umgekehrt. Los, dort drüben geht es weiter. Und laßt die Arme oben, bis wir auf festem Untergrund sind.“

      Den drei Seewölfen blieb nichts anderes übrig, als der freundlichen Aufforderung zu folgen. Der Teufel mochte wissen, wie viele von den Kerlen hier im Verhau steckten.

      Der Rest der Strecke war jetzt schnell geschafft. Sie standen wieder auf festem Grund und wurden von den Männern umringt.

      Zwei weitere näherten sich vom Boot her. Sie hatten nur Pistolen in den Fäusten.

      Der eine, ein Mann mit gerader Nase und scharfgeschnittenem Gesicht, blieb ein paar Yards vor den Arwenacks stehen. Er starrte völlig verblüfft von einem zum anderen und sagte dann nicht gerade sehr geistreich: „Godverdomme!“

      Hasard kam