Lieblingsplätze Chiemgau. Klaus Bovers

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Название Lieblingsplätze Chiemgau
Автор произведения Klaus Bovers
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839263846



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zwar auch Fischaufzucht und setzt ein, doch »80 Prozent kommen aus dem See selber«, schätzt Georg Ferber. Sein Fang kommt noch am gleichen Tag geräuchert beim Pollfischer auf den Tisch. Die Stammgäste schätzen das, vielleicht auch weil sein kleiner Biergarten etwas abgelegener aber dafür familiär und überhaupt nicht schickimicki ist.

      Nach dem besonderen Fisch das besondere Bier: Im Inselbräu (Haus 28) braut der Inselbraumeister Daniel Hagen nach dem Motto Qualität statt Quantität.

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      Pollfischer Georg Ferber

      Pollfischer Haus 2a

      83256 Frauenchiemsee

      08054 7198

      Inselbräu Frauen­chiemsee GmbH

      Haus 28

      83256 Frauenchiemsee

      08054 902088

       www.inselbraeu-frauenchiemsee.de

      Rimsting: Ayurveda Kochschule Nicky Sabnis

      Am Schrank in der Klosterküche klebt ein Spruch von John Lennon: »Leben ist das, was passiert, während du dabei bist, Pläne zu machen.« Pläne hatte er genug, der Nicky Sabnis, gelernter Ayurvedakoch aus Indien. Gerade war er Vater geworden, die Zukunft sah rosig aus. Doch als er vor 21 Jahren in Deutschland strandete, war weder von den Plänen noch von ihm selbst viel übrig. Schicksalsschläge und Krankheit, er landete ganz unten.

      Im Krankenhaus in München nahm die Sozialarbeiterin Gabi den zierlichen Mann unter ihre Fittiche – und dann kam dieser Ausflug auf die Fraueninsel, wo zufällig per Aushang ein Koch für den Seminarbereich gesucht wurde. Nicky wagte es, das Probekochen ging gut, und seitdem gehört er quasi dazu, zum Kloster auf der Fraueninsel – er darf kochen und ist glücklich.

      Seit über 20 Jahren können die Seminargäste des Klosters wählen zwischen dem bayerischen Klosterwirt und ayurvedischer Küche bei Nicky. Und weil diese rasch einen Ruf bekam, sind seine Kochbücher erfolgreich und seine Ayurveda-Kochkurse weit im Voraus ausgebucht. Zu ihm kommen nicht nur Vegetarier und Indienfans, sondern auch ernährungsbewusste Sportler, neugierige Hausfrauen und Profiköche. Schwester Scholastica, die gestrenge Leiterin des Seminarbereichs, nahm seinerzeit das Probekochen ab und ist heute glücklich über ihre Zusage. Die geräumige Lehrküche im ehemaligen Mädcheninternat des Klosters hat mit Nicky eine neue Bestimmung gefunden.

      »Ich erinnere mich an den Tag noch heute«, sagt Nicky über seinen ersten Inselbesuch mit Gabi, die heute seine Frau ist. »Die Berge, das Schiff, die Insel und das Kloster … ja, und jetzt bin ich da!« Bleiben will er auch, er hat sich sogar auf dem Inselfriedhof einen Platz reservieren lassen. Bis dahin aber werden ihm noch sehr viele für seinen gut gewürzten Kulturaustausch dankbar sein. Namaste, Nicky!

      Zwischen Gstadt und Breitbrunn hat Nicky am Aussichtspunkt über den See seinen Friedensgarten angelegt, einen Ort der Meditation und des Dankes.

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      Nicky Sabnis beim

      Ayurveda-Kochseminar im Kloster

      Anmeldung, auch für Besuch: [email protected]

      Nicky Sitaram Sabnis

      Hochriesstraße 4

      83253 Rimsting

      08051 309551

       www.nicky-sitaram-sabnis.de

      Übersee am Chiemsee: Wirtshaus D’Feldwies

      »Ein echter Schmarrn!« So und ähnlich war die Reaktion auf Wolfgang Gschwendners Vorschlag, eine AG zu gründen. Eine AG, um Geld zu sammeln fürs Betreiben des gerade mit viel Bürgereinsatz grundsanierten Wirtshauses D’Feldwies. Die Gemeinde Übersee hatte es im November 2003 zwar gekauft, aber Bürger und Vereine sollten sich mit freiwilliger Arbeit bei der Rettung des Baudenkmals einbringen.

      Anwalt Gschwendner sorgte für die notwendige Motivation, nur für den späteren Betrieb und die Einrichtung fehlte noch das Kapital. Also wurden Aktien im Wert von 100 Euro aufgelegt. Der Anwalt nutzte seine Kontakte, der Verkauf brummte, und die Pessimisten gaben Ruhe. Heute hat die AG 1.500 Aktionäre in aller Welt, die Dividende wird für alle, die kommen können, als monatliches Aktionärsessen am Sitz der AG ausgeschüttet. Gschwendners Motiv? »Ich bin in Übersee aufgewachsen. D’Feldwies war unser Treffpunkt, als wir jung waren, so was gibt man nicht so einfach auf.« Dass die Gemeinde später von den offiziellen Prüfern gerüffelt wurde – denen war die Aktion zu wenig nach Vorschrift gegangen – dazu meint Gschwendner: »Ohne schnelle Entschlüsse wäre das nie was geworden!«

      Das 450 Jahre alte Dorfwirtshaus ist heute geselliges und kulturelles Zentrum von Übersee. Wer ein echtes bayerisches Bierwirtshaus sucht, ist hier richtig. Unterm Dach übt gerade die Plattlergruppe, im ersten Stock ist eine Kunstausstellung heimischer Maler zu sehen, und im wunderschönen Biergarten unterhalten sich die Leute vom Dorf mit den »Fremden«. Die Küche vom Andy ist bayerisch, aber mit viel Fantasie, Vereine feiern manchmal ihre Feste hier, und in der Stube hängt der alte Stammtisch an der Wand, porträtiert vom Farbenfürsten Exter. Leider nur als gute Kopie. Am nächsten Josephitag, dem 19. März, ist wieder Jahreshauptversammlung der AG. Da kommen die Aktionäre bis aus Namibia und Shanghai.

      Wer am späteren Nachmittag noch Zeit hat, sollte die paar Schritte zum Exterhaus machen.

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      Wirtshaus D’Feldwies

      Greimelstraße 30

      83236 Übersee am Chiemsee

      08642 595715

       www.wirtshaus-feldwies.de

      Übersee am Chiemsee: Exterhaus in Feldwies

      Es gibt Landschaften, von denen gerade Maler magisch angezogen werden, sei das die Provence oder die Heide von Worpswede. Den Chiemgau entdeckten Maler Mitte des 19. Jahrhunderts für sich und damit die Idylle der Fraueninsel. Bald entstand dort eine der ersten bedeutenden Künstlerkolonien in Süddeutschland.

      Heute erinnern Jahresausstellungen von Chiemseemalern unterschiedlicher Qualität von ferne an die große Zeit, die echten Klassiker sieht man nur in Museen. An einem Platz kann man aber noch heute einen Meister von damals im Atelier besuchen. Machen wir also per Zeitreise Visite bei Julius Exter (1863 – 1939) in seinem Anwesen, dem Exterhaus in der Feldwies:

      Der Kiesweg führt nach links Richtung Garten, die Haustür steht halb offen. »Hallo, jemand daheim?« Gleich links fällt der Blick in einen eher bürgerlichen Salon. Eine freundliche Stimme fragt: »Grüß Gott, kann ich helfen?« Das könnte die Hausdame des Künstlers sein, und – jetzt wieder in der Gegenwart – so etwas in der Art ist sie tatsächlich: Der Kuratorin Monika Kretzmer verdanken wir, dass wir der Persönlichkeit eines besonderen Malers nicht nur in den gezeigten Bildern, sondern