Название | Der Kettenträger |
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Автор произведения | James Fenimore Cooper |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783849626334 |
Bei der Gelegenheit, wovon hier die Rede ist, kehrten Jaap und ich ins Lager zurück von einem ziemlich weiten Ausflug, den ich auf Befehl des Generals der Armeeabtheilung gemacht hatte. Es war dies um die Zeit, wo das Continentalgeld vollends auf Nichts, oder fast auf Nichts herabsank, nachdem es lange hundert Dollars auf einen in Silber gestanden. Ich hatte mich mit etwas Silber versehen, und ein großer, kostbarer Schatz war es, und mit dreißig bis vierzigtausend Dollars Continentalgeld, um meine Reisekosten zu bestreiten; aber mein Silber war ausgegeben und mein Papier auf zwei oder dreitausend Dollars geschmolzen – d. h. so viel, als gerade erforderlich gewesen wäre, um ein Mittagessen für Jaap und mich zu bezahlen; auch waren die Gastwirthe nicht sehr bereitwillig, ihre Zeit und ihr Essen für irgend eine Summe desselben herzugeben. Diese Ebbe trat in meiner Börse ein, als ich noch zwei lange Tagereisen zum Reiten vor mir hatte, und in einer Gegend des Landes, wo ich durchaus keine Bekannte besaß. Wir bedurften eines Nachtessens und Nachtlagers für uns selbst und Futter und Stall für unsere Pferde. Alles der Art war allerdings wohlfeil genug, aber völlige Entblößung von Mitteln machte auch die geringste Zeche für Personen in unserer Lage unerschwinglich. Um sich an den Patriotismus derjenigen zu wenden, welche an der Straße wohnten, dazu war es schon eine zu späte Zeit des Krieges; denn der Patriotismus ist eine sehr leicht verschwindende und verdunstende Eigenschaft des menschlichen Herzens, und ganz besonders verkriecht er sich, wie das Mitleid, gern hinter irgend einem bequemen und scheinbaren Vorwand, wenn seine Behauptung und Bemühung mit einem Geldaufwand verknüpft ist. Er mag als ein Kapital gelten bei einer Revolution, oder bei einem Kriege vielleicht während der ersten sechs Monate; aber nach Verfluß dieser Frist wird er nachgerade so werthlos als das Continentalgeld selbst. Ein Detaschement Milizen hat den Patriotismus von Tausenden so uneigennütziger Helden erschöpft, als je Musketen schulterten.
»Jaap,« fragte ich meinen Begleiter, als wir uns dem Flecken näherten, wo ich die Nacht zuzubringen beabsichtigte, und das Erquickende eines warmen Nachtessens an einem scharfen, frostigen Abend begann sich meiner Einbildungskraft aufzudrängen; »Jaap, Der Sklave wird abwechselnd Yaf oder Yop genannt, denn das Yorker-Niederländisch ist gar nicht streng. wie viel Geld habt Ihr wohl ungefähr bei Euch?«
»Ich, Masser Mordaunt? – Guter Himmel, aber das seyn sehr drollige Frage, Sah!«
»Ich frage, weil mein eigener Vorrath auf gerade Einen Yorker Shilling geschmolzen ist, der in dieser Gegend nur als ein Neunpence-Stück gilt.«
»Das seyn sehr wenig, die Wahrheit zu sprechen, für zwei Gentlemen und für zwei große, hungrige Gäule. Sehr wenig, gewiß, Sah! Wünschte, es wäre mehr!«
»Und doch habe ich keine Kupfermünze mehr. Ich habe zwölfhundert Dollars für Mittagessen, Aufenthalt und Haber gegeben, diesen Mittag.«
»Ja, Sah – aber das Continental, Sah, vermuthe ich – eigentlich nicht viel seyn, das!«
»Es ist gar viel, dem Namen und Laut nach, Jaap, aber nicht viel, wenn es unter die Zähne kommt, wie Ihr wohl merken könnt. Aber doch müssen wir essen und trinken, und unsere Gäule müssen auch fressen – saufen dürften sie, denke ich, unbezahlt.«
»Ja, Sah – das ganz wahr seyn – yah, yah! yah!« – Wie leichten Herzens dieser Neger lachte! – »Aber der Cider wundervoll gut seyn in dieser Gegend des Landes, jung Masser; gerade nicht süß und nicht sauer – dann stark seyn wie ein Esel.«
»Nun, Jaap, wie sollen wir von diesem guten Cider bekommen, von welchem Ihr sprecht?«
»Ihr denkt, Sah, daß in diesem Theil des Landes viel sey geschwatzt worden in neuester Zeit von Patty Rism und dem Vaterland, Sah?«
»Ich fürchte, es ist hier Patty zu viel zugemuthet worden so wie auch in den meisten andern Grafschaften.«
Ich muß hier bemerken, daß Jaap sich immer einbildete, das schöne Wesen, das er so hoch hatte rühmen und erheben hören wegen seiner Anmuth und Tugend, sey ein gewisses junges Frauenzimmer dieses Namens, in welches auf eine unerklärliche Weise der gesammte Congreß heftig verliebt sey.
»Nun denn, Sah, dann hier keine Hoffnung seyn als unser Witz. Laßt mich Masser seyn diese Nacht und denkt an den alten Jaap, ob ihm ein gutes Nachtessen fehlt. Reitet nur voraus, Masser Mordaunt und gebt Befehl, als General Littlepage's Sohn, und überlaßt Alles dem alten Jaap.«
Da hier keine große Wahl war, ritt ich zu und bald hörte ich die Hufschläge von des Negers Pferd nicht mehr hinter mir. Ich erreichte das Gasthaus eine Stunde ehe Jaap erschien, und saß in der That schon bei einem tüchtigen Nachtessen, als er herangeritten kam, wie Einer, der sein eigener Herr ist. Jaap hatte die Abzeichen des Hauses Littlepage abgelegt und geberdete sich ganz unabhängig. Sein Pferd ward neben dem meinigen in den Stall gestellt und ich fand ihn selbst bald mit den Ueberbleibseln meines Nachtessens beschäftigt, als sie in die Küche zurückwanderten.
Ein Reisender von meiner Art und äußeren Erscheinung wurde, wie sich von selbst versteht, im besten Gästezimmer bewirthet; und nachdem ich meinen Hunger gestillt hatte, setzte ich mich hin, um einige Urkunden zu lesen, welche sich auf den Gegenstand meiner Sendung bezogen. Niemand hätte wohl gedacht, daß ich nur einen Yorker Shilling, so viel als ein Pennsylvanischer »Lery,« oder ein Connekuter Neunpencestück in meinem Beutel hatte; denn mein ganzes Wesen und Benehmen war das eines Mannes, der Alles bezahlen konnte, was er brauchte, da die Gewißheit, daß auf die Länge mein Wirth durch mich nicht in Schaden kommen könne, mir die gehörige Zuversicht gab. Ich war gerade mit den Urkunden fertig geworden und dachte nach, wie ich die paar Stunden, welche noch übrig waren, bis die Zeit kam, zu Bette zu gehen, ausfüllen sollte, als ich Jaap im Schenkzimmer seine Geige stimmen hörte. Wie die meisten Neger hatte der Bursche ein Ohr für die Musik, und man hatte ihn seiner Neigung nachhängen lassen, bis er so gut spielte, als die Hälfte der Fiedler, denen man im Lande begegnete.
Der Ton einer Geige in einem kleinen Flecken an einem kalten Oktoberabend mußte nothwendig seine Wirkung thun. Nach einer halben Stunde kam die lächelnde Wirthin, um mich einzuladen, mich auch zu der Gesellschaft zu begeben, mit der angenehmen Nachricht, es werde mir nicht an einer Tänzerin fehlen, denn das hübscheste Mädchen im Ort sey so eben erst auch gekommen und habe noch keinen Tänzer. Als ich in das Schenkzimmer trat, ward ich mit einer Menge linkischer Verbeugungen und Knixe, aber mit viel einfacher und wohlmeinender Gastlichkeit begrüßt. Die Begrüßung Jaaps selbst war sehr studirt und durchaus von der Art, daß sie jeden Verdacht ausschloß, daß wir früher schon bekannt gewesen.
Das Tanzen dauerte über zwei Stunden sehr lebhaft fort, als die vorgerückte Stunde die Dorfmädchen an die Notwendigkeit mahnte, sich zurückzuziehen. Als Jaap die Anzeichen des nahe bevorstehenden Auseinandergehens der Gesellschaft bemerkte, hielt er mir in sehr respektvoller Weise seinen Hut hin, worauf ich ganz stattlich meinen Shilling hineinwarf, in einer Weise, welche Aufmerksamkeit erregen mußte, und ihn dann bei den männlichen Mitgliedern der Gesellschaft herumgehen ließ. Noch Einer gab auch einen Shilling, zwei standen zusammen und brachten wirklich einen Viertelsdollar heraus. Einige warfen Sechspencestücke oder Vierund ein halb Pencestücke hinein und das Uebrige waren Kupferstücke. Das Ganze zu krönen, erklärte die Wirthin, welche gut aussah und eine Freundin vom Tanze war, öffentlich, der Geiger und sein Pferd sollten zechfrei seyn, bis er den Ort verlasse. Durch diesen sinnreichen Einfall Jaaps fand ich am nächsten Morgen in meinem Beutel sieben Shillinge und sechs Pence in Silber, außer meinem eigenen Shilling, und außerdem Kupfer genug, um einen Neger eine ganze Woche in Eider zu erhalten.
Ich habe oft über Jaap's Streich und List gelacht, aber ich mochte ihm nicht erlauben, es zu wiederholen. Als ich am Hause eines Mannes von besserem Stande vorbeikam,