G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

Читать онлайн.
Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



Скачать книгу

linken in die rechte Mundseite. »Ist jemand umgefallen?«

      »Freunde«, ruft Joe und nimmt seinen Hut ab. »Soeben hat Lee Dorlan dem prächtigen Mr. Cleydon das rechte Bein und die rechte Schulter zerschossen. Er wird nie mehr einen Colt richtig halten können, wenn ich mich nicht irre. Friede sei mit ihm, dann treffe ich ihn noch einmal, dann ist er tot.«

      »Willst du nicht weiter?« erkundigt sich Erskin. »Auf was wartest du, Joe?«

      Joe kratzt sich ausdauernd am Hinterkopf und nimmt Erskin die Zigarre weg.

      »Laßt mich nachdenken, Freunde«, spricht Joe Simmons salbungsvoll. »Wenn mich nicht alle guten Geister verlassen haben, dann müßte sich Olbright nun sagen, daß Cleydon Ben schrecklich fehlen wird. Was würdest du an seiner Stelle mit einem Mann tun, der Cleydon glatt erwischt, Frankiejunge?«

      Frankieboy, der ein so schmales Gesicht hat, daß man ihn schon einmal im Pferdecorral mit einem Pferd verwechselte und ihn mit einem Lasso einfing, legt den Kopf schief und sagt trocken:

      »Ich würde mir sagen, daß ich Walker auch ohne Joe Simmons in die Wüste jagen kann. Und ich würde sehr schnell machen, um Walker ja nichts von Cleydons Ausfall zu Ohren kommen lassen. So ungefähr, ist das richtig, Joe?«

      »Du solltest in die Schule gegangen sein, dann würdest du heute Doc sein«, murmelt Joe Simmons und nickt ihm zu. »Freunde, warten wir ein wenig. Geh mal auf den Hügel, Frankie. Wollen wir wetten, daß…«

      Niemand will wetten. Und nachdem Frankie oben fünf Minuten gesessen und in die Ferne die Straße nach dem Stillwateroberlauf betrachtet hat, sagt er von oben:

      »Joe, ich sehe fünf Mann und in der Mitte einen Tex’. Sie reiten mächtig schnell nach Osten. Und jetzt?«

      Er kommt herunter. Die Männer sehen Joe alle abwartend an. Joe Simmons setzt seinen Hut wieder nachlässig auf und macht ein düsteres Gesicht.

      »Jetzt werden wir helfen müssen«, sagt er dunkel. »Ich reite mit Dan, Nat und Frankie zum Weg und ihr drei jagt zur Quelle. Helft so gut ihr könnt, verstanden? Aber kommt mir ja nicht zu spät, sonst…«

      »Du wirst alles in Ordnung finden, Joe. Also dann!«

      Drei Mann reiten an und Joe hat die anderen bei sich. Sie schweigen, sehen den anderen nach und reiten dann auch an, aber mehr nördlich.

      »Joe, hast du dir alles genau überlegt, gibt es keinen Fehler?«

      »Man macht einen Fehler nie zweimal, Freund Allan«, murmelt Joe Simmons. »Diesmal läuft es, wie ich es will. Vorwärts, der Wagen muß bald kommen.«

      Und die Staubwolke verdeckt die vier Mann, als sie über den Hang preschen. Als sich der Staub senkt und die Sicht wieder frei ist, sieht man nichts mehr von ihnen.

      Joe Simmons ist dabei, sein Spiel zu machen.

      Die Regeln bestimmt er selber.

      *

      Die Dämmerung fällt. Sie kommen über den Hang und halten. Vierzehn Männer, darunter Don Bennet und Lee Dorlan.

      Von vorn nähert sich rasch ein Reiter, wird im Näherkommen deutlicher und reißt sein Pferd vor Stuart Olbright herum.

      »Boß«, meldet er schnaufend und wischt sich Staub aus dem Gesicht. »Sie haben ein Feuer an und lagern neben der alten Hütte. Links von ihnen stehen die Rinder, genauso wie gegen Mittag.«

      Stuart Olbright lächelt grimmig und wendet sich an seine Männer.

      »Ihr habt es gehört«, erklärt er laut. »Wir greifen sie von zwei Seiten an und jagen die Rinder über ihr Camp hinweg. Der rechte Flügel hindert sie daran, in die Hütte zu kommen, zieht sich aber auf den Hang zurück, wenn die Rinder heran sind. Bennet, du hast die rechte Seite. Paß mir auf, Mann. Ohne Cleydon sind die Burschen noch nicht mal die Hälfte wert. Was willst du, Lee?«

      »Stuart, wir sind wie Narren geritten«, sagt Lee hastig. »Unsere Pferde sind abgetrieben, Joe ist nicht da. Er wollte heute kommen, Mister, ich bin dafür, zu warten. Eine Stunde, Mann, eine Stunde, es kommt nicht so darauf an.«

      »Da unten liegen genau dreizehn Mann«, weist ihn Olbright zurecht. »Sie haben keine Ahnung, daß wir kommen. Ich habe keine Zeit mehr, auf Joe zu warten, Mister. Wenn ich die Wasserstellen so bekommen kann, dann brauche ich später nicht…«

      Er stockt und Lee hebt hastig den Kopf. Durchbohrend sieht er Stuart Olbright an.

      »Was wolltest du sagen, Stuart?«

      »Ich wollte sagen, daß ich ihm später nicht ewig dankbar sein muß«, knurrt der Rancher. »Wenn er sich an sein Versprechen hält, dann ist es gut. Ich traue ihm nur nicht ganz.«

      »Joe wird sich daran halten, Mister. Wolltest du vielleicht sagen, daß du ihn später nicht an sein Wasser zu lassen brauchst, das du dir allein erobert hast?«

      »Mann, was hast du für krumme Gedanken? Hält er sich an unsere Absprache, nun gut, hält er sich nich daran, dann muß ich mir mein Wasser nehmen.«

      »Ihr traut ihm alle nicht, was? Stuart, willst du dir merken, daß ich sein Partner bin? Ich bin nicht dafür, sie von dieser Seite aus zu jagen. Wir müssen erst durch das Wasser. Wenn sie uns bemerken, dann…«

      »Sie können uns nicht bemerken. Die Rinder stehen zu dicht in der Senke, und der Posten reitet immer in die Runde. In seinem Rücken kommen wir heran. Dorlan, es geht auch ohne Joe, du wirst es sehen.«

      »Nun gut, wie du willst, Stuart.«

      Er schweigt. Die Kolonne teilt sich. Eine Gruppe mit Bennet schwenkt nach rechts, um weiter im Osten über den Einschnitt des zum Teil ausgetrockneten Stillwater zu setzen und dann nach einer Schwenkung um neunzig Grad sich dem Camp der Weidereiter Walkers zu nähern.

      Die andere Gruppe mit Olbright und Lee reitet im Tal weiter und stößt auf einen Hügelkamm vor dem Bachlauf des Stillwater, an dem es links herum zum Wasser geht.

      Zehn Minuten vergehen. Die Pferde stehen in einer Reihe, über ihnen die Dunkelheit.

      »Jake, was ist?« fragt Olbright leise einen seiner Männer, der auf dem Bauch ganz links um den Hügel gekrochen ist. »Wo ist der Posten?«

      Unmittelbar unter dem Beobachter Olbrights weiden die Rinder, stehen zum Teil im Wasser. Andere lagern, manche wandern zum Wasser, saufen und kehren wieder in die Menge der anderen zurück.

      Rechts glüht das Auge des Campfeuers. Der Mann blickt starr auf den Schatten des Reiters, der sich nun gegen das Feuer abhebt, einen Augenblick hält und dann weiterzieht.

      »Boß, er ist am Feuer und kommt nach links herum zurück. Keine zwei Minuten mehr, dann ist er am Ende auf unserer Seite.«

      Olbright wirft Lee die Zügel zu, hastet los und kauert sich neben seinem Lauscher hin. Undeutlich erkennt er den Herdenwächter. Der Mann kommt langsam um die Westecke der vielleicht zweitausend Kopf starken Herde, reitet nun in das seichte Wasser und nähert sich dem etwa 200 Yard entfernten Feuer. Er ist deutlich gegen den Feuerschein auszumachen. Olbright hastet zu seinem Pferd zurück.

      »Los, fertigmachen, Leute«, sagt er keuchend. »Alle nach links, sehen kann er uns nicht mehr. Wenn er am Feuer ist… Jake, paß genau auf!«

      Sie halten wenig später in einem Pulk hinter den ersten Büschen und ziehen die Gewehre. Hier und da klickt leise ein Schloß, jemand legt seinem Pferd, das prusten will, die Hand hastig auf die Nüstern.

      »Boß, er hält am Feuer, er redet mit ihnen. Schnell, Boß.«

      Jake schnellt sich auf sein Pferd, das einer der anderen hält, dann reiten sie im Schritt los und sind nach kaum 50 Yards hinter den Uferbüschen des Bachlaufes am Rande der tiefgelegenen Mulde, in der sich auch bei größter Hitze das Wasser hält. Nun kann sie kein Posten mehr sehen.

      Hier reiten sie wieder zur Kette auseinander, ducken sich tief über die Hälse der Pferde. Sie sind nun von dem Posten, der über die Rücken der Stiere hinwegsehen muß, nicht