Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben. Lilo Solcher

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Название Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben
Автор произведения Lilo Solcher
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839268186



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      Augsburg: Fuggerei

      Wenn Freunde mich fragen, was sie in Augsburg anschauen sollen, fällt mir die Antwort angesichts der Vielfältigkeit in der Stadt schwer. Eines aber ist klar: auf jeden Fall die Fuggerei. Das muss sein, obwohl die Gebäude nicht mehr original sind. Die Bomben im Zweiten Weltkrieg haben den Großteil dieser ältesten Sozialsiedlung der Welt zerstört. Dass die ummauerte Puppenstubenidylle in Honiggelb mit spitzen Giebeln, einem Kirchlein und gepflasterten Gassen heute noch so funktioniert wie vor fast 500 Jahren, ist das Verdienst der heutigen Fugger. Sie leiteten nach der verheerenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg alsbald den Wiederaufbau der zerstörten Anlage ein – ganz im Sinn des einst spendablen Ahnen.

      1521 hatte Jakob Fugger die Siedlung für Augsburger Bürger gegründet, die in Not abzugleiten drohten. Der reiche Fugger war ein Mann der Renaissance, allerdings war er noch vom späten Mittelalter geprägt. Und Mildtätigkeit galt den Mächtigen jener Zeit als Verpflichtung. Eine Verpflichtung, der sich die Familie Fugger noch heute unterwirft. Die 67 Häuser der Anlage sind zum großen Teil auf dem modernsten Stand. Den 150 Bewohnern soll es an nichts fehlen. Nach wie vor zahlen sie gerade mal 88 Cent Jahresmiete, den Gegenwert eines rheinischen Guldens. Allerdings kommen heute monatlich 65 Euro Nebenkosten dazu.

      Trotzdem: Für die Bewohner ist diese Stadt in der Stadt, die auf die Besucher wirkt, als sei sie aus der Zeit gefallen, ein kleines Paradies. Und sie haben sich es schön gemacht. Blumen stehen in den Fenstern, die Vorhänge sind blütenweiß, die Türen frisch gestrichen, und die Menschen lächeln freundlich. Nur, wenn der Besucherandrang gar zu groß ist, dann verschanzen sie sich in ihren Häuschen und spähen fast verstohlen hinaus auf die kleinen Gassen, wo die Touristen um die Wette fotografieren.

      Die Besucher können im Museum die Geschichte der Fuggerei nachvollziehen und sich im Bunker über das Ausmaß der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg informieren.

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      Fuggerei

      Haupteingang neben der Fuggerei-Stube

      Jakoberstraße 26

      86152 Augsburg

      0821 3198810

       www.fugger.de

      Augsburg: Spaziergang durch das Lechviertel

      Im Lechviertel wirkt Augsburg fast wie Klein-Venedig – mit vielen Kanälen, die diesen Stadtteil durchziehen, und unzähligen kleinen Brücken. Bemerkenswert sind die Namen dieser sich immer wieder verzweigenden Wasserwege wie der Findelhauskanal, der Hanreibach, der Siebenbrunnenbach oder der Schäfflerbach. Dann wären da noch der Sparrenlech, der Vordere Lech, der Hintere und der Mittlere Lech, das Ölbächlein und der Sägmühlbach sowie einige mehr. Sie alle waren wichtig für die industrielle Entwicklung Augsburgs und sorgen heute dafür, dass das Lechviertel, einst Zentrum des Handwerks und Arme-Leute-Gegend, einer der attraktivsten und lebenswertesten Stadtbezirke ist.

      Aufgedeckt wurden die Kanäle erst in den 1980er-Jahren bei der umfassenden Sanierung des alten Quartiers. Seither hat sich viel getan: Viele Häuser wurden saniert, die Fassaden herausgeputzt. Neben den noch verbliebenen Handwerksbetrieben wie der Alten Silberschmiede, die daran erinnert, dass Augsburger Silber- und Goldschmiede einmal zu den besten ihrer Zunft gehörten, oder der Gerberei Aigner, die auf eine über 150-jährige Tradition zurückblickt, haben sich kleine Läden, Wirtshäuser und Kneipen angesiedelt. In den mittelalterlichen Gassen bekommt man noch Dinge, die es in den großen Filialen der Augsburger Innenstadt nicht mehr gibt: Handgefertigtes, Individuelles, Altes oder Exotisches, Edles und Kurioses.

      Auch wer Lust auf Kunst hat, wird in diesem Teil der Stadt fündig. Im rekonstruierten Holbeinhaus – in dem im Krieg zerstörten Gebäude lebte und arbeitete einst der Maler Hans Holbein der Ältere, der Jüngere wurde hier geboren – sind die Ausstellungsräume des Augsburger Kunstvereins untergebracht. Auf dem kleinen Platz gegenüber lädt ein Brünnlein zum Verweilen ein.

      Das Geburtshaus von Augsburgs berühmtestem Sohn Bertolt Brecht auf dem Rain 7 ist heute ein Museum.

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      Das Lechviertel ist Teil der Augsburger Altstadt und befindet sich unterhalb der Maximilian- und der Karolinenstraße

      86152 Augsburg

      Brechthaus

      Auf dem Rain 7

      86152 Augsburg

      0821 3240

       www.brechthaus-augsburg.de

      Augsburg: Schaezlerpalais

      Die Anekdote, dass die 14-jährige Marie Antoinette in dem wunderschönen Rokokosaal ihre Schuhe durchgetanzt haben soll, gefällt mir besonders gut. Musste die Tochter Maria Theresias doch später als Gattin Ludwigs XVI. von Frankreich ihr Leben unter der Guillotine beenden. Von diesem Schicksal ahnte das junge Mädchen glücklicherweise nichts, als es auf dem Weg nach Versailles in Augsburg Station machte und am 28. April 1770 im Schaezlerpalais Ehrengast bei der glanzvollen Eröffnung des Festsaals war.

      Das architektonische Prachtstück gönnte sich der Bankier Benedikt Adam Freiherr von Liebert, Edler von Liebenhofen. Er hatte anstelle des geschichtsträchtigen Patrizierhauses aus dem Spätmittelalter, in dem Kaiser Maximilian I. abstieg und Philippine Welser geboren wurde, ein Rokoko-Palais errichten lassen. Das Herz des Baus war der zweistöckige Festsaal, dessen Deckengemälde dem alles verbindenden Welthandel huldigt – und damit die aktuelle Globalisierung glatt vorwegnimmt.

      Bis 1958, als Wolfgang Freiherr von Schaezler es der Stadt schenkte – mit der Auflage, es ausschließlich für kulturelle Zwecke zu nutzen –, befand sich das Gebäude im Familienbesitz. Heute beherbergt das aufwendig restaurierte Palais die Deutsche Barockgalerie, die Grafische Sammlung und die Gemäldesammlung des wegen seiner Nazi-Verstrickungen umstrittenen Kunsthändlers Karl Haberstock mit Bildern von Tiepolo, Veronese und van Dyck.

      Vom Schaezlerpalais kommt man in die Katharinenkirche, wo seit 1835 die älteste Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen untergebracht ist – mit Werken der Augsburger und der schwäbischen Schule aus der Zeit des Spätmittelalters und der Frührenaissance. Hier kann man auch Dürers Porträt von Jakob Fugger dem Reichen bewundern und Bilder von Hans Holbein dem Älteren.

      Der heute wieder im Rokokostil gestaltete Garten des Palais bildet mit dem Gebäude eine Einheit und ist für jedermann zugänglich.

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      Schaezlerpalais

      Maximilianstraße 46

      86150 Augsburg

      0821 3244102

       www.schaezlerpalais-augsburg.de