Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Lassen Sie sich damit Zeit«, bat er. »Hunter Cottage ist übrigens sehr
hübsch. Und mit Laura habe ich mich schon angefreundet.«
»Tatsächlich? Sie ist aber sehr störrisch im allgemeinen.«
»Vorsichtig, wollen wir besser sagen, aber ich kann mich nicht beklagen. Sie würde sicher nichts dagegen haben, wenn ich Sie auf Hunter Cottage besuchen würde.«
»Soll ich es so verstehen, dass Sie es billigen, wenn ich an meinem Entschluss festhalte?«
»Jeder Mensch muss das tun, was er für richtig hält. Manchmal kann man seine Meinung aber auch ändern. Morgen ist ein neuer Tag, und niemand wird Ihnen noch etwas zuleide tun. Sie sollen jetzt gesund werden und auch ein glückliches Mädchen, das ich gern einmal fröhlich lachen hören möchte. Und wenn es mir gestattet wird, möchte ich diesem Mädchen auch meine Heimat zeigen. Es gibt hier auch so schöne Plätze wie Hunter Cottage. Einen zauberhaften Platz sogar, wo Sie sich wunderbar erholen können. Eine Insel mit einem vielversprechenden Namen.«
»Wie heißt sie?«
»Insel der Hoffnung.«
»Isle of Hope. Insel der Hoffnung«, wiederholte sie gedankenverloren. »Gehört sie Ihnen?«
»Nein, sie gehört Dr. Norden, und um kein Geld der Welt würde er sie sich abhandeln lassen.«
Sie sah ihn mit einem Blick an, der eigentümliche Gefühle in ihm weckte, in dem Staunen, Nachdenklichkeit und noch ein anderer, undeutbarer Ausdruck lag.
»Harald«, sagte sie gedankenverloren, schon ein bisschen schläfrig, und ausgerechnet in diesem Augenblick tat sich die Tür auf, und Dr. Behnisch erschien.
»Nun werde ich hinausgeworfen«, sagte Harald schnell.
»Aber er darf doch wiederkommen?«, sagte Vanessa bittend.
»Natürlich darf er wiederkommen«, erwiderte Dr. Behnisch.
*
Er kam schon am nächsten Vormittag. Diesmal brachte er ihr selbst Blumen. Er sah sofort, dass sie geweint hatte, und tiefe Besorgnis erfüllte ihn.
»Schmerzen, Vanessa?«, fragte er gepreßt.
»Nein, es geht mir schon ganz gut. Mein Vater war bei mir. Er tut mir sehr leid.«
Der große starke Gottfried Detloff tat der kleinen Vanessa leid. Was sollte man dazu sagen?
»Er wird bald wieder auf den Beinen sein«, sagte Harald beruhigend. »Wenn er die ärztlichen Ratschläge befolgt, wird er noch lange leben.«
»Das hoffe ich sehr«, sagte sie leise, »aber das meinte ich nicht. Er hat Mummy auch sehr geliebt, und er war viele Jahre sehr einsam. Sie hätten zusammen glücklich sein können. Es war ihnen nicht beschieden. Und nun hat er zwei Töchter und weiß nicht so recht, wie er jeder gerecht werden soll. Er hat es nicht gesagt, aber ich spüre es. Er hat mir erzählt, was Margit widerfahren ist. Müssten Sie jetzt nicht zu ihr stehen, Harald?«
Er sah sie bestürzt an. »Nein, das kann ich nicht, Vanessa«, sagte er heiser, »jetzt nicht mehr.«
»Warum nicht? Sie hat Ihnen doch gefallen, und Sie haben sich auch verstanden. Vielleicht hat sie sich verändert. Dad hat es gesagt.«
»Hat er auch gesagt, dass ich mich um sie kümmern sollte?«
»Nein, das hat er nicht gesagt, aber es mag sein, dass er es hofft.«
»Mein kleines Mädchen, jetzt werden wir einmal ganz vernünftig miteinander sprechen. Gestern war der gute Gottfried Detloff soweit, dass er sein Testament zu Ihren Gunsten ändern wollte. Und wie ich gestern Abend von Dr. Norden hörte, wollte er mit Ihnen zur Insel der Hoffnung fahren. Von Margit wollte er gar nichts mehr wissen, dieser Dickschädel. Ich bin froh, dass er schnell anderen Sinnes geworden ist, aber ich sehe nicht ein, dass ich auch noch in die Bresche springen soll. Wenn Margit sich von dem Schock erholt hat, wird sie sich schnell wieder zurechtfinden, wenn für sie alles beim alten bleibt. Ich kann für sie nur wünschen, dass der Schock wenigstens bewirkt hat, dass sie nicht mehr so grenzenlos egoistisch ist.«
»Sie ist völlig gebrochen«, sagte Vanessa bebend.
»Und Sie fließen über vor Mitleid.«
»Ist das verwerflich?«
»Hoffentlich hat Margit mit Ihnen auch so viel Mitleid«, sagte Harald.
»Ich brauche kein Mitleid. Ich bin eine Hunter.« Es klang stolz und rührend zugleich. Und wenn Harald sich bisher noch nicht darüber klargeworden war, was er für dieses Mädchen empfand, wusste er es in diesem Augenblick mit aller Deutlichkeit. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und geküsst, aber dafür schien ihm die Zeit doch noch nicht reif.
Aber vielleicht sagte sein Blick doch mehr als alle Worte. Vanessa errötete heiß. Sie schlug die Augen nieder, und als sich im nächsten Augenblick die Tür auftat, atmete sie sichtlich erleichtert auf.
Violet und Robin kamen. »So früh schon hier?«, begrüßte Violet Harald munter. »Damit haben wir nicht gerechnet.«
»Ich habe etwas Wichtiges mit Herrn Detloff zu besprechen und wollte nur schnell bei Vanessa hereinschauen«, redete sich Harald schnell heraus. »Wir treffen uns doch mittags?«
»Schon beschlossen«, sagte Robin. »Wir haben gestern Abend in Ihrem Stammlokal vorzüglich gegessen. Aber jetzt muss ich mich doch erst mit Vanessa bekannt machen.«
Es wurde für Harald und Vanessa ein flüchtiger Abschied, ein zu flüchtiger. Er hätte plötzlich noch so viel zu sagen gewusst. Aber sie sprach schon mit Robin und Violet, und Harald kam sich überflüssig vor. Es war ein scheußliches Gefühl. Und mit sehr gemischten Gefühlen begab er sich nun zu Gottfried Detloff.
Wenn er nun doch von ihm erwartete, dass er unter nun veränderten Umständen seine Beziehungen zu Margit wieder aufnahm und vertiefte?
Gottfried Detloff lag nicht mehr im Bett. Er war vollständig angekleidet. Harald war erst einmal fassungslos.
»Dr. Behnisch hat es mir erlaubt«, sagte der Ältere brummig. »Er meint, dass es besser wäre, als wenn ich im Schlafrock in der Klinik herumlaufe. Ich konnte meiner Tochter den ersten Besuch auch unmöglich im Schlafrock machen.« Er drehte sich um und stellte sich vor das Fenster. Harald konnte nur seinen breiten Rücken sehen, als er dann leise fortfuhr: »Vanessa sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Es hat mich fast umgeworfen. Ich glaube, dass ich es kaum ertragen könnte, sie Tag für Tag um mich zu haben, immer daran erinnert zu werden, was das Schicksal mir vorenthalten hat. Sie will auch gar nicht bei mir bleiben. Sie hat ihre Mutter sehr geliebt.«
»Sie hatte nur ihre Mutter«, sagte Harald.
Abrupt drehte sich Gottfried Detloff zu ihm um. »Sie sagen das so seltsam, Harald.«
»Wieso seltsam? Es ist eine Tatsache.«
»Sie sagen es so, als hätten Sie viel für Vanessa übrig.«
Harald schluckte. »Und wenn es so wäre?«, fragte er.
Detloff strich seine Haarsträhne aus der Stirn.
»Ich habe es einmal erlebt«, sagte er gedankenvoll. »Ich sah Vanessa, die ältere Vanessa, aber damals war sie so jung wie die Kleine, wie meine Tochter. Ich war verloren. Das hätten Sie mir nie zugetraut, nicht wahr, Harald? Ach was, sagen wir doch du zueinander, mein Junge. Verstehen kannst du mich ja nun. Oder täusche ich mich?«
Harald wusste nicht, was er erwidern sollte, aber Gottfried Detloff fuhr auch sogleich fort, und es war fast ein Monolog.
»Ich sah sie und war verloren. Wir gingen aufeinander zu und wussten, dass wir zusammengehören. Dazu braucht man nicht viel