G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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gehen auf die Mitte der Straße zu. Und es sieht aus, als wären sie ganz allein in einem verlassenen Silberminennest.

      Von vorn kommen nun die Reiter, ziehen sich etwas auseinander und reiten schneller. Allen voran ein großer weißhaariger Mann.

      Wie Steve, denkt Lee Dorlan bestürzt. Wie Steve, mein Vater. Wäre ich doch nie von zu Hause weggegangen, wäre ich doch nur auf der Ranch.

      »Lee«, wispert Tabe, von dem Joe sagte, daß er noch einmal sein Unglück wäre, und er ist es. »Lee, da oben sind zwei, Dan Erskin und sein Schwager Brown. Links im Haus steht Goddard und rechts drüben ist Slate, zwei Häuser weiter vorn wartet Burrows. Das sind alle mit Frankie. Vorsicht, Junge, und viel Glück.«

      Vorsicht, denkt Lee, Glück? Sechs Mann ohne Joe. Das wird hart.

      »Simmons, wo ist meine Tochter? Du Bandit, wo hast du meine Tochter versteckt? Gib sie heraus, sonst hänge ich dich auf!«

      Der alte Weißkopf brüllt. Und Joe geht nun wieder zurück. Das ist der Trick, das ist Joes Trick. Er hat sie nahe genug herangelockt, mitten in die Falle.

      Der alte Mann ist drin, kann nicht mehr heraus.

      »Du bekommst sie nicht. Erst unterschreibst du, daß du deine Herde an mich abtrittst. Mein Vater wartet noch auf dich, Ben. Willst du… Achtung, er bricht los!«

      Und da macht Lee, in jeder Hand einen Revolver, einen Satz nach draußen und sagt scharf und peitschend:

      »Hinter dir, Walker! Deckung! Joe, zu spät, mein Freund, ich bin hier!«

      Er sieht Joe herumwirbeln, den Colt in der Faust. Und dann drückt er ab.

      Joe Simmons dreht sich immer weiter, kracht gegen das morsche Holzgeländer am Vorbau des nächsten Hauses und fällt mit ihm zu Boden. Drüben wirft sich Frankie herum. Er hat Lees Hut und Jacke an.

      Lee feuert noch einmal, aber da kracht es aus dem Haus links. Die Kugel packt Lee und schleudet ihn von der Tür weg an die Wand. Er geht in die Knie und hört das brüllende Echo der Gewehrschüsse. Ein Pferd bricht zusammen, ein Mann kippt aus dem Sattel, und ein anderer schreit gellend:

      »Linky… Linky… Bruder!«

      Der eine Mann liegt, der andere läuft und bleibt plötzlich stehen.

      Über Lee brüllt der Karabiner Tabes los, dann faucht es wieder aus dem Haus links. Tabe erscheint halb am Fenster und bleibt über dem Fensterbrett liegen. Sein Gewehr fällt nach außen neben Lee.

      Keuchend dreht sich Lee herum, sieht den Mann verschwinden und stemmt sich hoch. Rechts von ihm kracht es, eine Kugel jagt Staub und Dreck von der Wand hoch. Er steht in der Tür des nächsten Hauses und hört das Mädchen schreien.

      Langsam und schwerfällig wankt er auf die Ecke zu. Die Tür zum Nebenzimmer fliegt auf und der Mann mit dem Bart und den Patronengurten kommt rückwärts heraus, im linken Arm das gebundene Mädchen, in der rechten Hand den rauchenden Colt.

      »Schrei«, sagt er keuchend. »Schrei nur. Entweder lassen sie mich heraus oder du…«

      »Genug, Goddard«, sagt Lee eisig. Goddard fährt herum, reißt das Mädchen vor sich. »Laß sie los, du Narr, du sollst…«

      Goddards Revolver taucht herunter auf ihn. Er sieht von Goddard nur die rechte Schulter und drückt ab.

      Es kracht ohrenbetäubend im Raum, dann wankt Goddard, das Mädchen aber fällt zu Boden. Goddard lehnt an der Wand. Langsam kommt sein Colt hoch.

      Lee Dorlan sieht Feuerräder vor den Augen, ächzt schwer und drückt ab. Dann ist alles schwarz um ihn. Er sinkt nach links.

      Dort schlägt er die Augen wieder auf, blickt auf die Wand und den Mann am Boden und lächelt müde.

      Das Mädchen sieht ihn an und Lee Dorlan lächelt. »Gut«, sagt er leer. »Gut, Mädel, nun stirbt keiner mehr.«

      Es ist ihm, als falle er immer tiefer, rasend schnell. Neben ihm saust Joe herunter und lacht scheußlich. Und ihm ist, als lache Joe in einer engen Röhre, so hohl, so schrill und nervenzerreißend schrillt es in seinen Ohren.

      Dann ist alles still.

      Draußen liegt Joe still und steif auf der Seite, den Colt in der Faust.

      Er wird nie mehr mit Lee auf einen Ritt gehen, es wird keinen mehr geben, keinen…

      Ritt mit dem Teufel!

      *

      Ich bin zu Hause, denkt Lee Dorlan und lauscht. Ich bin wahrhaftig da, aber verdammt, warum kann ich mich denn nicht bewegen?

      Er brüllt schon wieder, er muß immer brüllen. Steve, wann endlich gewöhnst du dir das ab?

      »Ich will zu meinem Jungen, habt ihr nicht gehört? Geht mir aus dem Weg, ihr haarigen Affen, ich werfe euch auf den Mond, wenn ihr nicht gleich… He, Lady!«

      »Er ist noch so schwach, Mr. Dorlan, er ist doch noch so schwach. Seit sechs Tagen geht es ihm besser, aber Fieber hat er immer noch. So viel Blut verloren, der arme Lee.«

      »Was? Der arme Lee, der arme. Ah, wie hört sich denn das an, wie denn? Der Lümmel, der soll mich kennenlernen. Rückt einfach aus, rückt einfach aus!«

      »Haben Sie ihn mit einer Latte geschlagen, Mr. Dorlan?«

      »Wie, ich? Na ja, kann sein, ich werde leicht wütend. Und überhaupt, woher wissen Sie das, Lady?«

      »In seinem Fieber hat er geschrien. Vater, hat er geschrien, nimm die Latte weg, die Latte, nicht schlagen, Vater.«

      Auf einmal ist es still.

      Wo bin ich denn bloß? denkt Lee Dorlan.

      »Hat er Vater gerufen?«

      »Das hat er. Sind Sie denn nicht sein Vater?«

      »Und ob ich das bin, jawohl, das bin ich! Und das ist ein richtiger Dorlan und nun will ich… zum Teufel, ich will zu meinem Jungen!«

      »Mr. Dorlan…«

      »Geht mir aus dem Weg, ihr Heuschrecken, sonst hole ich meine Mannschaft, die räumt euch ab, daß ihr im Abfalleimer landet. Lady, du kannst mitkommen. So, ein armer Junge – armer Lee.«

      »Ja, er hat sich für uns beinahe totschießen lassen, als er erst wußte, was für ein Mensch Joe Simmons war. Und er ist prächtig.«

      »Soso? Wie alt bist du denn, Lady?«

      »Neunzehn, vorigen Monat geworden, Mr. Dorlan.«

      »Soso, neunzehn. Und er ist prächtig? Du bist anscheinend auch prächtig, Lady. Da hinein?«

      »Da hinein!«

      »Bleibe gefälligst draußen, verstanden?«

      Oha, was er grollen kann. Aber die Tür macht er leise auf.

      Wo bin ich bloß, denkt Lee.

      Die Dielen knarren, jemand hockt sich auf die Bettkante. Und Lee liegt ganz still, atmet ruhig.

      »Sohn, was machst du denn für Sachen? Wenn dieses verrückte Frauenzimmer Rosy mir nicht geschrieben hätte, würde ich dich ja nie gefunden haben, Sohn. Hört mich nicht, der Junge, hört mich nicht. Ach, du lieber Gott, ich bin ein alter Narr. Aber ich hatte doch nie jemand. Meine Frau hat nie verstanden, daß zuerst die Arbeit im Leben eines Mannes kommt, Pflicht, Aufopferung und Arbeit. Den Jungen hat sie mir weggenommen. Und darum habe ich sie gehaßt, richtig gehaßt. Und doch wieder geliebt, obwohl sie mich nicht mehr ansah. Als sie tot war, da war alles entzwei in mir, aber gezeigt habe ich das nicht. Ich bin ja ein Dorlan, der läßt sich nichts merken. Nun liegt er da und ist verflucht blaß. Und hören kann er mich nicht.

      Ich möchte ihm ja sagen, daß mir mein verfluchter Jähzorn leid tut, aber wenn er aufwacht, dann kann ich es doch nicht. Ich kann nie sagen, was ich denke.«

      Da hat er Lees Hand und streichelt sie unbeholfen wie ein riesenhafter Bär.

      Schnuffeln