Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben. Lilo Solcher

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Название Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben
Автор произведения Lilo Solcher
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839268186



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mit »Augsburger Friedensgrüßen« in den Himmel steigen lassen.

      Der Augustusbrunnen ist eines der 22 Denkmäler des UNESCO Welterbes Wassermanagement – und sicher eines der schönsten.

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      Rathausplatz

      86150 Augsburg

      Touristinformation Augsburg

      Rathausplatz 1

      86150 Augsburg

      0821 502070

       www.augsburg-tourismus.de

      Augsburg: Maximilianstraße

      Ich träume von einer autofreien Maximilianstraße, von einem richtigen Boulevard, breit und großzügig, vielleicht mit Bäumen in der Mitte, mit Cafés und Bistros, dafür ohne parkende Wagen. Die verstellen nur die Sicht auf die sprudelnden Brunnen und die beiden Ulrichskirchen im Süden. Augsburgs Kaisermeile gehört sicher zu den schönsten Straßenzügen Europas. Hier kann man durch ein Bilderbuch der Architekturgeschichte spazieren, kann Bauten aus der Gotik bewundern, aus dem Rokoko und der Renaissance, aber auch aus der Neoklassik und der Nachkriegszeit.

      Was man nicht sehen, jedoch fühlen kann, ist, dass die Ursprünge dieser Avenue noch weiter in die Geschichte zurückreichen. Auf einem kurzen Teilstück verlief die Via Claudia Augusta. Die Handelsstraße der Römer verband einst »Augusta Vindelicorum«, so der lateinische Name unserer Stadt, mit Oberitalien. Gut 1.500 Jahre später war die römische Niederlassung zwischen Lech und Wertach zur mächtigsten Finanzme­tropole Europas aufgestiegen. Die reichen Patrizierfamilien siedelten sich an den Plätzen rund um Herkules- und Merkurbrunnen an, in den repräsentativen Wohngegenden. Bei Fuggers ging im 16. Jahrhundert die Prominenz ein und aus. Kaiser Maximilian I., Namenspatron der Straße, war ebenso zu Gast wie Karl V. oder Tizian und Dürer.

      Ich weiß nicht, wie die Fuggerhäuser damals ausgesehen haben oder das Hotel Maximilian’s (früher Palasthotel Drei Mohren) – beide wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Doch die geometrisch gegliederten Fassaden in Braun- und Grautönen passen sich gut ins Straßenbild ein. Dem Betrachter verborgen bleiben die schönen Innenhöfe der Stadtpaläste. Wer allerdings beim Bummeln die Augen offen hält, kann an den Außenfassaden viele reizvolle Details entdecken und sich hineindenken in eine Zeit, als diese Straße das Zentrum der europäischen Finanzpolitik war.

      Heute ist die Maximilianstraße auch Augsburgs Partymeile. Vor allem rund um den Herkulesbrunnen tobt des Nachts der Bär.

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      Herkulesbrunnen auf der

      Maximilianstraße

      86150 Augsburg

      Augsburg: Moritzkirche

      Das muss man sich erst mal trauen: eine rund 1.000 Jahre alte Kirche zum Weißraum machen. Der britische Architekt John Pawson hat sich getraut. Seit seiner Umgestaltung erstrahlt die Moritzkirche, die mitten in der Stadt unter anderem der »Cityseelsorge« dient, in makellosem Weiß. Es ist diese Reinheit, die auf den ersten Blick verblüfft. Auf den zweiten fallen die dünn geschnittenen Onyxscheiben der Fenster ins Auge. Sie orchestrieren eine Art Lichtdom, in dem die Skulptur Christus Salvator von Georg Petel im Altarraum eine eigene Dynamik entwickelt.

      Pawsons radikaler Minimalismus erzwingt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Der Architekt hat den vielfach veränderten und im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstörten Sakralbau durch die Reduzierung der Materialien auf Holz und Stein sowie die subtile Lichtregie zu einem leuchtenden Beispiel zeitgenössischer Kirchenarchitektur gemacht – und die Augsburger sind begeistert. Besucher loben die »himmlische weiße Stille«, die »schöne Klarheit des Kirchenraums«.

      Die Ursprünge des Gotteshauses gehen auf das Jahr 1019 zurück, als Bischof Brun, ein Bruder Kaiser Heinrichs II., sie für das von ihm begründete Kollegiatstift erbauen und dem heiligen Mauritius sowie seinen Gefährten weihen ließ. Es folgten Zerstörungen, Auf- und Umbauten, auch die Fugger waren als Stiftsherren beteiligt und sorgten für eine umfassende Barockisierung. Nach dem Krieg standen nur mehr die Außenmauern und der Turm. Dominikus Böhm hielt sich beim eher puristischen Wiederaufbau an den dreischiffigen romanischen Kern, aber im Lauf der Jahre verlor das Gebäude durch Änderungen und Hinzufügungen seinen Charakter. 2007 hatte die Künstlerin Juliane Stiegele den Kirchenraum schließlich für eine Kunstinstallation teilweise entrümpelt – und dann kam John Pawson.

      Einen Cappuccino trinken und dabei Gespräche über Gott und die Welt führen kann man im Café Moritzpunkt neben der Moritzkirche.

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      Moritzkirche

      Moritzplatz 5

      86150 Augsburg

      0821 2592530

       www.moritzkirche.de

      Café Moritzpunkt – Cityseelsorge Augsburg

      Maximilianstraße 28

      86150 Augsburg

      0821 2592533

      Augsburg: Römisches Museum im Zeughaus

      Augsburg ist eine der ältesten deutschen Städte – dank der Römer. Noch heute kommen bei Grabungen Funde aus ihrer Herrschaftszeit zutage. Die Schätze aus der Ära des Römischen Reiches – Meilensteine, Grabsteine, Stelen, oft tonnenschwer – hatten die Statik der Dominikanerkirche, wo das Römische Museum bis 2012 beheimatet war, ins Wanken gebracht. Die Kirche musste saniert werden, und die antiken Funde haben einstweil ein neues Zuhause gefunden – im Zeughaus mitten in der Stadt.

      Römerlager – das römische Augsburg in Kisten heißt die ungewöhnliche Präsentation in der Toskanischen Säulenhalle, die mit einem unerwarteten Exponat überrascht: Im Zentrum des hellen Raums liegt eine Schiffslände, rekonstruiert mit 1.800 Jahre alten Balken, die am Lechufer gefunden wurden. Sie erinnert daran, dass Augsburg einst einen Flusshafen besaß und der Handelsweg auf dem Wasser ebenso bedeutend war wie der zu Land über die berühmte Via Claudia Augusta. Am Lechhafen legten Flachbodenschiffe an, die nicht nur Lebensmittel in die Stadt brachten, sondern auch Handelswaren und die Jurakalksteine. Sie fanden für den Bau von Statuen und Denkmälern Verwendung und sind heute im Museum in weißen Holzkisten zu bewundern, gerade so, als wären sie wieder zum Transport bereit.

      In sieben Abteilungen können sich Besucher bei einem interaktiven Rundgang durch die Interimsausstellung über Militär, Handel und Zivilleben im römischen Augsburg informieren, einen Goldschatz und Edelsteingemmen bestaunen und sich angesichts von Koch- und Tafelgeschirr in den antiken Alltag hineinversetzen. Natürlich fehlt auch der berühmte bronzene Pferdekopf nicht, der wohl Teil der Reiterstatue einer Quadriga war. Die ganze Ausstellung ist eine clever inszenierte Präsentation, die Augsburg noch einige Jahre erhalten bleiben wird.

      Noch mehr Römerfunde gibt es an der Römermauer vor dem Dom.