Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
*
Schwester Melanie hatte auch einen Schreck in der Abendstunde erlebt, als Gottfried Detloff die Treppe heruntermarschiert kam. Im ersten Augenblick meinte sie einen Geist zu sehen, aber seine barsche Stimme belehrte sie rasch eines besseren.
»Wo liegt Margit, meine Tochter Margit?«, fragte er.
»Herr Detloff, Sie dürfen nicht …«, aber sie kam nicht weiter.
»Was ich darf oder nicht, bestimme ich selbst«, fuhr er sie an, doch Schwester Melanie hatte auch Haare auf den Zähnen.
»Hier bestimmt der Chef«, erklärte sie, »und Sie sind Patient. Ich werde den Chef benachrichtigen.«
»Das werden Sie nicht«, sagte er nun sanfter. »Lassen Sie den geplagten Mann doch in Ruhe. Er wird von meinem Freund Johanson heute noch genug zu hören bekommen. Zeigen Sie mir das Zimmer von Margit. Ich will meine Tochter sehen. Auf meine Verantwortung.«
Gebieterisch sagte er es und zeigte nicht eine Spur von Schwäche.
»Ich nehme alles auf meine Kappe«, fügte er begütigend hinzu. »Sie werden keine Schwierigkeiten bekommen.«
»Zimmer acht, aber ich habe nichts gesagt«, brummte Schwester Melanie.
»Ich habe Sie überhaupt nicht gesehen«, sagte er freundlich grinsend und folgte ihrem deutenden Finger.
Während Schwester Melanie zwischen Pflichtbewusstsein und Nachsicht schwankte, steuerte er auf das Zimmer zu.
Sie entfernte sich in der entgegengesetzten Richtung und überlegte, ob es nicht doch besser wäre, dem Chef Mitteilung zu machen.
Wenig später wurde sie von diesem höchstpersönlich fast über den Haufen gerannt. In seinem Gefolge befanden sich Dr. Norden und Schwester Maria.
»Wir suchen Herrn Detloff, er ist nicht in seinem Zimmer«, sagte Dr. Behnisch.
»Ich weiß, er ist nach Zimmer acht gegangen«, erwiderte Schwester Melanie zögernd.
»Und Sie haben ihn nicht aufgehalten?«, fragte Dr. Behnisch.
»Wer kann diesen Mann aufhalten?«, sagte Melanie. »Ich wollte Ihnen eben Bescheid sagen.« Sie verriet nicht, dass sie noch mit ihrem Gewissen gekämpft hatte.
Wenn er sich auch nicht aufhalten ließ, dieser Gottfried Detloff, so war er doch immer noch Patient, und Dr. Behnisch war für ihn verantwortlich. Er begab sich zu Zimmer acht und lauschte. Er konnte nichts hören und drückte leise die Klinke hinunter. Das Zimmer hatte wie alle anderen auch Doppeltüren, und die innere Tür stand offen.
Dr. Behnisch vernahm ein Schluchzen. »Hilf mir doch, Papa, lass mich nicht im Stich«, flehte Margit. »Ich bin so verzweifelt.«
»Wird schon alles wieder gut, Kleine«, sagte Gottfried Detloff tröstend. »Wird alles wieder gut. Ich lasse dich nicht im Stich.«
Und er hatte vergessen, dass er noch vor einer Stunde etwas ganz anderes gesagt hatte. Sein Groll war verschwunden. Es war lange her, dass er seine Tochter so in den Armen gehalten hatte, und in diesen Minuten dachte er nur an Margit und nicht an Vanessa.
*
Harald war erleichtert, als er Vanessa allein im Zimmer fand. Das Nachtlicht brannte. Sie schlief aber nicht, sondern sah ihn mit großen glänzenden Augen an, und sie sah bezaubernd, unendlich lieblich aus im matten Schein des Lichtes.
»Es ist sehr spät«, flüsterte sie. »Wieso sind Sie noch hier?«
»Weil ich nichts Besseres mit meiner Zeit anzufangen weiß«, erwiderte er. »Wie geht es Ihnen jetzt?«
»Schon besser. Haben Sie mit Violet gesprochen?«
»Nur flüchtig. Ich war die ganze Zeit unterwegs.«
»Violet war lange bei mir.« Ihr Kopf drehte sich, und ihr Blick wanderte zu dem Blumengebinde.
»Es ist von Ihnen«, flüsterte sie. »Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
Er lächelte. »Ein paar Stunden hält es schon vor, kleines Mädchen.«
»Ich bin heute hundert Jahre älter geworden«, sagte Vanessa verhalten.
»Und noch hübscher. Für eine Hundertzwanzigjährige unglaublich. Sie werden Schlagzeilen machen.«
Er hatte sich nichts dabei gedacht, aber sie sah schnell von ihm fort.
»Eben das will ich nicht«, stieß sie hervor. »Meinen Sie, dass alles in die Zeitungen kommt?«
»Keine Sorge, Vanessa. Ich habe schon dafür gesorgt, dass dies nicht geschieht.«
»Haben Sie so viel Einfluss?«, fragte sie befangen.
»Manchmal genügt die Androhung einer Klage. Wer kennt hier schon Vanessa Hunter?«
»Aber jeder kennt Harald Johanson«, sagte sie.
»Glauben Sie ja nicht, dass mir das Spass macht, aber in diesem speziellen Fall ist es nicht von Nachteil. Man weiß, dass ich eine lange Puste habe und ein dickes Fell. Aber jetzt etwas anderes. Ich habe vorhin mit Ihrem Vater gesprochen und dachte schon, er hätte Ihnen einen Besuch abgestattet. Es ist ihm zuzutrauen, dass er hier ganz einfach aufkreuzt.«
»Darf er denn einfach herumspazieren?«, fragte sie verwundert.
»Er fragt nicht danach, was er darf. Er tut, was er will.«
»Und er hat immer bekommen, was er haben wollte«, sagte Vanessa mit einem Anflug von Bitterkeit.
»Ich weiß, dass er mehr Gefühl hat, als man ihm zutraut. Er hat nicht von mir verlangt, dass ich mich zu seinem Fürsprecher mache, aber ich schätze ihn so sehr, dass ich es doch tun möchte. Reichen Sie ihm die Hand, Vanessa, wenn er kommt. Ich ahne, was in ihm vor sich gegangen ist, seit er erfuhr, dass er noch eine Tochter hat. Es ist schwer für einen Mann, der einmal in seinem Leben einer ganz starken Liebe fähig war, das Glück nicht festhalten zu können. Es ist für jeden Mann schwer.«
»Haben Sie das auch schon erlebt?«, fragte Vanessa.
»Nein, und was mich angeht, muss ich sagen, dass ich das Glück festhalten würde, komme, was da wolle.«
»Auch, wenn es Ihnen erst begegnen würde, wenn Sie schon verheiratet sind?«
»Ich würde niemals heiraten, wenn ich nicht restlos überzeugt wäre, dass es die ganz große Liebe ist.«
Vanessa schloss die Augen.
»Aber Sie haben sich mit Margit verlobt.«
»Nein, soweit ist es nicht gekommen. Ich gebe zu, dass eine Verlobung geplant war, aber dann kam mir die Erleuchtung, wie sinnlos ein so spektakulärer Akt ist.«
»Sie ist ein sehr attraktives Mädchen«, sagte Vanessa.
»Bestreite ich nicht. Sie ist auch sehr intelligent. Sie weiß genau, was sie will, und ich wusste es nicht. Das war der Unterschied.«
»Sie liebt Sie?«
»Na, das nun auch wieder nicht. Das würde bei Margit nie den Ausschlag geben. Sagen wir es mal so: Ich entsprach ihren Vorstellungen. Aber es ist unnütz, darüber zu sprechen. Die Verhältnisse sind geklärt. Gottfried Detloff hat mich verstanden und meine Einstellung akzeptiert, und Margit wurde dadurch kein Schock versetzt. Den versetzte ihr ein anderer.«
»Simon?«, fragte Vanessa.
»Eines haben Sie mit Margit gemeinsam, Vanessa. Sie haben beide mit demselben Mann schlimme Erfahrungen gemacht. Vielleicht erweist sich das eines Tages als Brücke zwischen Ihnen. Und jetzt werde ich mich für heute verabschieden müssen, sonst wirft man mich noch hinaus und verhängt Hausverbot über mich. Dann dürfte ich Sie nicht mehr besuchen, und das möchte ich doch.«
Seine Stimme hatte einen ganz weichen Klang, und