Название | Das Anthropozän lernen und lehren |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Pädagogik für Niederösterreich |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783706560832 |
Diese Zeichen waren Allgemeingut, solange die Naturphilosophie, verankert in der Vier-Elemente-Lehre, als eine Theorie der Natur des Sinnlich-Wahrnehmbaren und Ausdruck des menschlichen Verständnisses von und Umgangs mit der Natur – und damit auch Ausdruck des Verständnisses des Menschen von und Umgangs mit sich selbst – Gültigkeit hatte. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts war ihre Ablöse durch die neuzeitliche Naturwissenschaft erfolgt, und das war sukzessive und sektoral passiert: In Bezug auf das Element Wasser beispielsweise endete die Wandlung von der Alchemie zur Chemie nach fast 200 Jahren mit A.L. de Lavoisier (1743–1794), der 1784 das mythische Urelement Wasser in seine beiden Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegte.86 Gleichzeitig schritt die industrielle Verwertung und Eroberung des Wassers voran87, und die Technik übernahm auch die Aufgabe, die Macht der Elemente der Natur zu zähmen und den Menschen damit die Ängste zu nehmen, die bis dahin die Religionen gebannt hatten.88
Aufklärerische Vernunft, distanzierte Wissenschaftlichkeit und gesteigerte Ökonomie schwächten die Geltungskraft der Symbole, Mythen und Bilder der Wasser-Kultur, nichtsdestotrotz unterhielten aber die Künste weiterhin engste Beziehung. Aus dem Reservoir von Wasser-Zeichen, das in über zweitausend Jahren angelegt worden war, konnten sie, insbesondere auch die Künste der Moderne, mehr denn je schöpfen – und gewissermaßen befreit – verfügen. Ein neues Bewusstsein für die Ästhetik und Poetologie des Wassers setzte ein, und es erlangte nebstdem Bedeutung als Medium künstlerischer und ästhetiktheoretischer Selbstreflexion. Zu diesen Werken zählen als bekannteste die Landschaftsbilder von William Turner, der auf einem Großteil seiner Gemälde das Wasser thematisierte, aber auch Darstellungen von Wasserwesen, wie jene von Edward Burne-Jones (hier eine Wasserfrau in mythischer Entrückung – oft als Ausdruck männlicher Unterlegenheitsgefühle und Ängste interpretiert).
In der Literatur legen die Erzählungen von E.A. Poe oder die großen See-Romane des 19. Jahrhunderts bis zu den Wasser-Gedichten Bertolt Brechts beredtes Zeugnis ab.89
Die Tradition der mündlichen Mythenüberlieferung existiert jedoch nicht mehr, und Zeichen als Phänomen – Wirklichkeit abstrahierend, Distanz zu ihr schaffend und ihre Deutung zulassend, wenn nicht provozierend – sind in der kollektiven Phantasie kaum mehr gegenwärtig und haben daher die Verbindlichkeit verloren, nichts aber an Faszination.90
Abbildung 19: Edward Burne-Jones, The Depths oft the Sea 91
Und immer behalten die Quellen das Wort.
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
aus: Eduard Mörike, Um Mitternacht, V 13-14
Explicit.
Literatur
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