Название | Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chefarzt Dr. Norden Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975135 |
»Dummerweise habe ich diese Begabung von meiner Mutter geerbt. Sie hat uns verlassen, als ich sechs Jahre alt war, um Karriere zu machen auf den Brettern, die die Welt bedeuten.«
»Oh.« Dési biss sich auf die Unterlippe. »Das tut mir leid.«
»Schon gut.« Joshua winkte ab. »Das konntest du ja nicht wissen.«
Die Insel war klein, und sie hatten das Hotel wieder erreicht. Wie auf Kommando blieben beide ein Stück vom Eingang entfernt stehen.
»Ich finde es jedenfalls toll, dass ich dich getroffen habe.« Es war ein kläglicher Versuch von Dési, ihren Fauxpas wiedergutzumachen.
Glücklicherweise war Joshua nicht nachtragend.
»Echt? Auch wenn ich so schrecklich eingebildet bin?«, fragte er scherzend.
»Das werde ich dir schon noch austreiben«, lachte Dési vergnügt auf. »Zieh dich warm an! Ich habe drei Brüder und bin in Übung.«
Die Botschaft hinter ihren Worten interessierte ihn.
»Heißt das, wir sehen uns wieder?«
Dési dachte kurz nach. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Als sie sich voneinander lösten, sah Joshua sie mit gespielter Empörung an.
»Na, hör mal! Du kannst mich doch nicht einfach so küssen. Ich kenne dich ja kaum«, erklärte er so ernst wie möglich.
»Du stellst dich an wie ein kleiner Junge! Das war ein Kuss und kein Heiratsantrag«, konterte Dési, und gleich darauf hallte das fröhliche Lachen der beiden jungen Leute über die Wiesen bis hinaus zum See.
*
Tief in Gedanken war Matthias in den Aufenthaltsraum zurückgekehrt. Er setzte sich an den Schreibtisch in der Ecke und griff nach dem Telefonhörer.
»Tut mir leid, wenn ich störe«, entschuldigte er sich, als Dr. Norden nach dem ersten Klingeln an den Apparat ging. »Aber ich hatte solche Sehnsucht nach dir.«
Ganz im Gegensatz zu meiner Frau!, ging es Daniel durch den Sinn.
»Schön, das zu hören.« Er unterdrückte ein Seufzen und lehnte sich auf der Couch zurück. »Allerdings fürchte ich, dass das nur die halbe Wahrheit bist.«
»Du hast mich durchschaut.« Matthias wickelte die Telefonschnur um den Finger. »Stell dir vor, Jutta Dehmel wurde vor etwa einer Stunde eingeliefert. Ich machte mir ernsthafte Sorgen um sie.«
Diese Nachricht überraschte Daniel.
»Wir haben doch vor dem Essen über sie gesprochen. Was fehlt ihr?«
»Sie leidet unter Tachykardien und anhaltendem Bluthochdruck.«
Daniel richtete sich auf.
»Wie schätzt du ihren Gesamtzustand ein?«
»Auf jeden Fall schlechter als vor einem Jahr nach dem Apoplex. Damals waren wir optimistisch, dass sie wieder laufen wird und ohne größere Einschränkungen leben kann. Das hat sich leider nicht bestätigt«, berichtete er. »Ich habe mich vorhin mit ihrem Mann unterhalten. Seit einem Jahr bemüht er sich offenbar um seine Frau, versucht, sie anzutreiben. Vergeblich. Jetzt ist er mit seiner Kraft am Ende und denkt an Trennung.«
»Und Jutta?«
»Noch weiß sie nichts davon. Es ist die Frage, wie sie diese Neuigkeit in ihrem Zustand verkraften wird.«
»Das könnte aber auch daran liegen, dass sie einen recht ungepflegten Eindruck macht.«
»Das klingt nach einer ausgewachsenen Depression«, stellte Daniel fest.
»Dazu passt, dass sie offenbar trinkt.«
Diese Neuigkeiten waren tatsächlich ein Grund zur Sorge.
»Alkohol und Depressionen sind ein fatales Tandem. Was hast du jetzt vor?«
»Das wollte ich gerade dich fragen.«
»Denkst du, es hilft, wenn ich mit ihr rede?«
Matthias Weigand wiegte den Kopf.
»Einen Versuch ist es zumindest wert.«
In diesem Moment gab es keinen Grund mehr zu zögern.
»Gut, dann komme ich«, erklärte Daniel und stand auf. Den Hörer am Ohr, brachte er die leere Bierflasche in die Küche.
»Jetzt noch?« Matthias sah auf die Uhr. »Es ist nach neun.«
»Ich habe heute nichts mehr vor und werde auch nicht vermisst. Da kann ich auch genauso gut wieder in die Klinik kommen.«
Matthias zuckte mit den Schultern und wickelte das Telefonkabel vom Finger ab.
»Wie du willst. Ich freue mich jedenfalls, dich wiederzusehen.«
Wenigstens einer!, ging es Daniel durch den Sinn. Doch er hütete sich davor, diesen Satz laut auszusprechen. Er wusste selbst, dass er maßlos übertrieb. Doch gegen Gefühle anzukämpfen, war eine der schwierigsten Übungen und die Arbeit eine willkommene Ablenkung.
*
»Wo brennt es denn, Frau Dehmel?«, erkundigte sich Schwester Elena betont fröhlich, als sie das Zimmer der Patientin betrat und das Signal löschte, das draußen aufgeleuchtet hatte.
»Ich muss ins Bad«, verlangte Jutta.
Elena blieb an der Tür stehen. Matthias Weigand hatte ihr die Anweisung gegeben, der Patientin nur so viel wie unbedingt nötig zu helfen. Elektroden und Tropf waren inzwischen entfernt, sodass Jutta ihre volle Bewegungsfreiheit zurückbekommen hatte. Demonstrativ verschränkte Elena die Arme vor dem Oberkörper.
»Und warum gehen Sie dann nicht?«
Jutta schnaubte empört.
»Arbeiten auf dieser Station nur Spaßvögel?« Ihre Stimme war schrill. »Sie sehen doch, dass ich gelähmt bin.« Wie zum Beweis schlug sie die Decke zurück. »Können Sie mir mal verraten, wie ich mit diesem Bein auf die Toilette kommen soll?«
»Nun, es gibt Menschen, die viel schlechter dran sind als Sie, aber trotzdem viel mehr können.«
»Was wollen Sie mir damit sagen?« Juttas Augen waren schmal vor Argwohn.
»Dass es Ihnen am Willen mangelt. Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Ohne Willen keine Energie. Ohne Energie kein Training.«
»Sie finden sich wohl sehr schlau. Ich habe Sie gerufen, damit Sie mir helfen. Und nicht, damit Sie mir Vorträge halten.«
Doch Schwester Elena war weiter denn je davon entfernt, auch nur einen Millimeter auf die Patientin zuzugehen. Sie zuckte nur mit den Schultern und schwieg.
Allmählich wurde Jutta wütend.
»Wenn Sie das Bett nicht frisch beziehen wollen, sollten Sie mir jetzt helfen.«
»Tut mir leid!« Elena schüttelte den Kopf und machte Anstalten zu gehen, als Jutta die Beine doch noch aus dem Bett schwang. Sie zog den Rollstuhl zu sich heran und hievte sich mit einer gekonnten Bewegung auf die Sitzfläche.
»Na bitte. Geht doch.« Diesen Kommentar konnte sich Schwester Elena nicht verkneifen.
Während Jutta beleidigt ins Bad rollte, verließ sie das Zimmer in der Hoffnung, den Lebenswillen der störrischen Patientin wenigstens ein bisschen geweckt zu haben.
*
»Was ist mit Ihnen, Felicitas?«, erkundigte sich Adrian Wiesenstein sichtlich besorgt. Er hatte sich auf ein entspanntes Abendessen mit einer schönen Frau und angeregten Gesprächen gefreut. Stattdessen war seine Begleiterin während des Abendessens einsilbig und in sich gekehrt. »Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
Wie ertappt zuckte Fee zusammen.
»Alles in Ordnung«, versicherte sie