Название | Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chefarzt Dr. Norden Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975135 |
*
Als Judica mit Bastian in die Notaufnahme zurückkehrte, war Jutta schon auf ein Zimmer verlegt worden. Trotz der vielen Arbeit nahm sich eine Schwester die Zeit, Schwester und Ehemann auf die Station zu bringen.
»Ich sage Frau Dehmel kurz Bescheid, dass Sie hier sind«, erklärte sie und verschwand im Zimmer. Kurz darauf kehrte sie mit betretener Miene zurück.
»Sie können hinein gehen«, sagte sie zu Judica. Doch für Bastian hatte sie eine andere Botschaft. »Tut mir leid, aber Ihre Frau will Sie nicht sehen.«
»Wie bitte? Warum denn?«, fragte Bastian überrascht.
»Das hat sie mir nicht gesagt. Aber glauben Sie mir: Es ist besser, wenn sie jetzt viel Ruhe hat.«
Im ersten Moment sah Bastian so aus, als wollte er widersprechen. Doch dann besann er sich eines Besseren.
»Also gut.« Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern machte er sich auf den Rückweg in sein Zimmer.
Erschüttert sah Judica ihm nach.
»Bastian!«
Doch er drehte sich nicht mehr um. Wie betäubt wanderte er durch die Klinikflure. Er erwachte erst aus seiner Trance, als er einen Schlag gegen die Schulter spürte.
»Oh, Verzeihung, es tut mir leid«, entschuldigte sich Matthias Weigand für den Rempler. Wie immer war er in Eile gewesen und wollte gleich weiterlaufen, als er den Ehemann seiner Patientin erkannte. »Herr Dehmel, was machen Sie denn hier?«
»Ich gehe zurück in mein Zimmer«, erwiderte Bastian und sah sich um. »Meine Frau will mich nicht sehen.«
»Sie sind hier völlig falsch. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg«, bot Matthias ohne Zögern an und winkte ihm mit sich.
Bastian wehrte sich nicht. Die Gesellschaft tat ihm gut.
»Wie geht es Jutta?«, fragte er den Arzt.
»Es besteht keine Lebensgefahr. Trotzdem gefällt sie mir ganz und gar nicht. Ich denke, wir werden sie ein paar Tage hier behalten und diverse Untersuchungen machen.«
»Das wird ihr leider auch nicht helfen.«
Matthias schickte dem deprimierten Ehemann einen fragenden Seitenblick.
»Haben Sie schon mal mit ihr geredet?«
»Ein Mal?« Bastian lachte abfällig. »Seit einem Jahr tue ich nichts anderes, als Jutta gut zuzureden. Zuerst habe ich es mit Liebe und Mut versucht. Dann habe ich ihr Vorwürfe gemacht. Schließlich habe ich gar nichts mehr gesagt, bis ich es nicht mehr ertragen habe. Ich habe ihr gedroht, und der Streit ist eskaliert. Das hat mich so aufgeregt, dass ich an einem Baum gelandet bin.«
Dr. Weigand ahnte, dass die Geschichte hier nicht zu Ende war.
»Und welche Rolle spielt Sophie Petzold in diesem Spiel?« Sie waren an Bastians Krankenzimmer angekommen. Bastian öffnete die Tür und bedeutete dem Arzt, ihm zu folgen.
»Sophie …«, wiederholte er versonnen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Sie war meine erste Liebe. Wir haben uns zufällig hier wiedergetroffen.« Erschöpft ließ er sich aufs Bett fallen. »Sie ist ein Lichtblick in all dem Durcheinander. Sie gibt mir die Kraft, endlich das zu tun, was ich schon längst hätte tun sollen.«
Matthias Weigand stand vor dem Bett und blickte auf den Patienten hinab.
»Und das wäre?«
»Ich muss Jutta verlassen. Um sie zu retten.« Wie um sich selbst Mut zu machen, nickte Bastian. »Und um mich zu retten. Wenn sie sich zerstören will, dann muss sie das tun. Aber ich habe auch nur ein Leben.«
Dr. Weigand hatte keine Ahnung, was er darauf sagen sollte. Eine Trennung zu diesem Zeitpunkt konnte eine Befreiung für seine Patientin sein. Oder den endgültigen Absturz bedeuten. So zog der Arzt es vor, sich mit Ratschlägen und Ermahnungen zurückzuhalten. Gleichzeitig nahm er sich vor, so schnell wie möglich mit seinem Freund und Kollegen Dr. Norden über diesen schwierigen Fall zu sprechen. Sein Vertrauen in den Chef war grenzenlos.
»Wenn einer Rat weiß, dann ist es Daniel«, murmelte er, als er wieder unterwegs in seine Abteilung war.
*
»Hey, schau mal, da drüben ist ein Kinderspielplatz!«, rief Joshua und stürzte sich begeistert auf die Schaukel.
Dési lachte und folgte ihm.
»Wetten, dass ich weiter springen kann als du!«, rief sie ihm zu und nahm Schwung.
»Es reicht, dass du mich schon im Tauchen besiegt hast«, erwiderte Joshua und hielt seinen Hut fest, damit er nicht davonflog. Seine Stimme hallte durch die Nacht. »Diesmal gewinne ich.«
»Um was wollen wir wetten?«
»Wenn ich gewinne, bekomme ich einen Kuss.«
»Vergiss es! Ich kenne dich ja kaum«, lehnte Dési entrüstet ab. Um Schwung zu holen, beugte sie sich weit nach hinten.
Joshua lachte sie aus.
»Hey, kleines Mädchen, das war kein Heiratsantrag. Es geht um einen Kuss, nicht um dein Leben.«
Am höchsten Punkt stieß Dési sich ab. Joshua folgte ihr. Beide landeten sicher im weichen Sand.
»Ich habe gewonnen.« Dési drehte sich zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. »Und nur, weil ich dich nicht küssen will, bin ich noch lange kein kleines Mädchen. Schon mal drüber nachgedacht, dass du nicht so toll bist, wie du denkst?«
Joshua stand mit offenem Mund vor ihr. Um Zeit zu gewinnen, angelte er seinen Hut aus dem Sand und klopfte ihn aus.
»Jetzt hast du es mir aber gegeben.« Er meinte es ernst. »Du gibt mir einfach das Gefühl, dass ich toll bin. Das denke ich sonst nicht. Ganz im Gegenteil.« Er setzte den Hut auf, drehte sich um und ging.
Désirée erschrak.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen«, rief sie ihm nach und beeilte sich, ihm zu folgen.
»Schon gut«, winkte er ab.
»Jetzt bleib doch mal stehen, kleiner Junge!«, verlangte sie energisch.
Joshua lachte traurig, tat ihr aber den Gefallen. Als sie vor ihm stand, kratzte er verlegen mit der Schuhspitze im Kies.
»Warum hast du das gerade gesagt? Dass du nicht denkst, dass du toll bist?«
Joshua zuckte mit den Schultern.
»Weil es so ist. Der tolle Hecht im Teich ist mein Vater. Ich werde nie so sein wie er.« Langsam ging er weiter.
Dési schlenderte neben ihm her.
»Hat er das gesagt?«
Joshua schüttelte den Kopf.
»Das würde er nie tun. Aber ich weiß, dass ich eine einzige Enttäuschung für Papa bin. In der Schule schreibe ich schlechte Noten und statt zu lernen spiele ich lieber Theater.« Er blieb stehen, schob den Hut schief auf den Kopf und wandte sich Dési zu. Mit seiner Miene veränderte sich seine Stimme, als er zitierte: »Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang, sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub, Liebe, mir: Es war die Nachtigall.«
Ein Kreischen und erbostes Schnattern, gefolgt von ärgerlichem Flügelschlagen störte seine Darbietung. Bei aller Bewunderung musste Dési kichern.
»Das war keine Nachtigall. Das war eine Ente.«
Joshua seufzte und rückte den Hut wieder gerade.
»Siehst du! Du nimmst mich auch nicht ernst.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wandte sich ab.
»Komm