G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

Читать онлайн.
Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



Скачать книгу

Wasser treiben wollte. Erinnerst du dich an Slim Cleydon?«

      Lee entgeht das leichte Zusammenzucken Joes nicht. Plötzlich sind Joes Augen eiskalt und seine Lippen pressen sich heftig zusammen.

      »Ist er etwa hier?«

      »Ja, er hat Linky und Bob Hill mitgebracht und arbeitet seit fast einem Monat für Ben. Wenn du ihn triffst, dann wird nur einer von euch beiden die Sache überleben.«

      Joe Simmons starrt einige Sekunden unbeweglich auf den Tisch. Als er dann den Kopf hebt, ist sein Gesicht wieder ausdruckslos und glatt.

      »Gut«, sagt er schleppend. »Ich werde mich um Dan Erskin kümmern. Wo kann ich ihn finden?«

      »Du willst…«

      Der Sheriff sieht Joe verstört an und schluckt krampfhaft.

      »Was hast du erwartet, Tabe? Wenn ich schon kämpfen muß, dann tue ich es auf meine Art. Nur keine Angst, du wirst keinen Ärger bekommen. Wo finde ich Dan?«

      »Er wohnt immer noch bei den Clements. Joe, wenn du dein eigenes Spiel…«

      »Du kannst ihm Bescheid schicken, Tabe, hast du verstanden?«

      Joes Mundwinkel ziehen sich nach unten. Tabe Colony senkt langsam den Kopf.

      »Well«, brummt Joe Simmons träge und wedelt Lee mit der Hand zu. »Lee, hole unsere Pferde, es ist eilig. Mach schon.«

      »Sicher Joe, am Ende hast du deine Weide wieder.«

      Lee Dorlan geht aus der Tür und schließt sie hinter sich. Seine Schritte verlieren sich auf dem Hof. Joe Simmons tritt mit zwei Schritten dicht an Tabe Colony heran.

      »Tabe«, sagt er leise, aber mit eindringlicher Stimme. »Tabe, mein Freund, du wirst genau das tun, was ich dir sage, sonst unterhalte ich mich mit dir auf meine Art, hast du es jetzt begriffen? Du wirst Dan Erskin und seinen Freunden sagen, daß ich ihre Hilfe brauche. Es liegt nichts gegen mich vor, nur ein paar Verdächtigungen. Redest du zuviel nach meiner Meinung, dann hilft dir gar nichts mehr. Hast du mich auch genau verstanden?«

      »Ja«, sagt Sheriff Colony würgend. »Ich habe dich immer verstanden. Du bist ein eiskalter, gnadenloser…«

      »Freund«, vollendet Joe Simmons eisig seinen Satz. »Dies ist mein Spiel. Ich habe es begonnen und werde es auf meine Art beenden. Und du wirst noch in zwanzig Jahren hier Sheriff sein, wenn du vernünftig bist. Sonst, Tabe, könnte ich mich daran erinnern, daß mir jemand einen Revolver in dieses Jail hier schmuggelte. Und vielleicht noch an einige Dinge mehr. Verlasse dich nicht auf deinen Orden, er könnte sehr schnell in der Mitte ein Loch haben, wenn du mich von hinten anredest. Gute Nacht, mein Freund.«

      Er geht zur Tür und wendet sich dort noch einmal um.

      »Seltsam, Tabe«, sagt er in hämischem Ton. »Seltsam, daß man von jenen dreihundert Rindern, um die mein Vater sterben mußte, nie eine Spur fand. Und noch seltsamer, daß bei der Zählung von Old Ben Walkers Herde nicht ein einziges Hornpaar fehlte, wie? Ich könnte mir denken, daß jemand die Rinder im Bogen auf Bens Weide zurückgetrieben hat. Kann ich das, Tabe? Verzeihung, Sheriff Tabe Colony.«

      Tabe Colony ist kreidebleich und stiert entsetzt auf die Tür, die hinter Joe Simmons so sacht zugeht, als wenn Simmons einen Krankenbesuch hinter sich hätte und ein lautes Türklappen den Kranken erregen könnte. Als Joe kam, gab es keinen kranken Mann in diesem Office.

      Tabe Colony sinkt auf den nächsten Stuhl. Seine Knie sind plötzlich weich und sein Atem geht so keuchend, als bekäme er nur mühsam Luft. Er ist sterbenskrank.

      »Du Teufel«, sagt Tabe Colony mit zitternden Lippen und stiert auf die Tür, als wenn dort der Teufel in leibhaftiger Gestalt abgefahren wäre. »Du Teufel! Du weißt viel mehr, als jeder ahnt, aber ich weiß auch einige Dinge.«

      Draußen klappt das Tor zur Gasse leise, und Tabe Colony lacht laut auf.

      Er lacht immer wilder und hysterischer. Und ihm ist es, als würde er an seinem eigenen Lachen ersticken.

      Nach einiger Zeit reibt er verzweifelt an seinem Stern. Er macht es fahrig und immer schneller, aber anscheinend wird der Orden immer stumpfer, der Glanz auf dem Sheriffstern immer matter.

      Für Tabe Colony ist der Stern auf einmal schmutzig.

      *

      »Was hast du mit diesem Dan Erskin gemeint?« fragt Lee Dorlan und sieht auf die schwachen Lichter voraus. »Was ist das für ein Mann?«

      »Dan?« fragt Joe nachdenklich. »Nun ja, er ist ein Lump, aber er hat eine Menge Leute an der Hand, die so rauh sind, daß sie dem Teufel mitten in den Rachen springen. Mancher sagt, sie seien Banditen, aber ein paar von ihnen kenne ich. Sie sind keine. Lee, ich muß ganz sicher arbeiten können, und wenn es mit einem Haufen übler Burschen ist. Ist dir das klar?«

      »Meinst du, daß wir es nicht schaffen, wenn wir Olbrights Mannschaft haben?«

      »Du kennst das Rudel um Ben Walker zu wenig, Junge. Du hast doch gehört, daß Walker Slim Cleydon mit Linky und Bob Hill eingestellt hat. Das sind so ziemlich die übelsten Revolverschießer, die du zwischen Reno und Las Vegas auftreiben kannst. Slim und ich haben einmal aufeinander geschossen. Es ist lange her, aber seit der Zeit hinkt er ein wenig. Er kann das nicht vergessen, denn er ist ziemlich eitel. Wenn du ihn siehst, wirst du ihn kaum für einen der schnellsten Männer halten, die dir jemals begegnet sind.«

      »Du brauchst also ein Gegengewicht«, stellt Lee gelassen fest. »Sicher ist es richtig so. Wirst du mit diesem Slim Cleydon fertig?«

      »Er ist so schnell wie ich, Junge, wir stehen uns in nichts nach. Nun, es gefällt mir selber nicht, daß man alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat. Du brauchst nichts von Dan Erskin zu sagen, niemandem. Ich will diese Burschen im Hintergrund behalten, verstehst du?«

      »Natürlich, Joe, du willst sie nur holen, wenn du nicht anders kannst, wie?«

      »Genau das, Lee, genau das. Werden wir ohne sie fertig, dann ist es gut. Schließlich muß man sie bezahlen, aber wir haben nicht genug Geld. Es ist nur für den Notfall, Junge.«

      Die Lichter vor ihnen werden größer, in der Nacht bellt eine Meute von Hunden blaffend los. Joe hält sein Pferd etwas zurück.

      »Lee, laß ihn reden, verstanden?«

      Lee nickt nur und sagt sich, daß Joe es genau richtig macht. Wie immer ein Kampf mit Ben Walker ausgehen mag, es ist immer besser, noch ein Rudel Männer im Rücken zu haben.

      Aus der Dunkelheit vor ihnen, in der schwach das Viereck von Schuppen zu erkennen ist, kommt eine laute und grollende Stimme, die die Hunde beruhigt. Dann ruft diese Stimme, als Joe und Lee dicht am Gatter des Zaunes sind:

      »Haltet an! Wer seid ihr?«

      »Joe«, sagt Lee schnell und besorgt. »Bist du sicher, daß dieser Olbright nicht schießt?«

      »Er wird keinen Trick versuchen, Junge. Hallo, Rancher, hier ist Joe Simmons mit seinem Partner. Wir kommen in friedlicher Absicht.«

      Einen Augenblick bleibt es still, dann tauchen zwei, drei Männer auf und nähern sich dem Gatter.

      »Kommt in den Hof«, bellt die grollende Stimme. »Mark, das Licht wieder an!«

      Die Lampe über dem Vorbau, die erloschen war, flammt wieder auf. Ein Mann steht dort breitbeinig, ein anderer kommt unter dem Vorbaudach auf den Haltebalken zu.

      Ruhig hebt Joe das Gatter an, reitet durch und hält genau auf den großen und wuchtigen Mann am Balken zu.

      »Hallo, Olbright«, sagt Joe kühl. »Ich dachte, wir sollten einen Besuch machen. Vielleicht stehen da noch ein paar Dinge an, wie?«

      Olbright steht unter der Laterne. Er hat leicht ergrautes Haar, ist breit und groß und sieht sie aus harten Augen an.

      »Das ist also Simmons«, sagt er tief. »Nun, Mister, was soll dieser Dorlan hier? Ist er dein Partner? Ich dachte, du hättest ihn nur angeworben?«

      »Er