Sukkubus. Tobias Bachmann

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Название Sukkubus
Автор произведения Tobias Bachmann
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783942602631



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legte sie ihr kurzes Röckchen ab und spielte so an sich herum, dass er es sehen konnte.

      Der Eingang zur Hölle, dachte er.

      Dann setzte sie sich abermals auf ihn und die Penetration begann von neuem.

      Doch was ihn anbelangte, so war da keine Lust.

      Es schmerzte mehr, als dass es ihn befriedigte.

      Er konnte nur hoffen, dass sein Glied bald schlappmachen würde. Dass die Wirkung des Cocktails unterschiedlichster Potenzmittel endlich nachließ.

      Ein weiteres Mal kam es ihm. Er konnte nicht sagen, das wievielte Mal.

      Niemals im Leben hätte er gedacht, dass dergleichen möglich war.

      Und weiter ging es: Penetration und Erguss. Penetration und Erguss.

      Es war Folter. Vergewaltigung.

      Und wenig später Mord, als Rufus Laurants Körper kollabierte, die fortwährende Flut künstlich herbeigeführter Erregung nicht mehr verarbeiten konnte.

      Rufus Laurant war tot.

      Und über München ging die Sonne auf.

      Erstes Kapitel

      »Einige Okkultisten glauben, dass die Phantasie des Menschen ein unstoffliches Sperma absondert, wenn sie durch wollüstige und unzüchtige Vorstellungen erregt wird. Aus diesem Sperma würden dann die Incubi und Succubi geboren.«

      Aus: R.e. l. Masters – »Die Teuflische Wollust – Sex und Satanismus«, Lichtenberg, 1968.

      Eins

      Wenn es eines gab, wonach sich Alvin Mauser sehnte, dann war es ein Fall von Ehebruch. Nicht, dass es ihn besonders gereizt hätte, in menschlichen Tragödien zu graben. Doch im Endeffekt versprach ein Ehebruch stets schnelles Geld.

      Ein solcher Fall war rasch gelöst. Der oder die Hintergangene beauftragte ihn mit der Beschattung des jeweiligen Ehepartners. Mauser brauchte nicht mehr zu tun, als ein paar Fotos schießen. Innerhalb einer Woche gab es entweder den Beweis, dass es eine heimliche Affäre gab, oder es hatte sich nichts dergleichen ergeben. Egal, welche Variante vorherrschte, sein Auftraggeber war damit stets zufrieden und Mauser konnte ruhigen Gewissens seine Rechnung mitsamt Spesenquittung überreichen.

      Doch nicht einmal ein harmloser Ehebruch verirrte sich in sein Büro. Gelangweilt stand er am Fenster und blickte die vier Stockwerke hinunter auf die Münchner Freiheit.

      Es war Sommer. Die Leute schwitzten unter einer Gluthitze. Man sah es selbst aus dieser Entfernung. Mauser dankte sich selbst für die Investition in seinen Deckenventilator. Leise nahm er Runde um Runde und sorgte für ausreichend kühle Luft.

      Das Telefon klingelte. Er wartete vier Mal, dann hob er ab. »Privatdetektei Mauser, womit kann ich helfen?«

      »Du klingst ja schwer beschäftigt«, meldete sich Juliette und kicherte.

      »Das bin ich auch. Ich schiebe die Steuererklärung von einer Seite meines Schreibtisches zur anderen. Du glaubst gar nicht, was das für eine Arbeit ist.«

      »Schwitzt du auch so wie ich?«

      »Schwitzen ist gar kein Ausdruck. Ich zerfließe hier förmlich.«

      Wieder ihr Lachen. Das Lachen, das seinen Magen auch nach zwölf Jahren Ehe noch auf Schmetterlingskurs zu bringen vermochte.

      »Wie sieht es aus?«, fragte Juliette. »Lässt du dich heute Abend von mir zum Essen einladen?«

      »Wie wäre es denn, wenn zur Abwechslung ich dich zum Essen einladen würde?«, wagte er den Versuch.

      »Ach Alvin. Ich weiß doch, wie es um deine Finanzen steht.«

      »Ein Abendessen hat nur schwerlich etwas mit meinem Finanzhaushalt zu tun. Die Steuer macht mir Sorgen. Nicht die Einladung zum Abendessen mit meiner Frau.«

      »Sei doch nicht gleich wieder so echauffiert«, sagte sie. Ihr Dialekt stahl sich bei dem letzten Wort deutlich hindurch. Für gewöhnlich versuchte sie ihre französische Herkunft zu verbergen. Doch wenn sie leicht aufgebracht war, gelang ihr das nicht. Alvin gefiel das.

      »Ich bin nicht echauffiert«, sagte er und äffte ihren Slang nach.

      »Du kennst mein Angebot.«

      »Was für ein Angebot?«

      »Wir legen unsere Konten zusammen und du bist deine Geldsorgen los.«

      Alvin seufzte. »Soll ich dir schon wieder erklären, warum ich das nicht will? Ich will mich nicht von dir abhängig machen.«

      »Aber das machst du doch gar nicht.«

      »Eben! Würden wir unsere Konten zusammenlegen, dann würde ich das aber tun. Glaub mir Juliette: Lieber habe ich Schwierigkeiten, die Miete für mein Büro zu zahlen, als mich beruhigt zurückzulehnen, da ich weiß, dass meine Frau für die Miete aufkommt. In dem Fall bräuchte ich mich überhaupt nicht mehr um einen Auftrag kümmern.«

      »Ist ja gut, Schatz. Ich hab verstanden.«

      Eine Pause herrschte. Doch kurz bevor diese unangenehm zu werden drohte, sagte Juliette: »Lädst du mich trotzdem zum Abendessen ein?«

      Er grinste. Sieg auf der ganzen Linie, dachte er. »Na klar. Um Sieben bei unserem Italiener?«

      Unser Italiener, das war das Bella Italia am Stachus. Hier kehrten sie häufig ein, wenn sie es etwas romantischer haben wollten. Nicht weil das Restaurant romantisch war, sondern weil es sie stets an den Beginn ihrer Beziehung erinnerte.

      »Das klappt«, sagte sie. »Bis dann.«

      Alvin legte den Hörer auf und lehnte sich zurück. Fall gelöst.

      Doch nein: Das war ja gar kein richtiger Fall. Die richtigen Fälle fanden nur im Kino statt. Oder in der Zeitung. Er zog die letzte Ausgabe der ABENDZEITUNG vom Schreibtisch und schlug sie auf. NEUER SEXMORD prangte da ganz groß die Überschrift. Darunter: »Welche Rolle spielte das neue Opfer, Rufus Laurant (56) bei der brutalen Mordserie?«

      Das war in der Tat eine interessante Frage, befand Mauser. Laurant war ein Top-Manager, der in der High Society agierte wie kein Zweiter. Schwarzgelder flossen in diesen Kreisen ebenso in Strömen, wie auf abendlichen Cocktailpartys der Champagner. Dabei war Laurant bereits das vierte Opfer, das man aus eben diesen Kreisen gefunden hatte. Eine Skurrilität gab es in der Mordserie auch: Es schien sich bei dem Täter nicht um das übliche Profil eines Serienkillers zu handeln, sondern die Opfer, die allesamt den elitären Kreisen angehörten, wurden ausnahmslos vergewaltigt. Jedoch auf etwas … nun ja … ungewohnte Weise.

      Mehr aus Langeweile als aus wirklichem Interesse heraus hatte sich Mauser vergangenen Abend mit Kommissar Harmann im Hofbräuhaus getroffen, der ihm nach der zweiten Maß Bier einige geheime Details verraten hatte. Das Indiz der Vergewaltigung war nicht auf einen männlichen Täter zurückzuführen. War das noch nicht ungewöhnlich genug, so hatten die Opfer kurz vor ihrem Tod auf nicht freiwilliger Basis Verkehr gehabt. Und zwar – wenn man dem Gerichtsmediziner Glauben schenken durfte – unzählige Male.

      »Wie kann man das denn feststellen?«, hatte Mauser seinen ehemaligen Schulfreund gefragt.

      »Man hat erektionsfördernde Mittel im Blutkreislauf gefunden«, wusste Harmann. »Außerdem wurde scheinbar so kurioses Spielzeug wie Penispumpen angewendet.«

      »Ist ja ekelhaft.«

      »Ja. Man hat alles daran gesetzt, eine Erektion beim Opfer herbeizuführen und diese auch zu halten.«

      »Kam es zur Ejakulation?«

      »Bei allen. Ja. Mehrmals. Unnatürlich oft, wie der Gerichtsmediziner wusste. Hab ihn gefragt, was das heißen soll. Dann hat er mich gefragt: ›Wie oft war das Häufigste, dass Sie an einem