Urban Fantasy: going intersectional. Группа авторов

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Название Urban Fantasy: going intersectional
Автор произведения Группа авторов
Жанр Ужасы и Мистика
Серия
Издательство Ужасы и Мистика
Год выпуска 0
isbn 9783947720644



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Körperwärme betäubte mich, und ich war froh, dass ich davon nicht hungrig wurde. Stattdessen spürte ich dieselben Schmetterlinge in meinem Bauch wie immer, wenn wir einander so nah waren. »Wirst du mich jemals lieben?«, flüsterte ich.

      »W-was?« Kev wollte von mir abrücken, aber ich klammerte mich an ihm fest, weil ich Angst davor hatte, ihm jetzt noch in die Augen zu sehen. »Lieben? Ähm, sorry«, sagte er vorsichtig. »Aber ich hab wirklich kein romantisches Interesse an dir.«

      Widerstrebend löste ich mich von ihm. »Ist es, weil ich ein Zombie bin?«, fragte ich ernst.

      Er schnaubte. »Nein, weil du ein Veganer bist. Ich könnte nie einen Veganer daten!«

      Meine Augen weiteten sich. Hatte er sich gerade vor mir geoutet?

      Kev stockte, als wäre ihm das auch aufgefallen. »… oder einen Mann«, fügte er halbherzig hinzu. Zu spät.

      Ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen uns. Peinliche Stille.

      Ich räusperte mich. »Damit stellen sich drei Fragen. Wie ist das passiert«, zählte ich auf, »wie kann ich wieder normal werden, und wie kann ich bis dahin dafür sorgen, dass ich vegan bleibe?«

      »Wirklich?«, brummte Kev.

      »Veganes Fleisch schmeckt furchtbar …«

      »Und du musstest erst sterben, damit dir das auffällt?«

      »… aber ich werde auf keinen Fall noch mal so was essen!«

      Kev verschränkte die Arme. »Mit Hirnen tötest du kein Tier, weißt du. Das ist’n Abfallprodukt. Das Schwein wäre sowieso –«

      »Nie wieder!«, unterbrach ich ihn.

      Mein Mitbewohner kratzte sich am Kopf. »Was die erste Frage betrifft – bist du in letzter Zeit von jemandem gebissen worden?«

      Ich erstarrte. Und dachte an meinen One-Night-Stand, der … »Oh Mann.« Die Bissspuren sahen inzwischen ähnlich schlimm wie mein Knie aus. »Ich hatte Sex mit einem Zombie.« Man konnte wirklich niemandem aus dem Internet über den Weg trauen!

      Kevs linkes Augenlid zuckte. »Okay. Dann wäre das … schon mal geklärt, schätze ich.« Er dachte kurz nach. »Kennst du 3D-Drucker? Vor ein paar Jahren haben sie damit eine künstliche Niere gemacht. Vielleicht geht das ja auch mit Hirn. Wäre ja irgendwie vegan, oder?«

      »Und warum in aller Welt sollte jemand ein Hirn drucken? Das kann man schließlich niemandem mehr einsetzen.«

      »Warum nicht?«, fragte er verwundert.

      »Weil derjenige, der ein neues Hirn braucht, schon tot ist.«

      Er stutzte. »Oh.«

      Ich rief bei meinem Hausarzt an, woraufhin mir die Nummer eines Psychiaters durchgegeben wurde. Als ich diesem mein Problem schilderte, wollte er sofort einen Termin mit mir ausmachen, aber auf einmal bekam ich ein komisches Gefühl bei der Sache und legte auf.

      Die nächsten Tage über war ich auf Diät, während ich das Internet nach einer Wiederbelebungskur für Zombies durchsuchte. Ich schlug mich ganz gut. Aber alles änderte sich, als ich mit Christina über den Campus schlenderte und einer Gruppe Viertsemester entgegenkam.

      Ich hatte in meiner ersten Woche in der Mensa mit ihnen gegessen. Einer von ihnen hatte mich dafür verurteilt, dass ich mir kein Schnitzel genommen hatte, sondern nur einen Salat, woraufhin ich erklärt hatte, Veganer zu sein. Seitdem erzählten sie überall herum, ich würde bei jeder Gelegenheit herumerzählen, dass ich Veganer war. Dass ich schwul war, machte die Sache auch nicht besser.

      »Was will die Schwuchtel denn schon wieder hier?«, schleuderten sie mir entgegen.

      »Geh Gras fressen!«

      »Wann lässt du dich endlich umoperieren?«

      Was sie sagten, traf mich mitten ins Herz. Gleichzeitig machte es mich unglaublich hungrig.

      »Ron, nicht –«, wollte Christina mich aufhalten, konnte sie aber nicht.

      Ich näherte mich einem von ihnen, bis ich direkt vor ihm stand.

      Er zuckte nicht mit der Wimper. »Willst du mich jetzt küssen oder was?«

      Knapp daneben. Ich öffnete den Mund und biss ihm ins Gesicht.

      Mein Plan war es, ihm seine Wange mit einer scharfen Kopfbewegung aus seiner Visage zu reißen und in einem Stück herunterzuschlucken. Es gab nur eine Sache, die ich vor lauter Fleischeslust vergessen hatte. Ich war zwar ein Zombie, aber ich war nicht besonders stark. Jemand schlug mir mit voller Wucht gegen die Schläfe, und ich ging zu Boden. Benommen wollte ich mich auf den Rücken rollen, als ein Fuß in meine Magengrube krachte, dann noch einer.

      »Aufhören!«, kreischte Christina, und nach zwei, drei gezielten Tritten ließen sie tatsächlich von mir ab und zogen davon, nicht ohne mit wüsten Beleidigungen und Drohungen, dass sie mich anzeigen würden, um sich zu werfen.

      Was mich endgültig aus der Bahn warf, war nicht ihr Verhalten, sondern die Tatsache, dass ich keinen Schmerz spürte.

      Und noch etwas: »Ich werde ins Gefängnis kommen.«

      »Ach was«, winkte Kev am Abend ab. »Christinas Vater ist Anwalt, der boxt dich schon wieder raus.«

      »Ich habe einem Menschen ins Gesicht gebissen!«, rief ich aus. »Ich hab es so was von verdient, in den Knast zu wandern!« Resigniert ließ ich mich neben ihm aufs Sofa fallen. »Ich bin eine Gefahr für die Menschheit«, flüsterte ich. »Wir müssen irgendetwas unternehmen, und zwar schnell.«

      »Ach ja, ich hab wieder etwas Hirn für dich besorgt.«

      »Nicht so etwas!«, knurrte ich. »Etwas, das mich wieder normal werden lässt!«

      »Sorry, aber normal warst du vorher auch nicht.«

      »Das ist doch –«

      »Frostschutzmittel«, sagte er plötzlich.

      Ich blinzelte. »Was?«

      »Ich hab heute im Internet gesucht und eine Anleitung gefunden, wie man Zombies wieder normal bekommt. Du musst Frostschutzmittel trinken.«

      Entgeistert starrte ich ihn an. »Wo in aller Welt hast du das gelesen?«

      »Auf dieser Website, wikiHow. Da gibt es Anleitungen für alles.«

      Das Internet mal wieder. »K-kann man an so was nicht sterben?«

      »Na und? Du bist doch schon tot.«

      Ich konnte kaum glauben, dass wir beide zehn Minuten später gegenüber voneinander im Wohnzimmer standen, ich mit einer Flasche Frostschutzmittel in der Hand. »Ich habe Angst«, gab ich zu. »Was, wenn etwas schiefgeht? Wenn ich … doch noch ganz sterbe?«

      Kev zuckte die Achseln. »Dann mach’s nicht. Du kannst auch als Zombie weiterleben. Müsstest halt nur ab und zu ein Hirn –«

      »Kommt überhaupt nicht infrage!«, unterbrach ich ihn.

      Entgeistert schüttelte er den Kopf. »Du würdest lieber sterben, als kein Veganer mehr zu sein?«

      Unsicher sah ich ihn an. »Ich … weiß nicht …«

      »Ernsthaft?« Auf einmal wirkte er unbeschreiblich wütend. »Ich weiß, dass dich meine Meinung sowieso nicht interessiert, aber …« Er holte tief Luft. »Mir wäre es lieber, du würdest Hirne fressen und dafür leben.«

      Ich biss mir auf die Unterlippe und schmeckte sofort Blut. Mein Tempel von untotem Körper war eingestürzt. »Weil du Veganer so sehr hasst?«

      Seine Schultern sackten herab. »Nein!«, sagte er, ehe er kraftlos wiederholte: »Nein …« Ich wusste nicht, wie mir geschah, als er mein Gesicht in seine Hände nahm und seine Lippen auf meine drückte. Mein Herz setzte mehrere Schläge aus, in denen ich die Flasche fallen ließ, meine Arme um ihn schlang und den Kuss erwiderte. Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet. Wer hätte