Lieblingsplätze Chiemgau. Klaus Bovers

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Название Lieblingsplätze Chiemgau
Автор произведения Klaus Bovers
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839263846



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Zeit stehen geblieben.

      Hier entbehrt man gar nichts mehr, und die verrückte Suche nach fernen Zielen löst sich einfach auf. Sich für einen halben Tag am Krautinsel-Ufer einzunisten, baut mehr Stress ab als eine ganze Woche am Strand der Bahamas oder Seychellen. Wer sich dann noch an der Ostseite niederlässt, hat eine Szenerie vor sich, die fromm machen kann. Praktisch ist der Platz ebenfalls. Wenn gegen Mittag die Getränke ausgehen, sind es bis zu Fritzis Biergarten auf der Fraueninsel gepaddelte fünf Minuten. Besonders Sportliche schwimmen die Distanz.

      Der Bootsverleih in der Feldwieser Bucht bietet für Aktive und Bequeme alles, was schwimmt. Vorbestellung bei Florian Riepertinger: 0174 4147507

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      Krautinsel

      Startpunkt: Bootsverleih Feldwieser Bucht

      Julius-Exter-Promenade 9

      83236 Übersee am Chiemsee

      Mit dem Boot dem Kurs des ersten Dampfschiffs auf dem Chiemsee folgen, das im Juni 1845 die Frauen­insel ansteuerte.

      Frauenchiemsee: Inselmünster auf der Fraueninsel

      Mitten im Dreißigjährigen Krieg, als die Fraueninsel von Flüchtlingen überquoll, stellte im Winter 1627 die Äbtissin Magdalena Haidenbucher im Münster von Frauenwörth eine Weihnachtskrippe auf, deren Figuren heute berühmt sind. Wie das Tagebuch der Äbtissin berichtet, waren die armen Verfolgten voll Andacht und zogen aus der überirdisch scheinenden, frommen Inszenierung viel Hoffnung und Zuspruch. Kein Soldat hatte bis dahin einen Fuß auf die Insel gesetzt – und so blieb es weiterhin.

      Über Jahrhunderte haben die Menschen Trost und Beistand im Inselmünster gesucht und gefunden. Das zeigt, für jeden sichtbar, die tief ausgetretene Schwelle im 900 Jahre alten romanischen Portal. Im Inneren bezeugen das die Votivbilder, die der seligen Irmengard als Helferin in der Not danken. Irmengard wird als die zentrale Figur des Klosters verehrt, schon 150 Jahre nachdem sie im Jahr 857 von ihrem Vater König Ludwig dem Deutschen auf der Insel als Äbtissin eingesetzt wurde.

      Die Benediktinerinnen durften nach der Säkularisation auf der Insel bleiben, aber auch nur, weil sich kein Käufer für das Kloster fand. König Ludwig I. half 1836 bei der Neueinrichtung, allerdings mussten sich die Nonnen ihre Existenz selbst sichern. Sie gründeten das Irmengard-Gymnasium mit Internat für Mädchenerziehung, das bis 1995 Bestand hatte. Heute treffen sich in der Abtei Frauenwörth Sinnsucher aus aller Welt. Das weithin bekannte Seminarzentrum bietet ihnen ein spirituelles und praktisches Angebot von beachtlicher Breite. Auf Frauenwörth sind Moderne und Tradition kein Gegensatz.

      Viele Besucher des Inselmünsters spüren mehr als nur sein ehrwürdiges Alter oder die Bedeutung der sakralen Kunst. Der Ort ist mit einer wohltuend sanften geistigen Spannung aufgeladen, der sich so leicht niemand entziehen kann.

      Eine Kirchenführung durchs Inselmünster ist bestimmt keine Zeitverschwendung. Anmeldung über 08054 9070 oder über [email protected]

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      Das uralte Portal des Inselmünsters

      Abtei Frauenwörth

      83256 Frauenchiemsee

      08054 9070

       www.frauenwoerth.de

      Frauenchiemsee: Inseltöpfer auf der Fraueninsel

      »Wenn Sie uns besuchen, dann stehen Sie gleich mittendrin«, lese ich im hauseigenen bunten Führer. Gemeint ist die Werkstatt der Inseltöpferei Georg Klampfleuthner, denn wenn Hochsaison ist auf der Fraueninsel, kann es dort schon mal eng werden. Doch sie wollen es nicht anders, und auch wenn das Interesse der Gäste hin und wieder von der Arbeit abhält, tragen es die Töpfer mit Gelassenheit. Die Töpfer, das sind vor allem Georg, Christina und Andrea in der Werkstatt und Isolde im Verkauf. Weil beides ineinander übergeht, stehen wir halt mittendrin. Das ist das Besondere beim Inseltöpfer.

      Aber nur auf den ersten Blick, denn das wirklich Besondere sind die traditionellen Farben und Formen der Krüge, Teller, Tassen, Vasen und vor allem der Ofenkacheln. Regale und Gestelle sind voll davon, manches noch halb fertig, aber alles weit weg von dem, was man sonst so kennt.

      Im Jahr 2009 feierte der Inseltöpfer sein 400-jähriges Bestehen, die Klampfleuthners selber kamen 1723 aus der Steiermark auf die Insel. Sie wurden, wie andere Handwerker auch, vom Kloster angeworben, die Abtei wollte durch Selbstversorgung unabhängig sein. Manche Kirchenbänke im Münster haben noch alte Namensschilder wie Gürtler, Schuster oder Hafner, die auf frühere Inselhandwerker hinweisen.

      Für seine Kachelöfen war der Inseltöpfer schon immer berühmt. Die Hohlformen der Kachelmuster sind zum Teil Originale aus dem 17. Jahrhundert, die heute noch benutzt werden. Alles, auch die Bemalung, ist bei den Klampfleuthners vom ersten bis zum letzten Schritt Handarbeit im eigenen Haus. Selbst die Mitbringsel für Touristen, wie der hübsche, handliche Insel-Campanile. Andrea ist starr vor Schreck, als ich frage, ob es den auch als Salzstreuer gibt. Als sie merkt, dass es nur ein Scherz war, meint sie: »Wir machen ja fast alles, aber eben nur fast.«

      Sonstige Mitbringsel, wie man sie kennt? Eher im Klosterladen, einer Fundgrube für Bücher, Karten, Devotionalien, Gregorianik-CDs, Klosterlikör und anderes.

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      Inseltöpferei

      Klampfleuthner

      Haus 4a

      83256 Frauenchiemsee

      08054 1233

       www.inseltoepferei.de

      Frauenchiemsee: Pollfischer rund um die Fraueninsel

      »Ich fahre schon 30 Jahre raus, aber auch jetzt noch mag ich manchmal nur stehen bleiben und schauen«, sagt der gestandene Chiemseefischer Georg Ferber von der Fraueninsel, mit dem Hausnamen Pollfischer. Er meint dieses einmalige Erlebnis von Morgendämmerung und Sonnenaufgang über dem See, wenn das Boot still liegt und eine Stimmung herrscht, die zu allen Jahreszeiten anders, aber immer besonders ist. Ich kann ihn verstehen, auch wenn mir im Oktober morgens um sechs die Kälte durch und durch geht.

      Beim zweiten Netz, mitten auf dem See, schwärmt plötzlich wie aus dem Nichts ein Dutzend Möwen ums Boot, von einer Größe und Lautstärke, die mich verblüfft. »Das sind adriatische Mantelmöwen, die schlucken eine ausgewachsene Renke im Ganzen!«, sagt der Georg und wirft für sie vereinzelte tote Fische zurück ins Wasser. Heute ist letzter Renkentag, danach beginnt die Schonzeit. Während im ersten Netz nur eine einzelne Brachse war, hat er jetzt mehr Glück. Als die Sonne aufgegangen ist, liegen an die hundert Renken auf Eis in den Wannen, und es geht flott zurück zur Insel. Der Fang wandert in die Räucherkammer, und wir gönnen uns den ersten heißen Kaffee des Tages.

      Der Ferber Georg ist einer von sechs Fischern auf der Insel. Seit 1570 sind die Pollfischer bereits dort ansässig, er selber hat beim Vater gelernt. Lieber hätte er zwar woanders