Название | Der Kettenträger |
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Автор произведения | James Fenimore Cooper |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783849626334 |
Wir hielten vor der Thüre des Gasthauses zu Kingsbridge an, um der alten Mrs. Light, der Wirthin, guten Morgen zu sagen, welche jetzt ein halbes Jahrhundert auf dem Hause war, und uns, sowie unsere Eltern schon, von Kindesbeinen an kannte. Diese redselige Hausfrau hatte ihre guten und ihre schlimmen Eigenschaften, aber Gewohnheit und Bekanntschaft gab ihr eine Art Recht auf unsere Aufmerksamkeit und ich konnte nicht an ihrer Thüre vorbei, ohne mein Pferd, wenn auch nur für einen Augenblick, anzuhalten. Sobald ich dies gethan, erschien auch schon die Gastgeberin in Person unter ihrer Hausthüre, uns zu begrüßen.
»Ja, das habe ich geträumt, Mr. Mordaunt,« rief die alte Frau, sobald sie mich erblickte, – »das habe ich geträumt, und zwar erst vorige Woche! Es ist Unsinn, wenn man es läugnet, – Träume gehen oft in Erfüllung!«
»Und was ist denn diesmal Euer Traum gewesen, Mrs. Light?« fragte ich, wohl wissend, daß es doch heraus müsse, und dachte, je eher, je besser.
»Ich träumte letzten Herbst, der General sey heimgekommen, und er war heimgekommen! Nun war die einzige Idee, die mir auf diesen Traum helfen konnte, ein Gerücht, daß er an diesem Tage heimkommen solle; aber Ihr wißt, Mr. Mordaunt, oder Major Littlepage, wie ich Euch jetzt nennen muß, wie man mir sagt – nun, Ihr wißt, Mr. Mordaunt, wie oft an Gerüchten Nichts ist. Ich rechne ein Gerücht für keine große Hülfe zu einem Traum. Nun, und vergangene Woche träumte ich, Ihr würdet in dieser Woche gewiß nach Hause kommen, und da seyd Ihr auch wirklich!«
»Und das Alles, ohne daß ein lügenhaftes Gerücht Euch geholfen hätte, meine gute Frau Wirthin?«
»Ha, wenigstens Nichts von Belang; ein Geschwätz hie und da vielleicht; aber da ich an dergleichen nie glaube, wenn ich wache, wäre es unvernünftig, anzunehmen, daß ich daran im Schlaf glauben sollte. Ja, Jaap hielt diesen Morgen einen Augenblick an, um sein Pferd zu tränken, und von dem Augenblick an sah ich voraus, daß mein Traum in Erfüllung gehen werde, obgleich ich kein Wort mit dem Neger tauschte.«
»Das ist doch etwas auffallend, Mrs. Light, denn ich hatte geglaubt, Ihr wechseltet immer ein paar Worte mit Euern Gästen.«
»Mit den Schwarzen nicht. Major; es macht sie so leicht vorlaut. Vorlautheit bei einem Neger ist Etwas, das ich nicht ausstehen kann, und deßwegen halte ich sie Alle in einiger Entfernung. Nun, was für Zeiten ich erlebt habe, Major, seit Ihr in den Krieg gegangen! Und was für Veränderungen vorgegangen sind! Unser Geistlicher betet nicht mehr für den König und die Königin – gerade wie wenn gar keine solche Leute mehr lebten!«
»Nicht ausdrücklich vielleicht, aber doch hoffe ich als für Theile der Kirche Gottes. Wir beten jetzt Alle für den Congreß.«
»Nun, ich hoffe, es werde zum Guten führen! Ich muß sagen, Major, die Offiziere Seiner Majestät ließen freigebiger ausgehen und bezahlten in besserem Gelde als die Gentlemen vom Continent. Ich habe sie Beide hier gehabt, zu ganzen Regimentern; und das Zeugniß muß ich ihnen geben nach meinem Gewissen.«
»Ihr müßt bedenken, sie waren reicher und hatten mehr Geld als unsere Leute. Für die Reichen ist es leicht, freigebig zu erscheinen.«
»Ja, ich weiß das, Sir, und Ihr müßt das auch wissen, und wißt es. Die Littlepages sind reich und sind es immer gewesen, und sie sind auch freigebig. Gott segne Euer Lächeln, ihr hübschen Gesichter! Ich habe Eure Familie gekannt, lang ehe Ihr sie kanntet. Ich kannte den alten Kapitän Hugh Roger, Euern Urgroßvater, und den alten General, Euern Großvater, und jetzt kenne ich den jungen General und Euch! Nun, das wird noch nicht der Letzte von Eurem Stamme seyn, glaube ich gewiß, und es wird leichte und vergnügte Herzen geben bei den Bayards, dafür will ich stehen, jetzt, nachdem die Kriege vorbei sind, und der junge Major Littlepage zurück ist.«
Damit endete das Gespräch; denn ich hatte jetzt desselben genug; ich machte meine Verbeugung und ritt mit Kate weiter. Doch konnte ich mich des Eindrucks von Ueberraschung nicht erwehren über die letzte Rede der alten Frau und hauptsächlich über die Art und Weise, wie sie sie vorgebracht hatte. Der Name Bayard war wohlbekannt unter uns, denn er gehörte einer Familie an, von welcher verschiedene Zweige über die mittleren Staaten südlich bis Delaware verbreitet waren; aber ich kannte nicht Ein Individuum persönlich. Was konnte denn nun meine Rückkehr für einen Einfluß haben auf das Lächeln oder das Stirnrunzeln irgend eines Mitglieds der Familie dieses Namens? Es war natürlich, daß ich, nachdem ich ein paar Minuten über dem Gegenstande gebrütet, gegen meine Begleiterin einige meiner Gedanken über die Sache äußerte.
»Was konnte die alte Frau meinen, Kate,« begann ich plötzlich, »wenn sie sagte, es werde jetzt leichte und vergnügte Herzen bei den Bayards geben?«
»Die arme Mrs. Light ist eine große Schwätzerin, Mordaunt, und es ist die Frage, ob sie selbst bei der Hälfte dessen, was sie schwatzt, weiß, was sie damit sagen will. Alles, was wir von den Bayards kennen, ist die Familie auf den Hickories (Hagebuchen), und mit dieser ist, wie Du ohne Zweifel schon gehört hast, meine Mutter schon lange sehr vertraut.«
»Davon habe ich Nichts gehört, Kind. Alles was ich weiß, ist das: daß es einen Sitz gibt, die Hickories genannt, einige Meilen weiter hinauf am Fluß; und daß er einem Zweige der Bayards gehört; aber von vertrauter Bekanntschaft mit diesen ist mir nie Etwas zu Ohren gekommen. Im Gegentheil, ich erinnere mich, gehört zu haben, daß einmal ein Prozeß geführt worden zwischen unserem Großvater Mordaunt und einem alten Bayard; und ich glaubte, wir seyen einander von den Eltern her so zu sagen, entfremdet.«
»Das ist ganz vergessen, und meine Mutter sagt, es habe seinen Grund lediglich in einem Irrthum gehabt. Wir sind jetzt ausgemachte Freunde.«
»Gewiß, es freut mich sehr, das zu hören; denn da es jetzt Friede ist, laßt uns Frieden halten; obwohl alte Feinde nicht leicht ausgemachte Freunde zu werden pflegen.«
»Aber wir waren – das heißt mein Großvater war nie der Feind von irgend Jemand; und die ganze Sache ward freundschaftlich beigelegt, ehe er nach Europa ging, um den unseligen Besuch bei Sir Harry Bulstrode zu machen. Nein – nein – meine Mutter wird es Dir sagen, Mordaunt, daß die Littlepages und die Bayards einander jetzt als ausgemachte Freunde ansehen.«
Kate sprach mit solchem Eifer, daß ich veranlaßt ward, einen prüfenden Blick auf sie zu werfen. Das Gesicht des Mädchens war roth, und ich glaube, sie war sich dessen insgeheim bewußt, denn sie wandte es von mir ab, wie wenn sie nach einem Gegenstand auf der entgegengesetzten Seite schaute, wodurch sie mir unmöglich machte, viel davon zu sehen.
»Ich bin sehr erfreut, das Alles zu erfahren,« antwortete ich etwas trocken. »Da ich ein Littlepage bin, wäre es verdrießlich und ungeschickt gewesen, wenn ich, bei einer zufälligen Begegnung mit Einem von der Familie Bayard, Nichts davon gewußt hätte. Begreift der geschlossene Friede Alle des Namens in sich, oder nur die von den Hickories?« Kate lachte; dann sagte sie, es freue sie, mir erklären zu können, daß ich mich