Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Читать онлайн.
Название Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Chefarzt Dr. Norden Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975135



Скачать книгу

Enttäuschung in seinen Augen war nicht zu übersehen. »Und noch dazu ein Kollege. Wie hat er es geschafft, Sie zu halten?«

      »Indem ich selbst in meinen Beruf als Ärztin zurückgekehrt bin und nun als Chefin der Pädiatrie an der Behnisch-Klinik arbeite.«

      »Wie bitte?« Abrupt blieb Adrian stehen.

      Seine Begleiterin ging ein paar Schritte weiter, ehe sie sich zu ihm umdrehte.

      »Was ist?« Verwundert legte Fee den Kopf schief. »Stimmt was nicht?«

      »Sagten Sie gerade Behnisch-Klinik? Dort habe ich mich als Chirurg beworben und heute Nachmittag die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen.«

      »Ist das Ihr Ernst?« Felicitas konnte es kaum glauben.

      »Ein gewisser Herr Fuchs hat mich angerufen.«

      »Es ist Ihr Ernst«, stellte sie trocken fest. »Das ist unser Verwaltungsdirektor.«

      Kopfschüttelnd setzte Adrian Wiesenstein seinen Weg fort.

      »Sachen gibt es, die gibt es gar nicht.« Sie waren zum Ausgangspunkt ihres kleinen Spaziergangs zurückgekehrt und standen wieder vor dem Hotel.

      »Das muss ich sofort meinem Mann erzählen«, beschloss Felicitas, als sie die Lobby im Landhausstil betrat.

      »Warum begleitet er Sie nicht an diesen romantischen Ort?«, erkundigte sich Adrian, ehe sich ihre Wege fürs Erste trennten.

      »Die Pflicht, was sonst?«, erwiderte Fee so unbeschwert, dass es ihm einen Stich versetzte.

      »Ihr Mann kann sich glücklich schätzen, so eine Partnerin an seiner Seite zu haben.« Sein Blick machte sie verlegen.

      »Ich werde es ihm ausrichten.« Felicitas zwinkerte Adrian zu, ehe sie sich auf den Weg in ihr Zimmer machen wollte. Weit kam sie allerdings nicht.

      Der Herr an der Rezeption hielt sie auf.

      »Frau Dr. Norden, Sie haben mehrere Anrufe erhalten.« Er reichte ihr ein Blatt Papier, auf dem der Name des Anrufers und die Uhrzeiten notiert waren.

      »Daniel«, wunderte sich Felicitas, als sie es auf dem Weg nach oben auseinanderfaltete. »Warum ruft er mich denn nicht auf dem Handy an? Hoffentlich ist nichts passiert.« Sie zog das Mobiltelefon aus der Tasche und erschrak. Der Akku war leer.

      *

      »Hypertensive Krise, Blutdruck bei 190 zu 115. Die Patientin klagt über Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Extremitäten.« Während sie neben der Liege herlief, zählte die Rettungsärztin die Beschwerden von Jutta Dehmel auf.

      »Bringen Sie sie in den Schockraum«, wies Dr. Weigand die Sanitäter an, ehe er sich an eine Schwester wandte. »Sagen Sie Elena Bescheid. Ich brauche sie hier. Und bereiten Sie ein EKG vor.«

      Judica, die den Krankentransport begleitet hatte, blieb an der Seite ihrer Schwester.

      »Was passiert denn jetzt, Herr Doktor?«, rief sie Matthias nach.

      Er zögerte kurz und kehrte dann zu ihr zurück.

      »Wir kennen uns, nicht wahr?«

      Judica lächelte matt.

      »Jutta war im vergangenen Jahr schon einmal hier.«

      »Der Schlaganfall, ich weiß. Wenn ich mich nicht irre, hatte Juttas Mann heute einen Unfall.«

      »Das ist richtig. Wenn etwas passiert, dann gleich richtig.«

      »Murphys Gesetz«, bemerkte Matthias trocken. »Was schief gehen kann, wird schief gehen.«

      Judica lächelte matt.

      »Zum Glück ist Bastian nicht viel passiert.«

      »Hat sich Ihre Schwester darüber so aufgeregt?«

      »Jutta geht es schon länger nicht mehr gut. Genau genommen seit dem Schlaganfall«, gestand sie leise und wagte es kaum, dem Arzt ins Gesicht zu sehen. »Ehrlich gesagt bin ich froh, dass sie jetzt hier ist. Lange wäre es nicht mehr gut gegangen.«

      Matthias war dankbar für diese Informationen. Er legte Judica kurz die Hand auf die Schulter.

      »Ich gehe jetzt und sehe sie mir einmal an. Dort drüben ist ein Aufenthaltsraum für Angehörige. Wenn Sie so lange warten wollen?«

      Doch Judica schüttelte den Kopf.

      »Ich muss Bastian sagen, was passiert ist.«

      »Gut. Wir sehen uns später.« Damit verabschiedete sich Matthias. Höchste Zeit, sich um seine Patientin zu kümmern. Er betrat das Zimmer, wo Elena bereit das EKG schrieb. Dr. Lekutat hatte die Erstversorgung übernommen.

      »Keine Anzeichen für einen Herzinfarkt.« Sie reichte Matthias den Ausdruck. Er studierte ihn kurz, ehe er ihn ihr dankend zurückgab und an Juttas Liege trat. Elektroden klebten auf ihrem Oberkörper, ein Infusionsschlauch führte in ihr Handgelenk. Mit geschlossenen Augen lag sie da und ließ die Behandlung über sich ergehen.

      »Frau Dehmel, können Sie mich hören? Sie haben unglaubliches Glück gehabt.« Er sah hinüber zu Elena, die etwas im Krankenblatt notierte. »Blutdruck?«

      »190 zu 110.«

      Nachdenklich stand Mattias Weigand am Bett seiner Patientin.

      »Was soll ich nur mit Ihnen machen? Ihr Blutdruck ist viel zu hoch.« Er beugte sich über sie und wollte nach ihrem rechten Arm greifen. Der Geruch nach Alkohol stieg ihm in die Nase. »Haben Sie getrunken? Machen sie das regelmäßig? Und wie viel?«

      »Ich zähl doch nicht mit«, murmelte Jutta mit geschlossenen Augen.

      »Meine Güte, Frau Dehmel! Sie hatten vor zwölf Monaten einen Schlaganfall. Alkohol ist Gift für Sie. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Risiko eines Schlaganfalls gibt. Bei höherem Konsum kommt es häufiger zu intrazerebralen Blutungen und auch zu Subarachnoidalblutungen.«

      Jutta zog es vor, auf diese Standpauke mit stoischem Schweigen zu reagieren. Am liebsten hätte Matthias Weigand sie geschüttelt, um sie aus ihrer Lethargie zu wecken. Natürlich tat er es nicht. Stattdessen griff er nach ihrer rechten Hand.

      »Drücken Sie bitte fest zu. Fest habe ich gesagt.« Keine Reaktion. »Machen Sie jeden Tag die Übungen, die Sie in der Reha gelernt haben?«

      Bis jetzt hatte sich Christine Lekutat vornehm zurückgehalten. Doch allmählich verlor sie die Geduld.

      »Wenn Sie kein einarmiger Bandit werden wollen, müssen Sie Ihre Hand trainieren. Ist das denn so schwer zu kapieren?«

      Matthias verdrehte die Augen.

      »Ich glaube nicht, dass das die richtige Strategie ist«, raunte er der Kollegin zu.

      »Ihre offenbar auch nicht.« Dr. Lekutat dachte nicht daran, die Stimme zu senken. »Mit Ihnen redet sie doch auch nicht. Oder ist mir da etwas entgangen?«

      Matthias beschloss, sich wieder seiner Patientin zuzuwenden.

      »Wie auch immer, Sie bekommen ein ruhiges Einzelzimmer. Morgen machen wir eine komplette Untersuchung.« Mehr gab es im Augenblick nicht zu sagen.

      Er nickte Elena zu. Sie verstand die stumme Aufforderung und versprach, sich um alles Nötige zu kümmern, sodass Matthias halbwegs beruhig den Behandlungsraum verlassen konnte.

      Zu seinem Leidwesen folgte ihm die Kollegin nach draußen. Mit ihren kurzen Beinen fiel es Dr. Lekutat schwer, ihm zu folgen. Trotzdem heftete sie sich an seine Fersen.

      »Haben Sie übrigens schon gehört, dass der Verwaltungsdirektor einen Chirurgen einstellen will?«, fragte sie schnaufend.

      »Das ist doch prima«, erwiderte er, ohne stehenzubleiben. »Dann werden wir alle ein wenig entlastet.«

      »Aber ausgerechnet ein Chirurg. Muss das sein?«

      Matthias bog in den Aufenthaltsraum